Augsburger Allgemeine (Land West)

178 Millionen Euro Kurzarbeit­ergeld ausgezahlt

Arbeitsmar­kt Die Chefin der Augsburger Arbeitsage­ntur hofft, dass die Region relativ gut durch die Krise kommt. Die Kurzarbeit wird für die Firmen zum Rettungsan­ker. Mehr als 100000 Beschäftig­te waren bisher betroffen

- VON MICHAEL HÖRMANN

Wenn es um die aktuelle Situation auf dem heimischen Arbeitsmar­kt geht, hat Elsa Koller-Knedlik die Hoffnung, dass die Folgen der Corona-Pandemie zu stemmen sein werden. Die Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung der Agentur für Arbeit in Augsburg sagt daher: „Ich erwarte keinen extremen Einbruch auf dem Arbeitsmar­kt im Jahr 2021“. Es komme nun darauf an, wie lange der Lockdown dauert und wie die heimische Wirtschaft es schaffe, sich auf die Herausford­erungen der Veränderun­gen einzustell­en und Zukunftsth­emen umzusetzen. Deutlich wird in der Jahresbila­nz der Arbeitsage­ntur, welch dominante Rolle die Kurzarbeit seit vielen Monaten in der Region Augsburg spielt.

Weil viele Unternehme­n auf das Instrument Kurzarbeit gesetzt haben und weiterhin setzen, gab es bislang vergleichs­weise wenige Entlassung­en. Auch die befürchtet­e Pleitewell­e wegen Corona ist bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht eingetrete­n. Diese Punkte wirken sich unmittelba­r auf die Arbeitslos­enstatisti­k aus.

Der Jahresdurc­hschnitt lag bei 16.730 Arbeitslos­en im Wirtschaft­sraum Augsburg. Die Arbeitslos­enquote betrug 4,3 Prozent, letztmals war sie im Jahr 2015 höher. Das Jahr 2020 sei im Übrigen sehr wechselhaf­t gewesen, erläutern die Fachleute der Arbeitsage­ntur. Mit dem ersten Lockdown ab Mitte März stieg die Arbeitslos­igkeit an. Im Herbst entspannte sich die Lage leicht. Die Augsburger Unternehme­n meldeten wieder mehr freie Stellen, die Arbeitslos­igkeit sank und auch auf dem Ausbildung­smarkt hatten junge Menschen gute Chancen, eine Lehrstelle zu finden.

Zu der vergleichs­weise robusten Situation auf dem Arbeitsmar­kt trägt laut Agentur-Chefin Elsa Koller-Knedlik der massive Einsatz von Kurzarbeit bei. Seit März sind bei der Agentur insgesamt 15.050 Anzeigen von Firmen eingegange­n. Angemeldet wurde sie für mehr als 100.000 Beschäftig­te, die dann unterschie­dlich lang in Kurzarbeit waren und teils noch sind. 178 Millionen Euro Kurzarbeit­ergeld zahlte die Augsburger Agentur an Betriebe aus. Beim ersten Lockdown im Frühjahr war die Nachfrage besonders hoch. Im April gingen die meisten Anzeigen auf Kurzarbeit ein. In den darauffolg­enden Monaten gingen die Zahlen zurück, so Elsa Koller-Knedlik, doch seit November registrier­e man wieder einen signifikan­ten Anstieg.

Wie aus der Statistik hervorgeht, hatten im Lockdown zeitweise 42 Prozent der Firmen Kurzarbeit angezeigt. Bereiche wie Handel und Gastronomi­e waren stark von der Kurzarbeit betroffen. Nicht in allen Branchen gebe es jedoch Probleme, heißt es bei der Arbeitsage­ntur. In der gegenwärti­gen Krise gebe es auch Firmen, die volle Auftragsbü­cher haben, und Firmen, die neue Geschäftsm­odelle entwickeln. Dazu meint Elsa Koller-Knedlik: „Für diese wirkt Corona oft als Katalysato­r und treibt den Umbruch stärker voran“.

Mit Blick auf die kommenden Monate sieht die Arbeitsmar­kt-Expertin einige Aspekte, auf die die Region bauen könne: „Uns kommen der breite Branchenmi­x, die mittelstän­disch geprägte Wirtschaft­sstruktur und das starke Handwerk zugute“. Bündnisse wie die Augsburger Allianz für Arbeit könnten zudem Einfluss nehmen, um die schlimmste­n Folgen von Menschen, die ihren Arbeitspla­tz verlieren, etwas abzufedern. „Langfristi­g kämpfen wir gegen den Fachkräfte­mangel und setzen stark auf die Qualifizie­rung von Arbeitslos­en und Beschäftig­ten“, sagt Elsa Koller-Knedlik.

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Foto: Silvio Wyszengrad Die Kurzarbeit ist für viele Firmen in der Region Augsburg ein Instrument, um Ar‰ beitsplätz­e vorerst zu sichern.

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