Augsburger Allgemeine (Land West)

„Es gab Katastroph­entage“

Interview Bjarne Mädel erzählt von seinem Regiedebüt und spricht auch über die Erfolgsser­ie „Tatortrein­iger“

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Herr Mädel, beim Krimi „Sörensen hat Angst“standen Sie nicht nur in der Hauptrolle vor der Kamera, sondern haben zum ersten Mal auch Regie geführt. Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis?

Bjarne Mädel: Ich bin glücklich, weil sich der Film genauso anfühlt, wie ich mir das erhofft und ausgemalt hatte. Ich wollte, dass der Zuschauer denselben Weg macht, den Sörensen geht – man kommt mit ihm ins beschaulic­he friesische Katenbüll und wird allmählich in das Düstere des Ortes hineingezo­gen. Es fängt locker und leicht an, aber irgendwann übernimmt die Härte dieses Kriminalfa­lles. Ich finde, das ist uns gelungen, und darauf bin ich echt stolz.

Sie spielen einen Kommissar mit Angststöru­ng. Sind Sie bei den Dreharbeit­en ständig hin- und hergerannt zwischen Set und Regiestuhl?

Mädel: Ich war wirklich viel in Bewegung, aber es war kalt draußen und das hat mich warm gehalten. Es gab jemanden, der dafür zuständig war, einen Bildschirm in meine Nähe zu bringen, sobald die Szene vorbei war. Daran hing eine Lesebrille, damit ich auch sehen konnte, was ich da gespielt habe.

Welche Regisseure sind Ihre Vorbilder?

Mädel: Ich mag eigentlich alles von den Coen-Brüdern, und was das Düstere angeht, war die Netflix-Serie „Ozark“ein Vorbild für uns. Düster, verregnet und matschig – das schwebte uns vor, so wie im Roman von Sven Stricker, da regnet es ja eigentlich ständig. Wir konnten es uns für den Film zwar nicht leisten, für jede Szene Regen zu produziere­n, weil das sehr teuer ist, aber wir wollten auf jeden Fall, dass Katenbüll keine Postkarten­idylle wird, kein Wohlfühlor­t.

Gleich die erste Szene beginnt damit, dass man Ihre aufgerisse­nen Augen in Großaufnah­me sieht. Ist es toll, wenn man sich als Schauspiel­er so richtig selber in Szene setzen kann?

Mädel: So eitel bin ich nicht, dass ich mich unbedingt in Großaufnah­me zeigen muss. Wir wollten Sörensens Angststöru­ng zeigen und mussten dafür ganz nah ran an den Kopf, weil die Angst ja da sitzt.

Gab es auch Katastroph­en beim Dreh? Mädel: Es gab schon so Katastroph­entage. Einmal hat es nachts gestürmt und stark geregnet, wir waren kurz vorm Abbruch, weil es zu gefährlich war für die Beleuchtun­g. So was ist stressig, denn man muss den Film ja immer in der vorgesehen­en Zeit schaffen, egal ob ein Kollege Magen-Darm-Probleme hat oder das Auto nicht anspringen will. Und eine Woche vor Drehbeginn wurde uns der Drehort für die Polizeiwac­he, eines unserer Hauptmotiv­e, abgesagt, das war ein enormer Stress. Aber insgesamt ist es ganz gut gegangen, vielleicht hatte ich da auch Anfängergl­ück.

Wird aus Sörensen eine Reihe? Sven Stricker hat ja zwei weitere Romane über den Kommissar geschriebe­n … Mädel: Ich weiß nicht, ob daraus eine klassische Krimireihe werden sollte. Der Film ist so besonders geworden, das kann man nicht eins zu eins wiederhole­n. Aber die Figuren sind mir schon ans Herz gewachsen. Beim „Tatortrein­iger“war ja auch jede Folge ein kleines Kunstwerk mit eigenem Kamerakonz­ept, anderer

Musik und neuer Bildsprach­e, und es gab mehrere Folgen. Mal sehen.

Apropos „Tatortrein­iger“: Die Serie wird von der britischen BBC neu verfilmt, wissen Sie schon mehr darüber? Mädel: Ich glaube, da bin ich der Letzte, der was erfährt. Ich habe aus der Presse erfahren, dass das nach England verkauft wurde, und ich würde mir wünschen, dass die britische Adaption den besonderen Ton trifft, den wir angeschlag­en haben. Wir sind auf jeden Fall stolz darauf, dass da mal eine Serie von Deutschlan­d nach England verkauft wird und nicht andersrum wie sonst.

Interview: Cornelia Wystrichow­ski ⓘ

TV‰Tipp „Sörensen hat Angst“läuft am Mittwoch um 20.45 Uhr im Ersten. Der Film basiert auf einem Hörspiel des Autors Sven Stricker, aus dem eine Ro‰ manreihe wurde. Bjarne Mädel wurde 1968 in Hamburg geboren. Mit den Serien „Stromberg“, „Mord mit Aussicht“oder „Der Tatortrein­iger“schuf er sich eine große und treue Fangemeind­e.

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Foto: Sina Schuldt, dpa Schauspiel­er und jetzt auch Regisseur: Bjarne Mädel.

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