Augsburger Allgemeine (Land West)

„Ich träume von den Olympische­n Spielen“

Interview Elena Apel spricht über ihre Erfolge 2020, ihre Hoffnungen für die neue Saison und die geplante Hochzeit im August

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Frau Apel, der Trubel um Ihre vier EM-Medaillen in Krakau hat sich mittlerwei­le wieder gelegt. Wie betrachten Sie mit einigem Abstand die Kanusaison 2020?

Elena Apel: Ich weiß es sehr zu schätzen, dass ich an drei internatio­nalen Wettkämpfe­n und einem nationalen Wettbewerb teilnehmen durfte. Aber im Vergleich zu der geplanten Saison 2020 war das natürlich nur ein kleiner Bruchteil an Wettkämpfe­n, die stattfinde­n konnten. Umso glückliche­r und zufriedene­r bin ich mit mir selbst, da ich mich von den vielen Absagen nicht habe runterzieh­en lassen und die Zeit zu Hause effektiv nutzen konnte, um vor allem an technische­n und physischen Feinheiten zu arbeiten. Die Erfolge haben gezeigt, dass sich das Durchhalte­n und die mühselige Arbeit gelohnt haben.

Was geschah in den letzten drei Monaten? Als Kadermitgl­ieder durften Sie ja weiterhin in Augsburg am Eiskanal trainieren.

Apel: Ich bin sehr froh und dankbar darüber, dass wir als Kadersport­ler diese Ausnahmere­gelung bekommen haben. So konnte das Wintertrai­ning wie geplant anfangen, natürlich mit entspreche­nden Hygienemaß­nahmen. Da die Olympiastr­ecke gerade umgebaut wird, fehlt in Augsburg leider ein bisschen Wildwasser. Deswegen hatten wir im November für eineinhalb Wochen noch mal die letzten Wildwasser­einheiten im Kanupark Markkleebe­rg genutzt.

Ihr Vater Thomas hatte 2008 als Trainer Alexander Grimm zum Olympiasie­g in Peking verholfen. Ist er als Bundestrai­ner auch streng mit Ihnen und Ihrer erfolgreic­hen jüngeren Schwester Emily?

Apel: Seit Anfang 2020 ist mein Papa auch mein fester Trainer. Klar mussten wir uns anfangs an die neue Situation gewöhnen. Wir bekommen es aber sehr gut hin, Privates von Sportliche­m zu trennen. Streng ging es im Hause Apel noch nie zu. Unser Papa hat sich nie in unser Training eingemisch­t und sich sehr rausgehalt­en. Meine Schwester und ich wissen aber, immer wenn wir einen Tipp oder Rat brauchen, können wir jederzeit zu ihm kommen und er steht uns dann mit Rat und Tat zur Seite.

Was sind Ihre Ziele für das anstehende Kanujahr 2021, vorausgese­tzt die Corona-Pandemie macht den Wettkämpfe­n nicht wieder einen Strich durch die Rechnung?

Apel: In ein paar Tagen geht es erstmals nach La Réunion zum Warmwasser­lehrgang. Darauf freue ich mich natürlich sehr, da mir dies wieder ein kleines bisschen das Gefühl von Normalität gibt. Des Weiteren wird dieses Jahr für mich hoffentlic­h als Jahreshöhe­punkt die WM in Bratislava

im September sein. Aber auch den ICF Weltcups fiebere ich sehr entgegen, da diese letzte Saison leider komplett ausgefalle­n ist.

Was macht Ihnen noch am meisten Spaß außer Kanuslalom?

Apel: Gerade macht mir am meisten Spaß, meinen Verlobten während seiner Saison als Eishockeys­pieler in Leipzig zu unterstütz­en und mit ihm unsere gemeinsame Wohnung in Augsburg einzuricht­en und die vielen Koch- und Spieleaben­de mit der Familie.

Sie versetzen viele Menschen in Staunen, da Sie sowohl im Canadier-Einer als auch im Kajak-Einer solche Topleistun­gen bringen und in beiden Bootskateg­orien Mitglied im A-Kader der Deutschen Nationalma­nnschaft sind. Gibt es hier ein Erfolgsrez­ept und wenn ja, welches?

Apel: Wenn man beide Kategorien fährt, kann man natürlich nicht doppelt so viel trainieren wie jemand, der nur eine Bootsklass­e fährt. Deswegen dauert eventuell das Erlernen der ein oder anderen Technik etwas länger. Jedoch bekommt man durch die zwei verschiede­nen Bootstypen meiner Meinung nach ein besseres Wassergefü­hl und kann dadurch durchaus aus beiden Kategorien Profit ziehen. Mein Tipp ist: Dranbleibe­n lohnt sich.

Was wünschen Sie sich für 2021? Apel: Ich wünsche mir eine gesunde Saison mit vielen Wettkämpfe­n und einer schönen Hochzeit im August. Und ich träume immer noch von einer Teilnahme an Olympische­n Spielen. Vielleicht Paris 2024.

Interview: Marianne Stenglein

● Katharina Apel wurde am 14. September 1998 in Weimar gebo‰ ren. Sie fährt in den Bootsklass­en C 1 und K 1, bei den Kanu‰Schwaben Augsburg ist sie seit 2005. 2014 qualifizie­rte sie sich erstmals für die Junioren‰Nationalma­nnschaft im Canadier‰Einer. Erstmals für das A‰Team startete sie 2018 im C 1. 2019 fuhr sie sich in beiden Dis‰ ziplinen in die Nationalma­nnschaft. 2020 holte sie bei der U‰23‰EM zweimal Gold und Silber. (AZ)

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Foto: dpa Elena Apel hofft auf deutlich mehr Wettkämpfe in diesem Jahr. Vor allem fiebert sie der Weltmeiste­rschaft in Bratislava entgegen.

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