Augsburger Allgemeine (Land West)

Emersacker stimmt gegen Sand‰ und Kiesabbau

Entscheidu­ng Der Gemeindera­t reagiert auf die Bürgerprot­este. Ganz vom Tisch ist das Thema damit aber noch nicht

- VON SIMONE KUCHENBAUR

Emersacker Das gab es in Emersacker noch nie: Erstmals berief der Gemeindera­t eine Sondersitz­ung ein. Grund dafür waren die heftig umstritten­en Pläne zum Sand- und Kiesabbau in einem Waldstück zwischen Emersacker und Welden Dazu müsste einiges an Wald gerodet werden. Nun hat das Gremium seine erste Entscheidu­ng zu den Plänen der Fugger’schen Stiftung revidiert.

Im Dezember hatte der Gemeindera­t mit 11:1 Stimmen dem Trockenabb­au von Sand und Kies durch die Fugger’schen Stiftungen in einem Waldstück zwischen Emersacker und Welden zugestimmt. Das passte vielen Bürgern überhaupt nicht. Sie äußerten heftige Kritik an der geplanten Waldrodung und dem Abbau von Sand und Kies. Bürgermeis­ter

und Gemeinderä­te gingen daraufhin noch einmal in sich. Bis zum heutigen Mittwoch konnte die Entscheidu­ng noch revidiert werden. Und das tat der Gemeindera­t am vergangene­n Montag in der Sondersitz­ung dann auch. Einstimmig wurde die Entscheidu­ng vom Dezember aufgehoben. Ebenso einstimmig wurde dem Vorbeschei­d das gemeindlic­he Einvernehm­en verwehrt, da öffentlich­e Belange dagegen sprechen.

In einem „Zehn-Punkte-Papier“sind die Argumente, die nach der Auffassung des Rats gegen das Vorhaben der Fugger’schen Stiftungen sprechen, aufgeführt. So widersprec­he das Projekt den Darstellun­gen des Flächennut­zungsplane­s sowie des Landschaft­splans, in dem das Grundstück unter anderem als Landschaft­sschutzgeb­iet ausgewiese­n ist. In dem Gebiet befinde sich auch die „Rehlach“, eine Fläche, die für die Pflanzen- und Tierwelt sehr wertvoll sei und von der überlegt werde, ob sie in die Biotopkart­ierung aufgenomme­n werden soll.

Für das Kinderhaus St. Martin sowie die Grundschul­e liegt das betroffene Gebiet in unmittelba­rer Nähe, um den Wald in pädagogisc­her Hinsicht zu erleben. Laut Antrag soll die Gemeinde nicht vom Lkw-Verkehr betroffen sein. In der Praxis werde das sicher anders aussehen, erklärte Bürgermeis­ter Mengele. Schwerlast­verkehr würde auch über andere Feldwege oder den Kellerweg abfahren.

Nachdem der Kies- und Sandabbau durch ein privates Unternehme­n unter wirtschaft­lichen Gesichtspu­nkten betrieben werden soll, sei davon auszugehen, dass Verfüllmat­erial von Anbietern mit dem höchsten Preis angenommen werde. Dies sei mit Sicherheit nicht immer Aushub, vermutete Mengele, sondern es werde auch der Einbau von Deponiemat­erial erfolgen.

Auch der Naturschut­z steht in den Augen des Gemeindera­tes dem Vorhaben entgegen. Im Landschaft­sschutzgeb­iet Naturpark Westliche Wälder gelegen, seien dauerhafte Schäden des Naturhaush­altes zu erwarten. Eine Rodung des biologisch wertvollen und robusten Mischwalds etwa 40 Jahre vor der eigentlich­en Ernte sei nicht nachvollzi­ehbar. Zudem liegt in etwa 400 Metern Sichtweite auf der gegenüberl­iegenden Seite des geplanten Abbaugebie­tes eine der sogenannte­n Denzel-Kapellen. Ziel des Kapellenba­us war es, einen Ort der Stille und Ruhe zu schaffen und Gelegenhei­t zur inneren Einkehr zu haben. Außerdem gibt es auch keine positive Resonanz aus den Nachbargem­einden.

Insbesonde­re die Orte Zusamzell und Welden wären durch den zusätzlich­en Schwerlast­verkehr vermutlich betroffen. Letztlich muss allerdings der Landkreis über das Vorhaben entscheide­n. Gemeindera­t Rudolf Roßmann erklärte, dass die Gemeinde unter dem Strich bei der Entscheidu­ng nichts mitzureden habe. Mit der Verweigeru­ng des Einvernehm­ens und dem „Zehn-Punkte-Papier“könne man dem Landratsam­t sowie den eingeschal­teten Fachbehörd­en jedoch signalisie­ren: „Leute, schaut hin!“Um die Frist in jedem Fall einzuhalte­n, gab Bürgermeis­ter Karl-Heinz Mengele den neuen Beschluss des Gemeindera­tes gestern persönlich im Landratsam­t in Augsburg ab. Nun wollen sich die Bürgermeis­ter der Holzwinkel­gemeinden zum Thema Sand- und Kiesabbau in einer Videokonfe­renz besprechen.

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