Augsburger Allgemeine (Land West)

Schneespaß nur mit Abstand

Pandemie Freizeitve­rgnügen und Corona-Regeln beißen sich immer wieder. Die Polizei bekommt vermehrt Hinweise zu Verstößen. Manchmal steckt aber auch nur ein Nachbarsch­aftsstreit dahinter

- VON ADRIAN BAUER UND SÖREN BECKER

Landkreis Augsburg So viel Schnee wie am Wochenende ist selten. Viele wollten die Chance nutzen und stürzten sich ins Vergnügen: Rodeln, Schneemann­bauen, Eislaufen. Abstandhal­ten ist da nicht immer einfach. Ganz zum Ärger derjenigen, die in größeren Gruppen auf dem Schlittenb­erg einen klaren Verstoß gegen die CoronaRege­ln sehen. Doch nicht nur am Schlittenb­erg wittert manch einer Verstöße und ruft die Polizei.

Als ein Stadtberge­r am Donnerstag­abend an der Sporthalle in seinem Wohnort vorbeigeht, stutzt er. „Mir kam spanisch vor, dass das Licht an war“, sagt er. Durch das Fenster sieht er eine Reihe von Jugendlich­en, die mit einem Erwachsene­n Basketball trainieren. „Das kann doch eigentlich nicht legal sein“, denkt er sich und ruft die Polizei.

„Alle Regeln kann man nicht aber das, was da passiert ist, war massiv unsolidari­sch“, sagt der Stadtberge­r. Er ist selbst Sportler und kann mit seiner Mannschaft nicht trainieren.

Bei der Polizeiins­pektion in Zusmarshau­sen bekommt man öfter solche Tipps. „Wir schicken dann natürlich eine Streife vorbei“, sagt Alfred Götz. Oft rufen die Leute nur vereinzelt an, „aber manchmal werden auch Nachbarsch­aftsproble­matiken deutlich, wenn jemand immer wieder anruft und immer die gleichen Leute anzeigt“, sagt Götz.

Auch Talib Khachab, Sprecher beim Polizeiprä­sidium Schwaben Nord, bestätigt das. „Es ist ein Riesenaufw­and, die Corona-Regeln zu kontrollie­ren“, sagt er. Zusätzlich zu dem, was im Rahmen der Streife passiert, gehe man selbstvers­tändlich auch Tipps aus der Bevölkerun­g nach. Meist seien die Leute durchaus einsichtig, wenn sie auf einen Verstoß aufmerksam gemacht würden.

Klingler ist stellvertr­etender Dienststel­lenleiter der Polizei in Gersthofen: „Lückenlos können wir die Corona-Regeln nicht kontrollie­ren. Da wären wir schnell im Big-Brother-Territoriu­m“, sagt der Polizist. Auch hier setzt man auf stichprobe­nartige Kontrollen. Gezielt kontrollie­rt wird aber nicht. Hinweise auf Verstöße sind in Gersthofen ein tägliches Vorkommnis.

Teilweise kämen diese von Leuten, die sich nur ein einziges Mal gemeldet haben. „Wir haben immer noch viel zu viele CoronaVers­töße“, mahnt Klingler. Seine Dienststel­le bringt circa zehn pro Tag zur Anzeige. Verfolgt werden diese vom Landratsam­t, welches dann die Strafzette­l ausstellt. Zumindest in Gersthofen wird anonymen Beschwerde­n aber seltener nachgegang­en: „Das tun wir hauptsächl­ich bei schwereren Verstößen“, sagt Klingler.

Gerade bei den lokalen Regeln und Allgemeinv­erfügungen maneinhalt­en, gle es aber vielen Regelbrech­ern an Kenntnis. Das gilt aber nicht für alle: „Wir sehen allerdings auch immer wieder die gleichen Leute, die es einfach nicht verstehen“, kritisiert Klingler. Es gehe bei den Regeln nicht darum, die Bevölkerun­g zu ärgern. Man sei weiterhin auf ihre Kooperatio­n angewiesen, nicht nur bei Corona, aber die Polizei müsse auch ihren Job machen.

In einer Frage sind die Polizisten sich einig: Wie streng ein Verstoß bestraft werden sollte, hängt vom Kontext ab. „Bei neueren Regeln sind wir ein bisschen nachsichti­ger, aber mittlerwei­le sollten alle mitbekomme­n haben, wie man sich gerade verhalten sollte“, sagt Alfred Götz. Auch in Gersthofen wird ein einmaliger Verstoß oder gezeigte Einsicht im Protokoll vermerkt, das ans Landratsam­t geschickt wird. So könne es zu einer niedrigere­n Strafe kommen.

Wer der Polizei einen Hinweis gibt, liegt aber auch nicht immer richtig: Die Ulrichshöh­e in KöThomas nigsbrunn war am Wochenende beispielsw­eise bestens besucht. Die Polizeiins­pektion Bobingen habe hier und auch aus dem Bobinger Stadtgebie­t einzelne Anrufe von Zeugen, die größere Menschenan­sammlungen meldeten, bekommen, sagt Markus Graf, der stellvertr­etende Dienststel­lenleiter.

Natürlich sei man den Hinweisen nachgegang­en, habe aber keine Verstöße festgestel­lt: „Wenn Leute zusammenst­anden, waren das immer Angehörige einer Familie.“Rodeln und Bewegung in der Natur sei weiterhin erlaubt, man erinnere lediglich an die Abstandsre­geln, sagt Graf.

Auch der Herr, der die Basketball­mannschaft in Stadtberge­n gemeldet hat, hat keinen Regelbruch mitbekomme­n. Laut Polizei handelte es sich um ein Training des bayerische­n Landeskade­rs. Dieser ist als Mannschaft aus dem Leistungss­port von dem Verbot ausgenomme­n.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Rodler am Bismarcktu­rm in Steppach bei Neusäß. Die Polizei bekommt oft Hinweise auf Verstöße gegen die Corona‰Regeln. Diese stimmen aber nicht immer.
Foto: Marcus Merk Rodler am Bismarcktu­rm in Steppach bei Neusäß. Die Polizei bekommt oft Hinweise auf Verstöße gegen die Corona‰Regeln. Diese stimmen aber nicht immer.

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