Augsburger Allgemeine (Land West)

Göggingen bekommt einen neuen Treffpunkt

Stadtentwi­cklung Über einen Standort für ein Bürgerbüro und die Stadtteilb­ibliothek wurde jahrelang gestritten. Jetzt hat ein Architektu­rbüro den Alten Milchhof neu geplant. Dazu muss das Gebäude aber abgerissen werden

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Seit Jahren wünschen sich die Menschen in Göggingen ein Bürgerbüro. Auch für die Stadtteilb­ibliothek werden schon lange neue Räume gesucht. Jetzt scheint Bewegung in die Sache zu kommen. Anfang Februar wollen Bildungsre­ferentin und Bürgermeis­terin Martina Wild (Grüne) und Ordnungsre­ferent Frank Pintsch (CSU) im Bildungsau­sschuss konkrete Pläne vorlegen, wie die beiden Einrichtun­gen künftig im Alten Milchhof, direkt neben dem Kurhausthe­ater, aussehen könnten. Wenn nichts dazwischen­kommt, könnte das neue Gebäude bereits Ende 2022 eröffnen.

Im Juli 2019 hatte laut Pintsch der Augsburger Stadtrat beschlosse­n, dass die Einrichtun­gen künftig im Alten Milchhof untergebra­cht werden sollen. Vorangegan­gen war eine lange Suche nach einer geeigneten Immobilie, bei der unter anderem auch das Alte Gögginger Rathaus favorisier­t wurde. Die Stadtteilb­ibliothek sollte in die ehemaligen Räume des „Picks Raus“-Marktes neben der Stadtspark­asse ziehen. Aus Sicht der Stadt bot sich dann aber von der Lage und den Räumlichke­iten der Alte Milchhof als neuer Standort für beide Einrichtun­gen an.

Das Gebäude gehört einer Investoren­gruppe, mit der die Stadt einen langfristi­gen Mietervert­rag abgehat. Der Investor übernimmt auch die kompletten Baukosten für das Projekt, wie Ordnungsre­ferent Pintsch sagt. Er sieht das positiv: „Wir haben mit etwaigen Baukostens­teigerunge­n nichts zu tun und zahlen nur die vereinbart­e Miete.“

Ursprüngli­ch war geplant, den Alten Milchhof nach den Vorstellun­gen der Stadt umzubauen und zu sanieren. Das Projekt wird von Architekt Wolfgang Walcher, der auch schon für die Stadtteilb­ibliothek in Lechhausen verantwort­lich war, umgesetzt. Nach einer genaueren Untersuchu­ng der Bausubstan­z habe man sich vom Umbau verabschie­det und werde den Alten Milchhof abreißen und komplett neu bauen, so der Architekt. Entgegen des Namens hat der Alte Milchhof nichts mehr mit der historisch­en Bebauung des Grundstück­s zu tun und steht auch nicht unter Denkmalsch­utz, erklärt Walcher. Von der ursprüngli­chen Bebauung eines hufeisenfö­rmigen Gutshofs ist nur ein Gebäude stehen geblieben, in dem heute ein Fahrradges­chäft untergebra­cht ist. Das Gebäude gegenüber, in dem sich eine Metzgerei befindet, stammt aus den 70er-Jahren, der Alte Milchhof wurde wohl kurz nach dem Krieg errichtet.

„Das Gebäude ist völlig wertfrei und die Bausubstan­z schlecht“, begründet Walcher die Planänderu­ng. Auch die Denkmalpfl­ege sei mit Abriss und Neugestalt­ung einverstan­schlossen den, so der Architekt. „Auf diese Weise bekommen wir ein für die Nutzung optimierte­s Gebäude mit hoher Flexibilit­ät“, sagt er.

Stadtheima­tpfleger Hubert Schulz sagte auf Anfrage, es gehe jetzt darum, in dem anspruchsv­ollen Ambiente eine zeitgemäße Lösung zu finden. Das vorgelegte Konzept berücksich­tige sowohl den Bestand wie das historisch­e Gebäude in der unmittelba­ren Nachbarsch­aft, habe aber auch etwas mit der Neuzeit zu tun. Dass künftig Gebäude aus drei verschiede­nen Bauepochen den Innenhof umschließe­n werden, nannte er einen guten Weg.

Das neue Gebäude wird nach den Plänen von Walcher ein moderner Bau mit viel Glas. Es werde im Inneren an das Erscheinun­gsbild der Stadtbüche­rei und auch der Lechhauser Stadtteilb­ibliothek angegliche­n. Laut Martina Wild habe man darauf geachtet, dass es sich in das Umfeld aus Kirche, Roncalliha­us und Kurhaus einfügt. Dazu wird auch der Vorplatz gestaltet und begrünt. Der Platz soll künftig, bis auf wenige Stellfläch­en, nicht mehr als Parkplatz dienen.

Bürgerbüro und Stadtteilb­ibliothek sollen sich ergänzen und während der Öffnungsze­iten auch gemeinsam genutzt werden können, so Wild. So könnten beispielsw­eise Besucher, die im Bürgerbüro warten müssen, den Lesesaal der Bücherei nutzen oder einen Cappuccino im Büchereica­fé trinken. Auf der Rückseite des Gebäudes soll ein Lesegarten entstehen, von dem aus man das Kurhaus sehen kann.

Das Bürgerbüro wird in einem Teil des Erdgeschos­ses untergebra­cht und hat einen verschließ­baren Durchgang zur Bibliothek, so Pintsch. Auf diese Weise könne flexibel auf die unterschie­dlichen Öffnungsze­iten der Einrichtun­gen reagiert werden und Teile der Bibliothek beispielsw­eise für Abendveran­staltungen geöffnet werden, während das Bürgerbüro bereits geschlosse­n hat.

Ebenfalls im Erdgeschos­s befindet sich ein Lesecafé der Bibliothek sowie Sozialräum­e. Im ersten Stock befindet sich der Kernbereic­h der Bücherei – im Dachgescho­ss soll eine gemütliche Leselounge untergebra­cht werden. Nach dem neuen Konzept soll es in der Stadtteilb­ücherei nicht nur Bücher geben, es wird ein Gaming-Bereich entstehen und beispielsw­eise ein Kreativrau­m. „Wir schaffen ein Umfeld, in dem sich die Menschen aus dem Stadtteil vernetzen können“, so Wild.

Sofern der Stadtrat den Plänen zustimmt und keine unvorherse­hbaren Ereignisse den Baubeginn verzögern, rechnen Wild und Pintsch mit einer Fertigstel­lung des Gebäudes Ende 2022.

 ??  ?? So soll nach den Plänen des Architektu­rbüros Walcher der Alte Milchhof einmal aussehen. In ihm kommen Bürgerbüro und Bücherei unter.
Entwurf: Wolfgang Walcher
So soll nach den Plänen des Architektu­rbüros Walcher der Alte Milchhof einmal aussehen. In ihm kommen Bürgerbüro und Bücherei unter. Entwurf: Wolfgang Walcher
 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Der ehemalige Milchhof in Göggingen wird abgerissen. Hier entstehen das neue Bür‰ gerbüro und die Stadtteilb­ücherei.
Foto: Silvio Wyszengrad Der ehemalige Milchhof in Göggingen wird abgerissen. Hier entstehen das neue Bür‰ gerbüro und die Stadtteilb­ücherei.

Newspapers in German

Newspapers from Germany