Augsburger Allgemeine (Land West)
Reizklima beim FC Augsburg
Bundesliga Bei der Analyse nach der 0:2-Niederlage in Bremen sollen Trainer Heiko Herrlich und Florian Niederlechner aneinandergeraten sein. Manager Stefan Reuter widerspricht
Augsburg Die Aufarbeitung der 0:2 (0:0)-Niederlage des FC Augsburg bei Werder Bremen dauerte am Sonntag über eine Stunde. Es gab auch genügend Gesprächsthemen zwischen Trainer Heiko Herrlich, Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter und der Mannschaft. Da waren die mageren Darbietungen der vergangenen Spieltage mit der 1:4-Niederlage gegen den VfB und der bitteren Pleite in Bremen. Und da war der Rüffel von Torhüter Rafal Gikiewicz an seinen Mitspielern, noch am Spielfeldrand im Interview mit Sky. „Wir verlieren ein wichtiges Spiel in Bremen und lachen jetzt nach dem Abpfiff. Das kann ich nicht akzeptieren. Das geht für mich nicht“, polterte er in die Kamera.
Stefan Reuter und Trainer Heiko Herrlich kündigten eine interne Aufarbeitung an, die am Sonntag auch erfolgte: „Es ist wichtig, dass man kritisch miteinander umgeht, die Dinge aber in der Kabine bespricht“, sagte Reuter am Montag gegenüber unserer Redaktion. „Es ist vollkommen ok, dass er angefressen und sauer ist nach so einem Spiel. Wichtig ist es, dass man sich gegenseitig pusht, um ein Leistungsklima zu erzeugen und alles rauszukitzeln. Darum schadet es auch nicht, wenn es in der Kabine mal raschelt. Aber so etwas gehört in die Kabine und nicht in die Öffentlichkeit.“
Intensiv besprochen wurde auch die nach unten zeigende Formkurve der letzten Wochen. Nach Informationen unserer Redaktion sollen dabei Florian Niederlechner und Trainer Heiko Herrlich aneinandergeraten sein. Dies ist umso erstaunlicher, weil Herrlich 2011 Niederlechner aus der Bayernliga zum Drittligisten SpVgg Unterhaching holte. Damit begann die Profikarriere von Niederlechner. Das Reizklima scheint derzeit hoch zu sein.
Der Stürmer soll Herrlich auf die Frage nach den Gründen für das Formtief des Teams seine Sicht der Dinge erläutert haben. Die Antwort soll Herrlich aber persönlich genommen haben. Daraufhin soll Niederlechner gesagt haben: „Dann sage ich halt gar nichts mehr.“
Stefan Reuter widerspricht der Darstellung: „Aneinandergeraten ist absoluter Quatsch. Es haben mehrere Spieler gesagt, was sie denken. Es ist ganz wichtig, dass man solche Dinge aufarbeitet, sagt, was man besser machen kann und dass auch aus der Mannschaft der eine oder andere Ansatz kommt. Es ist ganz offen kommuniziert worden.“
Der Sportchef des FCA mahnt von allen Beteiligten eine intensive Beschäftigung mit der derzeitigen Spielweise an: „ Da muss auch jeder selbstkritisch rangehen, keine Ausreden suchen, sondern sich fragen: kann ich ein paar Meter mehr machen, kann ich einen tiefen Laufweg anbieten, kann ich einen Tick schneller spielen, kann ich das Tempo hochhalten und verschärfen.“
Bei der Trendumkehr vertraut er voll auf Trainer Heiko Herrlich: „100-prozentig. Zu Beginn der Saison haben wir als Mannschaft fleißig gearbeitet und sind auch belohnt worden. Jetzt haben wir ein Spiel verloren, das man nicht verlieren darf. Diese Niederlage tut extrem weh. Aber es gibt immer schwierige Phasen in einer Saison. Und wenn man verliert, hast du wenige Argumente. Da heißt es Kritik annehmen und selbstkritisch sein. Heiko spricht die Dinge klar an, es wird daran gearbeitet.“Der Kreditrahmen ist noch nicht ausgeschöpft: „Wir arbeiten gemeinsam intensiv und konsequent an den Dingen.“
Die sportliche Krise und die Unruhe kommen zur Unzeit. Bis weit in den Februar hinein hat der Terminplan nur Spiele gegen die TopSechs der Liga vorgesehen. Kein Problem für Reuter: „Wir wollen doch gegen die Großen spielen und sie auch ärgern. Wir nehmen die Herausforderung gerne an.“Der Start erfolgt bereits am Mittwoch (20.30 Uhr/Sky) mit dem Heimspiel gegen Tabellenführer Bayern München. Seinem Ex-Klub will er das Leben schwer machen: „Wir müssen dafür aber sehr kompakt und eng stehen. Einem solchen Topteam darfst du die Schnittstellen nicht aufmachen. Wir müssen aber auch mit dem nötigen Mut umschalten.“
Vielleicht wirken die Diskussionen in diesen Tagen wie ein reinigendes Gewitter, vielleicht sind es aber die Ausläufer eines ausgiebigen Tiefdruckgebietes, das Heiko Herrlich am Ende durchaus den Job kosten könnte.