Augsburger Allgemeine (Land West)
Mehr Impfen geht nicht
Corona In der Theorie könnten täglich 38 000 Menschen in Bayern eine Dosis erhalten. In der Realität ist die Zahl deutlich niedriger. Wie das Gesundheitsministerium darauf reagiert
München Am 27. Dezember war es so weit. Der Moment, den so viele Menschen seit Monaten herbeigesehnt hatten. Die ersten Impfungen gegen das Coronavirus wurden im Freistaat verabreicht, an Bewohner eines Seniorenheims im oberbayerischen Germering. Seither nimmt die Anzahl der verimpften Dosen stetig zu: Nach Angaben des RobertKoch-Instituts wurden im Freistaat bisher insgesamt rund 291000 Impfungen gespritzt. Das entspricht angesichts einer Gesamteinwohnerzahl in Bayern von rund 13,12 Millionen Menschen etwa einer Quote von 2,2 Prozent.
Angesichts dieser Zahlen stellen viele Menschen in Bayern für sich die Rechnung auf, wann sie selbst für eine Impfung an die Reihe kommen könnten – mit teils bedrückenden Ergebnissen. Auch einige Leser haben sich diesbezüglich an unsere Redaktion gewandt, viele von ihnen mit folgender Frage: Wie viel könnte in Bayern eigentlich tatsächlich geimpft werden, wenn unendliche Mengen an Impfstoff zur Verfügung stünden?
Die Antwort darauf liefert ein Sprecher des bayerischen Gesundheitsministeriums. Er erklärt gegenüber unserer Redaktion: „In allen Impfzentren sind insgesamt über 2000 Mitarbeiter vorgesehen. Die Impfzentren sind einsatzbereit und könnten täglich bis zu 38000 Menschen impfen.“Würde man mit dieser Zahl weiterrechnen, so würde es theoretisch rund 345 Tage dauern, bis alle Menschen in Bayern geimpft sein könnten. Angesichts der tatsächlichen Anzahl an Impfdosen, die bereits verimpft wurden – nämlich 291000 in rund 26 Tagen – scheint dieser Zeitplan alles andere als realistisch. Grob gerechnet fanden bislang im Schnitt nämlich nur um die 11200 Impfungen pro Tag statt.
Der Grund dafür, dass aktuell in Bayern nicht so viele Menschen geimpft werden können, wie eigentlich möglich wäre, liegt an den Lieferengpässen der Impfstoffhersteller. Die Firma Biontech und ihr US-Partner Pfizer bauen derzeit ihre Produktion in ihrem belgischen Werk aus. Diese Arbeiten bremsen nach Angaben des
Herstellers die Lieferungen in den kommenden Wochen aus. Erst ab Mitte Februar soll wieder mehr Impfstoff nach Bayern geliefert werden.
Auf dieses Problem weist auch der Ministeriumssprecher hin: Die Impfzentren seien bereit und auch die Vergabe der Impftermine sei angelaufen. „Doch eine Terminvergabe macht nur dann wirklich Sinn, wenn alle Voraussetzungen für eine Impfung erfüllt sind. Und dazu benötigen wir in erster Linie Impfstoff.“
Unabhängig davon soll die Zahl der, theoretisch möglichen, Impfungen in Zukunft weiter gesteigert werden, erklärt der Ministeriumssprecher. Zusätzlich zur täglichen Kapazität von 38000 Impfungen in den Impfzentren ist vorgesehen, mittelfristig die Covid-19-Impfungen auch von niedergelassenen Ärzten durchführen zu lassen – unter der Voraussetzung, dass bis dahin ausreichend und von den Ärzten einsetzbarer Impfstoff zur Verfügung steht. So ist der bisherige Impfstoff etwa auf eine sehr anspruchsvolle Kühlung angewiesen, die viele Praxen nicht leisten können. Der Ministeriumssprecher betont nichtsdestotrotz: „Dies wird die Impf-Kapazitäten deutlich erhöhen und die Impfung breiter Bevölkerungsschichten ermöglichen.“