Augsburger Allgemeine (Land West)
Als George Bush sein W. suchte
USA Aus dem Weißen Haus verschwinden Dinge – nicht zum ersten Mal
Sollte Ihnen demnächst in einem Online-Auktionshaus ein ausgestopfter Fasan „garantiert original aus dem Weißen Haus“angeboten werden, dann Obacht! Kann sein, dass die Sache einen Haken hat. Der Fasan gehört zu zahlreichen Dingen, die derzeit aus der Machtzentrale der Vereinigten Staaten geschleppt werden. Seit Tagen machen Fotos von Mitarbeitern die Runde, die das Gebäude mit Gegenständen verlassen, von denen man vermuten möchte, dass sie ihnen vielleicht gar nicht gehören. Eine Büste von Abraham Lincoln, gerahmte Bilder, das dekorative Federvieh. Typisch für diese TrumpTruppe, sollte man meinen. Aber damit würden wir dem abgewählten Präsidenten mit Hang zur Dreistigkeit ausnahmsweise mal unrecht tun. Denn diese Art von Mitnahmeeffekt hat in Washington quasi schon Tradition.
Am schlimmsten wütete die Mannschaft von Bill Clinton. Aus Frust über den bis heute umstrittenen Sieg von George W. Bush über Clintons Vize Al Gore demolierten sie die feudalen Räume, verklebten Schränke, sprühten Parolen auf Toilettenwände und stahlen das präsidiale Siegel. Besonders fies: Auf zahlreichen Computertastaturen fehlte ausgerechnet der Buchstabe „W“. Damit konnte Bush sein berühmtes Double-U zwischen Vor- und Nachnamen nicht mehr tippen. Und ohne das www am Anfang ließ sich damals auch kaum eine Internetseite öffnen. Untersuchungen ergaben einen Schaden im fünfstelligen Bereich. Was ist dagegen ein ausgestopfter Fasan? Andererseits: Bis zur Amtsübergabe kann noch viel kaputtgehen. Im wahrsten und im übertragenen Sinne des Wortes. Am Mittwoch wird der neue Präsident Joe Biden vereidigt, um den es schon heute auf der geht.