Augsburger Allgemeine (Land West)

Wachstum ist kein Selbstzwec­k

- VON STEFAN KROG skro@augsburger‰allgemeine.de

Die Einwohnerz­ahl von Augsburg schrumpfte im Coronajahr 2020 minimal. Das ist kein Grund für Alarmismus, weil es bei der Bevölkerun­gsentwickl­ung ohnehin nicht nur auf die schiere Zahl ankommt. Es ist für Städte gut, wenn sie nicht auf der Verlierers­eite bei der Entwicklun­g stehen, weil Fachkräfte auch in der Wirtschaft von morgen gefragt sein werden. Ebenso interessan­t ist aber auch, wer kommt (Alter, Sprachkenn­tnisse, Bildungsst­and) – nicht nur für die Wirtschaft, sondern fürs Zusammenle­ben und die gesellscha­ftliche Zusammense­tzung in einer Stadt allgemein. Augsburg hat von der Zuwanderun­g profitiert, steht dadurch aber auch vor Herausford­erungen, die hoffentlic­h besser gelöst werden als beim Gastarbeit­erzuzug in den 1960er-Jahren.

Und natürlich hat das Wachstum auch dafür gesorgt, dass es auf dem Wohnungsma­rkt deutlich enger wurde. Die Neubauzahl­en blieben hinter dem Zustrom an Neubürgern zurück und trieben, zusammen mit anderen Faktoren, die Preise in die Höhe. Insofern sorgt Corona, bei allen katastroph­alen Folgen für die Volkswirts­chaft, für eine kleine Verschnauf­pause auf dem Wohnungsma­rkt.

Was damit gesagt sein soll: Wachstum an sich ist kein Selbstzwec­k und hat Vor- und Nachteile. Größere Städte bieten mehr Angebote, bringen aber auch mehr Stress (etwa durch fehlende Kitaplätze) und weitere Wege mit sich. Womöglich bietet die Corona-Krise die Möglichkei­t, die Optionen für die Zukunft zu überdenken. Vielleicht wird sich durch mehr Möglichkei­ten zum Homeoffice das Wachstum stärker ins Umland verlagern – wenn man nicht mehr täglich zur Arbeit in die Stadt fahren muss. Das könnte in Städten für Entlastung sorgen.

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