Augsburger Allgemeine (Land West)
Zu große Hoffnungen geweckt
Die Verzögerungen und Probleme bei der Impfkampagne gegen das Coronavirus sind äußerst ärgerlich. Mancher in der Politik hat mit dem Verweis auf den Impfstart auch zu große Hoffnungen geweckt. Hoffnungen, dass die Pandemie nun schnell in den Griff zu bekommen und ein normales Leben schon in Kürze absehbar ist. Gegenwärtig zeigt sich: So schnell wird die Entspannung nicht kommen. Erst einmal wird verlängert, verschärft – und beim Impfen vertagt. Dass bei einem Projekt diesen Ausmaßes nicht alles glatt laufen wird, ist nachvollziehbar. Andererseits hat der Freistaat doch monatelang Zeit gehabt, sich auf eine Impfkampagne vorzubereiten.
Die Kommunen trifft hier keine Schuld. Sie haben sich um die Einrichtung der Impfzentren gekümmert – und das ist im Augsburger Fall auch gut gelungen. Die Stadt und der Betreiber haben realistisch geplant. Es war auch vernünftig, nicht von Anfang an die Kapazitäten für tausende Impfungen pro Tag zu schaffen, wo doch ohnehin klar war, dass es zunächst nicht allzu viele Impfdosen geben wird. Kritik daran, die es anfangs gab, ist schnell verstummt. Der Freistaat und die führenden Köpfe in der Staatsregierung waren zuletzt recht schnell dabei, die Kommunen für mögliche Fehler und Versäumnisse in der Corona-Bekämpfung zu kritisieren – etwa bei der Ausstattung der Gesundheitsämter oder der Kontrolle der Pflegeheime. Wie so oft zeigt sich: Es ist einfacher, mit dem Finger auf andere zu zeigen, als es selbst besser zu machen.