Augsburger Allgemeine (Land West)
Schneespaß nur mit Abstand
Pandemie Freizeitvergnügen und Corona-Regeln beißen sich immer wieder. Die Polizei bekommt vermehrt Hinweise zu Verstößen. Manchmal steckt aber auch nur ein Nachbarschaftsstreit dahinter
Landkreis Augsburg So viel Schnee wie am Wochenende ist selten. Viele wollten die Chance nutzen und stürzten sich ins Vergnügen: Rodeln, Schneemannbauen, Eislaufen. Abstandhalten ist da nicht immer einfach. Ganz zum Ärger derjenigen, die in größeren Gruppen auf dem Schlittenberg einen klaren Verstoß gegen die CoronaRegeln sehen. Doch nicht nur am Schlittenberg wittert manch einer Verstöße und ruft die Polizei.
Als ein Stadtberger am Donnerstagabend an der Sporthalle in seinem Wohnort vorbeigeht, stutzt er. „Mir kam spanisch vor, dass das Licht an war“, sagt er. Durch das Fenster sieht er eine Reihe von Jugendlichen, die mit einem Erwachsenen Basketball trainieren. „Das kann doch eigentlich nicht legal sein“, denkt er sich und ruft die Polizei.
„Alle Regeln kann man nicht aber das, was da passiert ist, war massiv unsolidarisch“, sagt der Stadtberger. Er ist selbst Sportler und kann mit seiner Mannschaft nicht trainieren.
Bei der Polizeiinspektion in Zusmarshausen bekommt man öfter solche Tipps. „Wir schicken dann natürlich eine Streife vorbei“, sagt Alfred Götz. Oft rufen die Leute nur vereinzelt an, „aber manchmal werden auch Nachbarschaftsproblematiken deutlich, wenn jemand immer wieder anruft und immer die gleichen Leute anzeigt“, sagt Götz.
Auch Talib Khachab, Sprecher beim Polizeipräsidium Schwaben Nord, bestätigt das. „Es ist ein Riesenaufwand, die Corona-Regeln zu kontrollieren“, sagt er. Zusätzlich zu dem, was im Rahmen der Streife passiert, gehe man selbstverständlich auch Tipps aus der Bevölkerung nach. Meist seien die Leute durchaus einsichtig, wenn sie auf einen Verstoß aufmerksam gemacht würden.
Klingler ist stellvertretender Dienststellenleiter der Polizei in Gersthofen: „Lückenlos können wir die Corona-Regeln nicht kontrollieren. Da wären wir schnell im Big-Brother-Territorium“, sagt der Polizist. Auch hier setzt man auf stichprobenartige Kontrollen. Gezielt kontrolliert wird aber nicht. Hinweise auf Verstöße sind in Gersthofen ein tägliches Vorkommnis.
Teilweise kämen diese von Leuten, die sich nur ein einziges Mal gemeldet haben. „Wir haben immer noch viel zu viele CoronaVerstöße“, mahnt Klingler. Seine Dienststelle bringt circa zehn pro Tag zur Anzeige. Verfolgt werden diese vom Landratsamt, welches dann die Strafzettel ausstellt. Zumindest in Gersthofen wird anonymen Beschwerden aber seltener nachgegangen: „Das tun wir hauptsächlich bei schwereren Verstößen“, sagt Klingler.
Gerade bei den lokalen Regeln und Allgemeinverfügungen maneinhalten, gle es aber vielen Regelbrechern an Kenntnis. Das gilt aber nicht für alle: „Wir sehen allerdings auch immer wieder die gleichen Leute, die es einfach nicht verstehen“, kritisiert Klingler. Es gehe bei den Regeln nicht darum, die Bevölkerung zu ärgern. Man sei weiterhin auf ihre Kooperation angewiesen, nicht nur bei Corona, aber die Polizei müsse auch ihren Job machen.
In einer Frage sind die Polizisten sich einig: Wie streng ein Verstoß bestraft werden sollte, hängt vom Kontext ab. „Bei neueren Regeln sind wir ein bisschen nachsichtiger, aber mittlerweile sollten alle mitbekommen haben, wie man sich gerade verhalten sollte“, sagt Alfred Götz. Auch in Gersthofen wird ein einmaliger Verstoß oder gezeigte Einsicht im Protokoll vermerkt, das ans Landratsamt geschickt wird. So könne es zu einer niedrigeren Strafe kommen.
Wer der Polizei einen Hinweis gibt, liegt aber auch nicht immer richtig: Die Ulrichshöhe in KöThomas nigsbrunn war am Wochenende beispielsweise bestens besucht. Die Polizeiinspektion Bobingen habe hier und auch aus dem Bobinger Stadtgebiet einzelne Anrufe von Zeugen, die größere Menschenansammlungen meldeten, bekommen, sagt Markus Graf, der stellvertretende Dienststellenleiter.
Natürlich sei man den Hinweisen nachgegangen, habe aber keine Verstöße festgestellt: „Wenn Leute zusammenstanden, waren das immer Angehörige einer Familie.“Rodeln und Bewegung in der Natur sei weiterhin erlaubt, man erinnere lediglich an die Abstandsregeln, sagt Graf.
Auch der Herr, der die Basketballmannschaft in Stadtbergen gemeldet hat, hat keinen Regelbruch mitbekommen. Laut Polizei handelte es sich um ein Training des bayerischen Landeskaders. Dieser ist als Mannschaft aus dem Leistungssport von dem Verbot ausgenommen.