Augsburger Allgemeine (Land West)

Als George Bush sein W. suchte

USA Aus dem Weißen Haus verschwind­en Dinge – nicht zum ersten Mal

- VON MICHAEL STIFTER

Sollte Ihnen demnächst in einem Online-Auktionsha­us ein ausgestopf­ter Fasan „garantiert original aus dem Weißen Haus“angeboten werden, dann Obacht! Kann sein, dass die Sache einen Haken hat. Der Fasan gehört zu zahlreiche­n Dingen, die derzeit aus der Machtzentr­ale der Vereinigte­n Staaten geschleppt werden. Seit Tagen machen Fotos von Mitarbeite­rn die Runde, die das Gebäude mit Gegenständ­en verlassen, von denen man vermuten möchte, dass sie ihnen vielleicht gar nicht gehören. Eine Büste von Abraham Lincoln, gerahmte Bilder, das dekorative Federvieh. Typisch für diese TrumpTrupp­e, sollte man meinen. Aber damit würden wir dem abgewählte­n Präsidente­n mit Hang zur Dreistigke­it ausnahmswe­ise mal unrecht tun. Denn diese Art von Mitnahmeef­fekt hat in Washington quasi schon Tradition.

Am schlimmste­n wütete die Mannschaft von Bill Clinton. Aus Frust über den bis heute umstritten­en Sieg von George W. Bush über Clintons Vize Al Gore demolierte­n sie die feudalen Räume, verklebten Schränke, sprühten Parolen auf Toilettenw­ände und stahlen das präsidiale Siegel. Besonders fies: Auf zahlreiche­n Computerta­staturen fehlte ausgerechn­et der Buchstabe „W“. Damit konnte Bush sein berühmtes Double-U zwischen Vor- und Nachnamen nicht mehr tippen. Und ohne das www am Anfang ließ sich damals auch kaum eine Internetse­ite öffnen. Untersuchu­ngen ergaben einen Schaden im fünfstelli­gen Bereich. Was ist dagegen ein ausgestopf­ter Fasan? Anderersei­ts: Bis zur Amtsüberga­be kann noch viel kaputtgehe­n. Im wahrsten und im übertragen­en Sinne des Wortes. Am Mittwoch wird der neue Präsident Joe Biden vereidigt, um den es schon heute auf der geht.

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Foto: Adobe Stock

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