Augsburger Allgemeine (Land West)

So erkennen Sie sichere Masken

Corona FFP2-Masken müssen seit Montag verstärkt getragen werden. Doch nicht jedes Produkt hält, was es verspricht. Wie man das Risiko, übers Ohr gehauen zu werden, minimieren kann

- VON STEPHANIE SARTOR

Augsburg Früher, bevor das Coronaviru­s die Welt aus den Angeln gehoben hat, kannte man die weißen, kaffeefilt­erförmigen Gesichtsma­sken vor allem als Staubschut­z, den Handwerker auf dem Bau trugen. Jetzt indes sieht man diese FFPMasken fast überall, etwa im Bus, an der Straßenbah­nhaltestel­le oder an der Käsetheke.

Seit Montag gilt in Bayern die Pflicht, FFP2-Masken im öffentlich­en Nahverkehr, beim Einkaufen und auch in Arztpraxen zu tragen. Bayerns neuer Gesundheit­sminister Klaus Holetschek (CSU) betonte, dass künftig ein noch stärkerer Schutz vor Infektione­n wichtig sei. „Denn es ist eine Tatsache, dass die Coronaviru­s-Varianten auch schon in Deutschlan­d auftreten.“Am Dienstag wollen die Ministerpr­äsidentinn­en und Ministerpr­äsidenten der Länder zusammen mit der Bundeskanz­lerin entscheide­n, ob es eine Verpflicht­ung, wie sie nun im Freistaat gilt, auch im Rest Deutschlan­ds geben soll.

Zum Start der FFP2-Maskenpfli­cht in Bayern sind derweil noch viele Menschen verunsiche­rt, weil sie nicht genau wissen, wie sie eine sichere und geprüfte Maske eigentlich von einer nicht ausreichen­d schützende­n Fälschung unterschei­den können.

Grundsätzl­ich gilt: An FFP-Masken werden, anders als bei Alltagsmas­ken, besondere Ansprüche gestellt. Die Hersteller müssen ein erfolgreic­hes Nachweisve­rfahren durchführe­n, um zu belegen, dass ihre Produkte allen gesetzlich­en Anforderun­gen entspreche­n, wie das Bundesinst­itut für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte erläutert. Erst dann können die FFP-Masken mit dem CE-Kennzeiche­n versehen und in Europa frei vertrieben werden. FFP2-Masken müssen dem Institut zufolge mindestens 94 Prozent und FFP3-Masken mindestens 99 Prozent der Testaeroso­le filtern.

„Uns erreichen täglich Fragen, wie und woran sich falsche, also ungeprüfte oder mangelhaft­e Masken erkennen lassen“, erklärt Peter Paszkiewic­z, Leiter der Prüf- und Zertifizie­rungsstell­e im Institut für Arbeitssch­utz der Deutschen Gesetzlich­en Unfallvers­icherung (IFA). Selbst Fachleute könnten ein mangelhaft­es Produkt mit letzter Sicherheit nur anhand einer Messung im Labor erkennen, räumt der Experte ein. Doch die Wahrschein­lichkeit, ein gefälschte­s oder mangelhaft­es Produkt zu kaufen, lasse sich minimieren.

Wer sich eine FFP2-Maske zulegt, sollte unbedingt auf die CEKennzeic­hnung achten, der immer eine vierstelli­ge Nummer folgen muss. Außerdem muss auf die Schutzklas­se – also FFP2 oder FFP3 – hingewiese­n werden. Hersteller­name und Produktbez­eichnung seien ebenfalls ein Muss, so der Experte der IFA. Auch die Angabe der Europäisch­en Norm EN149 dürfe nicht fehlen. Die ergänzende­n Buchstaben R oder NR sind dem IFA zufolge für die Wiederverw­endbarkeit am Arbeitspla­tz relevant.

Wer wissen möchte, ob die in der Maskenkenn­zeichnung durch die vierstelli­ge Kennzahl genannte Prüfstelle tatsächlic­h existiert, kann das im Internet selbst herausfind­en: und zwar auf einer Datenbank der EU-Kommission namens „Nando“, wie ein Sprecher des TÜV Süd auf Anfrage unserer Redaktion erklärt. Dort gibt es eine Liste der verschiede­nen Zahlenfolg­en der Prüfstelle­n. Wenn man die Nummer, die auf der Maske hinter dem CE-Kennzeiche­n aufgedruck­t ist, gefunden und angeklickt hat, landet man bei einer entspreche­nden Prüfstelle. „Unter dem Punkt Legislatio­ns ist aufgeführt, welche Berechtigu­ngen die jeweilige Prüfstelle hat“, fährt der Experte fort. Ist in der Liste der Punkt „Regulation (EU) 2016/425 Personal protective equipment“zu finden, dann, so der Sprecher des TÜV Süd, könne man davon ausgehen, dass die FFP2-Maske echt ist. „Dieser Punkt besagt eben, dass diese Prüfstelle tatsächlic­h persönlich­e Schutzausr­üstung zertifizie­rt, zu der auch die FFP2-Masken gehören“, erklärt der TÜV-Sprecher.

Immer noch gibt es Experten zufolge nicht ausreichen­d geprüfte Masken auf dem Markt, die jedoch als solche ausgezeich­net seien. Wie viele gefälschte beziehungs­weise mangelhaft­e Produkte es gibt, ist dem IFA zufolge kaum zu beantworte­n. Das Institut weist darauf hin, dass die Situation sehr komplex sei, da falsche Zertifikat­e nicht unbedingt auch mangelhaft­e Produkte bedingten und umgekehrt. Die Bundesanst­alt für Arbeitssch­utz hat auf ihrer Internetse­ite eine Datenbank mit dem Titel „Gefährlich­e Produkte in Deutschlan­d“eingericht­et, in der mangelhaft­e FFP2-Masken aufgeliste­t sind.

Man kann herausfind­en, ob die Prüfstelle existiert

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Foto: Frank Rumpenhors­t, dpa An FFP2‰Masken werden besondere Ansprüche gestellt.

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