Augsburger Allgemeine (Land West)
Heulen in Hürth
So war der Auftakt des Ersatz-Dschungelcamps
Köln Geschrei, Tränen und die Fortpflanzungsgelüste eines gemütlichen Betriebsschlossers: Das RTL„Dschungelcamp“hat sich zum Auftakt zumindest alle Mühe gegeben, an bessere Zeiten anzuknüpfen. Denn wegen der Corona-Pandemie wurde es ja nichts mit dem C-Promi-Camping in Australien, sodass RTL seit Freitag die Kakerlakenund-Geschmacklosigkeiten-Revue „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“als 15-teilige „Event-Show“mit dem Titel „Ich bin ein Star – Die große Dschungelshow“aus einem Studio in Hürth bei Köln sendet.
Nicht nur für TV-Kritikerin Anja Rützel eine herbe Enttäuschung. Sie schrieb auf Spiegel.de von einer „grobstückelig wirkenden neuen Hybridform aus Containerelementen und Best-of-Schwelgerei“. Das Problem: Man habe das menschelnde Geschehen rigoros eingedampft.
Am Freitagabend lockte das Format 4,18 Millionen Zuschauer vor den Bildschirm, was einem Marktanteil von 18,5 Prozent entsprach. Am Samstagabend waren noch 3,58 Millionen (14,5 Prozent) dabei. Das sind deutlich schlechtere Einschaltquoten als in den Vorjahren bei den regulären bislang 14 Staffeln, die auf Durchschnittswerte zwischen fünf und acht Millionen Zuschauer kamen.
In der Hürther 2021er-Variante spielen die Kandidaten um einen Platz im nächsten Camp 2022, das wieder in Australien sein soll. Dafür hocken sie in einem winzigen Haus und treten zu Prüfungen an, die an jene aus früheren, glorreicheren Zeiten erinnern. Insgesamt gibt es vier Dreier-Teams, die im Abstand mehrerer Tage einziehen.
Die erste Truppe: Model Zoe Saip (21, „Germany’s Next Topmodel“), Reality-TV-Kandidat Mike Heiter (28, „Love Island“) und Reality-Urgestein Frank Fussbroich (52, „Die Fussbroichs“). Der gelernte Betriebsschlosser spielte sich selbst gleich mal in den Vordergrund, als er recht spezielle Details aus seinem Sexleben offenbarte.
Immerhin bleibt sich die Show darin treu. Und auch die ErsatzAusgabe ist – wie das Original – schonungslos in ihrem Spott. Zum Auftakt zeigte RTL betont scheußliche Landschaftsbilder: Ein wackelndes „Schnitzel-Haus“-Schild, ein qualmendes Industriegebiet. Dazu erklärte Moderator Daniel Hartwich: „Zwischen Chemiepark, Wurstfabrik und zerbrochenen Träumen entsteht hier die härteste Show der Welt.“Bei all der Tristesse wirkte sogar der aus Australien eingeflogene Dschungel-Doktor „Dr. Bob“irritiert.