Augsburger Allgemeine (Land West)
„Es war einfach total daneben“
Eishockey Ingolstadts Neuzugang Daniel Pietta sorgte für einen Rassismus-Skandal. Jetzt ist seine Sperre abgelaufen
Ingolstadt Den Start an seinem neuen Arbeitsplatz hatte sich Daniel Pietta sicherlich anders vorgestellt. Der 34-Jährige ist einer der besten deutschen Eishockeyspieler. Trotzdem verbrachte er seine Karriere bis zum Sommer in Krefeld. Als diese Langzeitliebe zerbrach, begleitet von allerlei hässlichen Nebengeräuschen, wechselte Pietta zum ERC Ingolstadt. Dort will er noch einmal durchstarten.
Dieses Vorhaben allerdings wurde jäh unterbrochen. Im zweiten Vorbereitungsspiel Anfang Dezember gegen Straubing lieferte sich Pietta erst eine handfeste Auseinandersetzung mit Sena Acolatse und ließ sich dann zu einer Kraulende Kratzbewegungen unter der Achseln
hinreißen. Diese rassistische „Affengeste“sorgte für ein Beben in der Deutschen Eishockeyliga. Die DEL leitete ein Ermittlungsverfahren ein und sperrte Pietta für neun Spiele, dazu kam eine Geldstrafe. In der Urteilsbegründung hieß es: „Nach Auswertung der Beweismittel kommt der Disziplinarausschuss zu der Ansicht, dass in dieser Geste eindeutig ein unsportliches Verhalten (...) in Form einer rassistischen Verunglimpfung vorliegt. Ein solches Verhalten ist inakzeptabel und kann nicht toleriert werden.“
Die Sperre endet an diesem Dienstag im Heimspiel des ERCI gegen Schwenningen (18.30 Uhr). Im Vorfeld hat der Stürmer gegenüber unserer Redaktion erstmals über die Geschehnisse gesprochen. „Wenn ich es rückgängig machen könnte, würde ich das liebend gerne tun. Ich habe mich danach auch dafür entschuldigt. Ich bin kein Mensch, der in diese Richtung denkt. Als ich nach der Szene in die Kabine fuhr, dachte ich mir: ’Oh, Shit! Das war komplett daneben.’“Er wolle die Szene nicht verharmlosen, „aber eigentlich war es in Richtung
Straubinger Bank gemeint. Auf dem Eis spielen Emotionen eine Rolle. Da ist man manchmal auch nicht ganz so klar im Kopf. Ich will das nicht beschönigen. Es ist auch keine Ausrede. Es war einfach total daneben.“
Ganz
Eishockey-Deutschland diskutierte über den Vorfall, die Kommentarspalten der sozialen Netzwerke quollen fast über. Auch von seinem neuen Arbeitgeber wurde der Center sanktioniert. Pietta im Rückblick: „Die ersten Tage nach der Aktion wusste ich nicht, wie es weitergeht. Ich hatte Bauchschmerzen, hatte zwar Hunger, aber habe nichts runter bekommen. Wenn man nicht selbst in dieser Situation war, kann man das gar nicht so verstehen. Mir ging es nicht gut. Aber nochmals: Ich will nicht auf Mitleid machen. Ich habe meine Strafe dafür bekommen. Ich habe sie abgesessen, habe meine Geldstrafe abbezahlt, habe alles akzeptiert. Ich will nach vorne schauen.“In nicht allzuferner Zukunft wird er dort dann auch Acolatse wieder sehen. Am 31. Januar treffen die Ingolstädter das nächste Mal auf Straubing.