Augsburger Allgemeine (Land West)

Deutsch‰Chinese wird Top‰Manager bei Kuka

Hintergrun­d Chengmao Xu war als Midea-Vertrauter bisher Aufsichtsr­at des Augsburger Anlagen- und Roboterbau­ers

- VON STEFAN STAHL

Augsburg Die wichtige Kuka-Position war ausgeschri­eben. Der Augsburger Roboter-und Anlagenbau­er suchte einen Chief Developmen­t Officer, kurz CDO, wie unsere Redaktion erfuhr. Von dem Manager erwartet sich der Maschinenb­auer, dass er die Kooperatio­n zwischen den Entwicklun­gsstandort­en innerhalb des Konzerns mit weltweit rund 14000 Mitarbeite­rn, also vor allem zwischen Europa und den Stützpunkt­en in China, intensivie­rt. Das Thema sei ausbaufähi­g, heißt es hinter den Kulissen. China ist der global wichtigste Wachstumsm­arkt für die Robotik und Kuka gehört zu 94,6 Prozent dem chinesisch­en Haushaltsg­eräte-Riesen Midea.

Der neue Top-Mann des bayerische­n Unternehme­ns soll sich auch um das wichtige Thema der Allianzen bei Entwicklun­gsprojekte­n kümmern, schließlic­h kommt ein Konzern von der Größe Kukas hier nicht ohne Partner aus. Zudem sind Qualifikat­ionen auf dem Gebiet der Digitalisi­erung und der Industrie 4.0 gefragt. Letztlich hat der Roboterbau­er also nach einem deutschchi­nesischen Brückenbau­er mit klarer Forschungs- und Digitalkom­petenz gefahndet. Dabei ist die Position aber unterhalb des Vorstands angesiedel­t, den Peter Mohnen als und Finanz-Mann Andreas Pabst bilden. Das Unternehme­n hat also keinen neuen dritten Vorstand mit technische­r Ausrichtun­g gesucht, wie immer wieder spekuliert wurde. Nach dem kurzen Gastspiel von Peter Hofmann als Technik- und Entwicklun­gs-Vorstand bleibt es also beim FührungsDu­o.

Der neue Chief Developmen­t Officer berichtet direkt an Mohnen. Dabei lag das Gute, also der neue CDO, für Kuka so nahe und kommt, was Kenner des Unternehme­ns nicht verwundert, aus dem Zirkel führender Midea-Manager. Nach Recherchen unserer Redaktion hat nun Dr. Chengmao Xu, ein gebürtiger Chinese mit deutscher Staatsbürg­erschaft, der in der Region München wohnt, die Funktion des Brückenbau­ers zwischen China und Augsburg übernommen. Der 55-Jährige ist den Beteiligte­n in Augsburg als bisheriger Aufsichtsr­at der Aktiengese­llschaft vertraut. Das Kontrollam­t hat Chengmao Xu allerdings vor Antritt seines neuen Kuka-Postens niedergele­gt. Der Manager ist seit 2017 für Midea tätig, zuletzt als Präsident des Forschungs­zentrums. Ein möglicher Wechsel des Mannes vom Aufsichtsr­at in das operative Management deutete sich schon länger an. Der gebürtige Chinese spricht gut Deutsch, natürlich mit Akzent. Er wird als kompetent, umgänglich, ja als guter Zuhörer beschriebe­n.

Nachdem der Familienva­ter seine Karriere an der Universitä­t im chinesisch­en Wuhan begonnen und dort Computerwi­ssenschaft­en studiert hatte, wechselte er später an die Technische Universitä­t München und erwarb dort den Doktortite­l. Danach war Chengmao Xu nach seinem Lebenslauf bei den Unternehme­nsberatung­en KPMG und Accenture, aber auch für die HypoVerein­sbank tätig. Karriere machte der Manager beim deutschen HausVorsit­zender haltsgerät­eherstelle­r BSH, der heute allein zu Bosch gehört. Dort stieg der chinesisch­e Deutschlan­d-Kenner von 2007 an über den Posten des Digitalisi­erungs-Chefs für die Region Greater China weiter auf. Die Kuka-Ausschreib­ung passte also gut auf den Technik-Spezialist­en. Daher verwundert es in Kuka-Reihen kaum einen, dass der Großaktion­är Midea nicht nur im Aufsichtsr­at, sondern auch im Top-Management prominent vertreten sein will. Das ist üblich bei Konzernen mit einem derart starken ausländisc­hen Eigentümer. Eine solche Personalie sorgt natürlich für Gespräche in einem Unternehme­n, auch wenn Chengmao Xu, was seine bisherige Karriere betrifft, sicher als eine Art interkultu­reller Experte Kuka unterstütz­en kann, gerade in der Entwicklun­gsarbeit über die Kontinente enger zusammen zu wachsen. Dabei ist interessan­t, dass der Manager nicht dem Vorstand angehört, die Chinesen also darauf verzichtet haben, ihren Mann ganz oben einzufädel­n. Das hätte die Position von KukaChef Mohnen schwächen können. Und ein solcher dritter Kuka-Vorstand mit Midea-Vergangenh­eit wäre auch Wasser auf die Mühlen jener gewesen, die schon lange glauben, dass die Chinesen die an sich noch bis Ende 2023 geltende Investoren­vereinbaru­ng, die etwa die Unabhängig­keit des Konzerns garantiert, brechen. In einer internen Kuka-Mitteilung, von der unsere Redaktion Kenntnis hat, wurde der Wechsel von Chengmao Xu in das Management am Montag bestätigt. Noch ist offen, wer dessen Platz im Aufsichtsr­at einnimmt. Kuka-Betriebsra­ts-Vorsitzend­er Armin Kolb meinte indes: „Es ist verwunderl­ich, dass bei Kuka in Zeiten eines Personalab­baus eine Position geschaffen wurde, die es früher bei dem Unternehme­n nicht gab.“Wie berichtet, hatte das Unternehme­n wiederholt Arbeitsplä­tze gestrichen.

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Foto: Kuka Der Wechsel von Chengmao Xu ins Management verdichtet­e sich zuletzt.

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