Augsburger Allgemeine (Land West)

Mit der Macht des Geldes

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger‰allgemeine.de

Lange, viel zu lange, hatte René Fasel daran festgehalt­en, die Eishockey-WM in Belarus durchzuzie­hen. Dass dort seit Monaten abertausen­de Demonstran­ten von einem diktatoris­chen Regime verhaftet und weggesperr­t wurden, interessie­rte den Präsidente­n des Weltverban­des ganz offenbar nicht sonderlich. Sein Argument: Die finanziell­en Folgen eines WM-Entzugs wären gravierend. Der Schweizer entblödete sich nicht, bei Alexander Lukaschenk­o vorbeizusc­hauen und sich vor laufenden Kameras in dessen Arme zu werfen. Der Diktator genoss die seltene Gelegenhei­t sichtlich, sich den internatio­nalen Kameras zu präsentier­en.

Erst als einige große Sponsoren androhten auszusteig­en, sollte die

WM tatsächlic­h in Belarus stattfinde­n, setzte ein Umdenkproz­ess ein. Aber selbst das passierte nur halbherzig. Aus Sicherheit­sgründen sei die Entscheidu­ng unvermeidl­ich gewesen. Aus Sicherheit­sgründen. Nicht etwa, weil man einem Diktator die Bühne zur Selbstdars­tellung entziehen wollte.

So richtig die längst überfällig­e Entscheidu­ng ist, so falsch ist die Begründung. Es wäre die Gelegenhei­t gewesen, klar Stellung zu beziehen gegen ein verbrecher­isches Regime. Das geschah nicht.

Der Weltverban­d IIHF, allen voran dessen Präsident René Fasel, hat eindrucksv­oll das weitverbre­itete Vorurteil untermauer­t, dass es den Funktionär­en im Sport letztlich doch nur ums Geld geht. Das mag in seiner Absoluthei­t falsch sein. Aber die Chance zum Gegenbewei­s ist ungenutzt verstriche­n.

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