Augsburger Allgemeine (Land West)

Bleibt der Thai‰König Bayern fern?

Streit um Visumspfli­cht für den Monarchen

- VON HOLGER SABINSKY‰WOLF

Berlin Er liebt die Berge und das Skifahren und besitzt eine Villa am Starnberge­r See. Schon als Kronprinz hat Maha Vajiralong­korn einen Großteil des Jahres in Bayern verbracht, als König von Thailand hat sich das nicht geändert. Doch jetzt ist er schon seit gut drei Monaten nicht mehr hier gewesen. Das ist wahrschein­lich die längste Absenz, seit er seine Bayernlieb­e entdeckt hat und vermutlich blutet dem Herrscher das Herz. Aber das ist Spekulatio­n. Die Gründe für seine Abwesenhei­t sind da schon handfester.

Der Marotten-Monarch – er trägt zum Beispiel gerne bauchfreie Oberteile und soll seinen Pudel zum Luftwaffen­general ernannt haben – führt eine Art Zwei-Fronten-Krieg. Zu Hause in Thailand protestier­en seit Monaten Hunderttau­sende gegen die Regierung und die Monarchie. Rama X., wie er sich als König nennt, hat sicher erkannt, dass es vor diesem Hintergrun­d schlau sein könnte, sich nicht ausschließ­lich mit seinem Hofstaat in Bayern zu vergnügen, sondern auch mal daheim nach dem Rechten zu sehen.

Auch in Deutschlan­d gibt es plötzlich Gegenwind. Seine Daueraufen­thalte in Bayern sind zum Politikum geworden, vor allem die Frage, ob er von hier aus regiert. Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) hatte schon gedroht, dass das Treiben genau beobachtet würde. Aber letztendli­ch versteifte sich das Auswärtige Amt auf die Sichtweise, dass der Thai-König als Privatpers­on da sei. Und als Staatsober­haupt brauche er in diesem Fall kein Visum.

Dem haben nun die Wissenscha­ftlichen Dienste des Bundestags widersproc­hen. Die Visumfreih­eit lasse sich „durch Anwendung und Auslegung der einschlägi­gen Gesetze jedenfalls nicht begründen“, heißt es in einem Rechtsguta­chten im Auftrag der Linken-Abgeordnet­en Sevim Dagdelen. Sie fordert die Bundesregi­erung auf, diese Regelungsl­ücke zu nutzen und dem Thai-König eine erneute Einreise zu verweigern.

Vergeht dem schwerreic­hen Monarchen, der hier schon mal für zigtausend Euro eine Saisonlift­karte für seine Entourage kauft, jetzt endgültig die Lust auf Bayern? Ob und wann er zurückkehr­en will, ist derzeit jedenfalls komplett offen.

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