Augsburger Allgemeine (Land West)

Nervenkost­üm im Handel wird dünner

- VON ANDREA WENZEL nist@augsburger‰allgemeine.de

Bei den Einzelhänd­lern liegen zunehmend die Nerven blank. Ihre Ersparniss­e sind größtentei­ls aufgebrauc­ht, staatliche Hilfen lassen in einigen Fällen noch immer auf sich warten und eine schnelle Öffnung der Geschäfte ist nicht in Sicht. Deshalb entwickelt man kreative Beratungs- und Verkaufsmö­glichkeite­n und klammert sich an jeden Strohhalm, um das Überleben des eigenen Unternehme­ns zu sichern.

Dass man es dabei als ungerecht empfindet, dass im Supermarkt oder in großen Drogerien weiter auch Spielwaren, Kleidung, Elektroger­äte oder Parfüm verkauft werden, während man selbst maximal Click&Collect anbieten darf, ist verständli­ch. Fair wäre etwas anderes. Doch die Krise hat ein Stadium erreicht, in dem der Fairnessge­danke in den Hintergrun­d rückt. Es geht für die Betriebe ums Überleben und an anderen Stellen darum, sich Polster anzulegen, sollte man selbst einmal in Not geraten. Bei wieder anderen Firmen ist rein der wirtschaft­liche Gedanke im Vordergrun­d, Mitleid mit dem Mitbewerbe­r gibt es nicht. Warum auf Einnahmen verzichten, wenn man sie haben kann? Auch diese Sicht kann man nachvollzi­ehen.

Bedenklich ist, dass es eigentlich durchaus eine rechtliche Grundlage gibt, die Händlern vorschreib­t, dass bestimmte Sortimente abgetrennt werden müssen, wenn das ohne größere Einschränk­ungen möglich ist. Doch durchgeset­zt wird sie von der Stadt Augsburg und vielen anderen Kommunen nicht konsequent. Das hat aber auch seine Gründe. Die Stadt steckt in einer Zwickmühle. Die Vorgaben des Freistaats sind so klar wieder nicht, sie lassen sich in alle Richtungen auslegen. Vor Gericht könnte die Stadt, wenn sie streng vorgeht, auch eine Bauchlandu­ng hinlegen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany