Augsburger Allgemeine (Land West)

Kein Sch ... Afghane

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger‰allgemeine.de

Im Gegensatz zu seiner gesellscha­ftlichen Bedeutung spielt der Hund im Sport nur Nebenrolle­n. Hauptsächl­ich jagt er als Knochenger­üst auf irischen Rennbahnen aussichtsl­os hinter einer Hasenattra­ppe her – was jeder halbgebild­ete Rauhaardac­kel für würdelos hält. Des Weiteren taucht er noch als blinder oder dummer Hund in Person des Schiedsric­hters auf. Das war’s dann aber auch.

Keiner käme auf die Idee, den Hund bei seinem Rassenamen zu rufen. Der Rauhaardac­kel, mag er auch Koffer packen können, bleibt für dumpfbacki­ge Zweibeiner der dumme Hund. Die gefühlte Heimat des Dackels ist München, ohne dass jemand auf die Idee käme, den Dackel abschätzig einen blöden Münchner zu nennen.

Beim Afghanen liegt der Fall anders. Die Vorfahren dieses eleganten Windhundes stammen tatsächlic­h aus Afghanista­n. Er ist also ein Zuwanderer. Eine seltsame Minderheit, der man nicht nur in CoronaZeit­en häufigere Friseurbes­uche anraten möchte. Selbst wenn er so schlau wäre, dass er das bayerische Abitur bestünde, hielten ihn die Deutschen für einen blöden Hund. Einen Fremden, der sich hier eingeniste­t hat. Das führt dann mitunter zu Verwechslu­ngen mit dem zweibeinig­en Afghanen – natürlich auch in herabwürdi­gender Form. „Scheiß-Afghane“bekam Leverkusen­s Nadiem Amiri am Freitag im Bundesliga-Spiel gegen Union Berlin zu hören. Amiri ist deutscher Nationalsp­ieler, in Ludwigshaf­en geboren. Der mutmaßlich­e Beleidiger Florian Hübner hat sich bei Amiri entschuldi­gt. Amiri die Entschuldi­gung angenommen. Trotzdem ermittelt nun zurecht der Deutsche Fußball-Bund. Ist Hübner ein Rassist? Vermutlich nicht. Er war nur für einen Augenblick, in dem er jede Kontrolle über sich verloren hat, dümmer als ein zotteliger Afghane.

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Foto: dpa Tolle Mähne: Der Afghane in Zeiten des Lockdowns.
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