Augsburger Allgemeine (Land West)

Reizklima beim FC Augsburg

Bundesliga Bei der Analyse nach der 0:2-Niederlage in Bremen sollen Trainer Heiko Herrlich und Florian Niederlech­ner aneinander­geraten sein. Manager Stefan Reuter widerspric­ht

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Die Aufarbeitu­ng der 0:2 (0:0)-Niederlage des FC Augsburg bei Werder Bremen dauerte am Sonntag über eine Stunde. Es gab auch genügend Gesprächst­hemen zwischen Trainer Heiko Herrlich, Sport-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter und der Mannschaft. Da waren die mageren Darbietung­en der vergangene­n Spieltage mit der 1:4-Niederlage gegen den VfB und der bitteren Pleite in Bremen. Und da war der Rüffel von Torhüter Rafal Gikiewicz an seinen Mitspieler­n, noch am Spielfeldr­and im Interview mit Sky. „Wir verlieren ein wichtiges Spiel in Bremen und lachen jetzt nach dem Abpfiff. Das kann ich nicht akzeptiere­n. Das geht für mich nicht“, polterte er in die Kamera.

Stefan Reuter und Trainer Heiko Herrlich kündigten eine interne Aufarbeitu­ng an, die am Sonntag auch erfolgte: „Es ist wichtig, dass man kritisch miteinande­r umgeht, die Dinge aber in der Kabine bespricht“, sagte Reuter am Montag gegenüber unserer Redaktion. „Es ist vollkommen ok, dass er angefresse­n und sauer ist nach so einem Spiel. Wichtig ist es, dass man sich gegenseiti­g pusht, um ein Leistungsk­lima zu erzeugen und alles rauszukitz­eln. Darum schadet es auch nicht, wenn es in der Kabine mal raschelt. Aber so etwas gehört in die Kabine und nicht in die Öffentlich­keit.“

Intensiv besprochen wurde auch die nach unten zeigende Formkurve der letzten Wochen. Nach Informatio­nen unserer Redaktion sollen dabei Florian Niederlech­ner und Trainer Heiko Herrlich aneinander­geraten sein. Dies ist umso erstaunlic­her, weil Herrlich 2011 Niederlech­ner aus der Bayernliga zum Drittligis­ten SpVgg Unterhachi­ng holte. Damit begann die Profikarri­ere von Niederlech­ner. Das Reizklima scheint derzeit hoch zu sein.

Der Stürmer soll Herrlich auf die Frage nach den Gründen für das Formtief des Teams seine Sicht der Dinge erläutert haben. Die Antwort soll Herrlich aber persönlich genommen haben. Daraufhin soll Niederlech­ner gesagt haben: „Dann sage ich halt gar nichts mehr.“

Stefan Reuter widerspric­ht der Darstellun­g: „Aneinander­geraten ist absoluter Quatsch. Es haben mehrere Spieler gesagt, was sie denken. Es ist ganz wichtig, dass man solche Dinge aufarbeite­t, sagt, was man besser machen kann und dass auch aus der Mannschaft der eine oder andere Ansatz kommt. Es ist ganz offen kommunizie­rt worden.“

Der Sportchef des FCA mahnt von allen Beteiligte­n eine intensive Beschäftig­ung mit der derzeitige­n Spielweise an: „ Da muss auch jeder selbstkrit­isch rangehen, keine Ausreden suchen, sondern sich fragen: kann ich ein paar Meter mehr machen, kann ich einen tiefen Laufweg anbieten, kann ich einen Tick schneller spielen, kann ich das Tempo hochhalten und verschärfe­n.“

Bei der Trendumkeh­r vertraut er voll auf Trainer Heiko Herrlich: „100-prozentig. Zu Beginn der Saison haben wir als Mannschaft fleißig gearbeitet und sind auch belohnt worden. Jetzt haben wir ein Spiel verloren, das man nicht verlieren darf. Diese Niederlage tut extrem weh. Aber es gibt immer schwierige Phasen in einer Saison. Und wenn man verliert, hast du wenige Argumente. Da heißt es Kritik annehmen und selbstkrit­isch sein. Heiko spricht die Dinge klar an, es wird daran gearbeitet.“Der Kreditrahm­en ist noch nicht ausgeschöp­ft: „Wir arbeiten gemeinsam intensiv und konsequent an den Dingen.“

Die sportliche Krise und die Unruhe kommen zur Unzeit. Bis weit in den Februar hinein hat der Terminplan nur Spiele gegen die TopSechs der Liga vorgesehen. Kein Problem für Reuter: „Wir wollen doch gegen die Großen spielen und sie auch ärgern. Wir nehmen die Herausford­erung gerne an.“Der Start erfolgt bereits am Mittwoch (20.30 Uhr/Sky) mit dem Heimspiel gegen Tabellenfü­hrer Bayern München. Seinem Ex-Klub will er das Leben schwer machen: „Wir müssen dafür aber sehr kompakt und eng stehen. Einem solchen Topteam darfst du die Schnittste­llen nicht aufmachen. Wir müssen aber auch mit dem nötigen Mut umschalten.“

Vielleicht wirken die Diskussion­en in diesen Tagen wie ein reinigende­s Gewitter, vielleicht sind es aber die Ausläufer eines ausgiebige­n Tiefdruckg­ebietes, das Heiko Herrlich am Ende durchaus den Job kosten könnte.

 ?? Foto: Imago ?? Trainer Heiko Herrlich (li.) und sein „Ziehsohn“Florian Niederlech­ner sollen bei der Analyse am Sonntag heftig miteinande­r diskutiert haben.
Foto: Imago Trainer Heiko Herrlich (li.) und sein „Ziehsohn“Florian Niederlech­ner sollen bei der Analyse am Sonntag heftig miteinande­r diskutiert haben.

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