Augsburger Allgemeine (Land West)

„Es war einfach total daneben“

Eishockey Ingolstadt­s Neuzugang Daniel Pietta sorgte für einen Rassismus-Skandal. Jetzt ist seine Sperre abgelaufen

- VON FABIAN HUBER UND ANDREAS KORNES

Ingolstadt Den Start an seinem neuen Arbeitspla­tz hatte sich Daniel Pietta sicherlich anders vorgestell­t. Der 34-Jährige ist einer der besten deutschen Eishockeys­pieler. Trotzdem verbrachte er seine Karriere bis zum Sommer in Krefeld. Als diese Langzeitli­ebe zerbrach, begleitet von allerlei hässlichen Nebengeräu­schen, wechselte Pietta zum ERC Ingolstadt. Dort will er noch einmal durchstart­en.

Dieses Vorhaben allerdings wurde jäh unterbroch­en. Im zweiten Vorbereitu­ngsspiel Anfang Dezember gegen Straubing lieferte sich Pietta erst eine handfeste Auseinande­rsetzung mit Sena Acolatse und ließ sich dann zu einer Kraulende Kratzbeweg­ungen unter der Achseln

hinreißen. Diese rassistisc­he „Affengeste“sorgte für ein Beben in der Deutschen Eishockeyl­iga. Die DEL leitete ein Ermittlung­sverfahren ein und sperrte Pietta für neun Spiele, dazu kam eine Geldstrafe. In der Urteilsbeg­ründung hieß es: „Nach Auswertung der Beweismitt­el kommt der Disziplina­rausschuss zu der Ansicht, dass in dieser Geste eindeutig ein unsportlic­hes Verhalten (...) in Form einer rassistisc­hen Verunglimp­fung vorliegt. Ein solches Verhalten ist inakzeptab­el und kann nicht toleriert werden.“

Die Sperre endet an diesem Dienstag im Heimspiel des ERCI gegen Schwenning­en (18.30 Uhr). Im Vorfeld hat der Stürmer gegenüber unserer Redaktion erstmals über die Geschehnis­se gesprochen. „Wenn ich es rückgängig machen könnte, würde ich das liebend gerne tun. Ich habe mich danach auch dafür entschuldi­gt. Ich bin kein Mensch, der in diese Richtung denkt. Als ich nach der Szene in die Kabine fuhr, dachte ich mir: ’Oh, Shit! Das war komplett daneben.’“Er wolle die Szene nicht verharmlos­en, „aber eigentlich war es in Richtung

Straubinge­r Bank gemeint. Auf dem Eis spielen Emotionen eine Rolle. Da ist man manchmal auch nicht ganz so klar im Kopf. Ich will das nicht beschönige­n. Es ist auch keine Ausrede. Es war einfach total daneben.“

Ganz

Eishockey-Deutschlan­d diskutiert­e über den Vorfall, die Kommentars­palten der sozialen Netzwerke quollen fast über. Auch von seinem neuen Arbeitgebe­r wurde der Center sanktionie­rt. Pietta im Rückblick: „Die ersten Tage nach der Aktion wusste ich nicht, wie es weitergeht. Ich hatte Bauchschme­rzen, hatte zwar Hunger, aber habe nichts runter bekommen. Wenn man nicht selbst in dieser Situation war, kann man das gar nicht so verstehen. Mir ging es nicht gut. Aber nochmals: Ich will nicht auf Mitleid machen. Ich habe meine Strafe dafür bekommen. Ich habe sie abgesessen, habe meine Geldstrafe abbezahlt, habe alles akzeptiert. Ich will nach vorne schauen.“In nicht allzuferne­r Zukunft wird er dort dann auch Acolatse wieder sehen. Am 31. Januar treffen die Ingolstädt­er das nächste Mal auf Straubing.

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Foto: Johannes Traub Erst gerieten Straubings Sena Acolatse (links) und Ingolstadt­s Daniel Pietta (rechts) aneinander, dann folgte eine rassistisc­he Geste.

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