Augsburger Allgemeine (Land West)
178 Millionen Euro Kurzarbeitergeld ausgezahlt
Arbeitsmarkt Die Chefin der Augsburger Arbeitsagentur hofft, dass die Region relativ gut durch die Krise kommt. Die Kurzarbeit wird für die Firmen zum Rettungsanker. Mehr als 100000 Beschäftigte waren bisher betroffen
Wenn es um die aktuelle Situation auf dem heimischen Arbeitsmarkt geht, hat Elsa Koller-Knedlik die Hoffnung, dass die Folgen der Corona-Pandemie zu stemmen sein werden. Die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Augsburg sagt daher: „Ich erwarte keinen extremen Einbruch auf dem Arbeitsmarkt im Jahr 2021“. Es komme nun darauf an, wie lange der Lockdown dauert und wie die heimische Wirtschaft es schaffe, sich auf die Herausforderungen der Veränderungen einzustellen und Zukunftsthemen umzusetzen. Deutlich wird in der Jahresbilanz der Arbeitsagentur, welch dominante Rolle die Kurzarbeit seit vielen Monaten in der Region Augsburg spielt.
Weil viele Unternehmen auf das Instrument Kurzarbeit gesetzt haben und weiterhin setzen, gab es bislang vergleichsweise wenige Entlassungen. Auch die befürchtete Pleitewelle wegen Corona ist bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht eingetreten. Diese Punkte wirken sich unmittelbar auf die Arbeitslosenstatistik aus.
Der Jahresdurchschnitt lag bei 16.730 Arbeitslosen im Wirtschaftsraum Augsburg. Die Arbeitslosenquote betrug 4,3 Prozent, letztmals war sie im Jahr 2015 höher. Das Jahr 2020 sei im Übrigen sehr wechselhaft gewesen, erläutern die Fachleute der Arbeitsagentur. Mit dem ersten Lockdown ab Mitte März stieg die Arbeitslosigkeit an. Im Herbst entspannte sich die Lage leicht. Die Augsburger Unternehmen meldeten wieder mehr freie Stellen, die Arbeitslosigkeit sank und auch auf dem Ausbildungsmarkt hatten junge Menschen gute Chancen, eine Lehrstelle zu finden.
Zu der vergleichsweise robusten Situation auf dem Arbeitsmarkt trägt laut Agentur-Chefin Elsa Koller-Knedlik der massive Einsatz von Kurzarbeit bei. Seit März sind bei der Agentur insgesamt 15.050 Anzeigen von Firmen eingegangen. Angemeldet wurde sie für mehr als 100.000 Beschäftigte, die dann unterschiedlich lang in Kurzarbeit waren und teils noch sind. 178 Millionen Euro Kurzarbeitergeld zahlte die Augsburger Agentur an Betriebe aus. Beim ersten Lockdown im Frühjahr war die Nachfrage besonders hoch. Im April gingen die meisten Anzeigen auf Kurzarbeit ein. In den darauffolgenden Monaten gingen die Zahlen zurück, so Elsa Koller-Knedlik, doch seit November registriere man wieder einen signifikanten Anstieg.
Wie aus der Statistik hervorgeht, hatten im Lockdown zeitweise 42 Prozent der Firmen Kurzarbeit angezeigt. Bereiche wie Handel und Gastronomie waren stark von der Kurzarbeit betroffen. Nicht in allen Branchen gebe es jedoch Probleme, heißt es bei der Arbeitsagentur. In der gegenwärtigen Krise gebe es auch Firmen, die volle Auftragsbücher haben, und Firmen, die neue Geschäftsmodelle entwickeln. Dazu meint Elsa Koller-Knedlik: „Für diese wirkt Corona oft als Katalysator und treibt den Umbruch stärker voran“.
Mit Blick auf die kommenden Monate sieht die Arbeitsmarkt-Expertin einige Aspekte, auf die die Region bauen könne: „Uns kommen der breite Branchenmix, die mittelständisch geprägte Wirtschaftsstruktur und das starke Handwerk zugute“. Bündnisse wie die Augsburger Allianz für Arbeit könnten zudem Einfluss nehmen, um die schlimmsten Folgen von Menschen, die ihren Arbeitsplatz verlieren, etwas abzufedern. „Langfristig kämpfen wir gegen den Fachkräftemangel und setzen stark auf die Qualifizierung von Arbeitslosen und Beschäftigten“, sagt Elsa Koller-Knedlik.