Augsburger Allgemeine (Land West)

Hetze in Chats: Gedankenlo­sigkeit ist erschrecke­nd

- VON INA MARKS ina@augsburger‰allgemeine.de

Die meisten Jugendlich­en, so hat es sich bislang in etlichen Prozessen am Augsburger Amtsgerich­t herausgest­ellt, haben die Videos, Sticker und Texte, in denen gegen Flüchtling­e gehetzt oder die Opfer des Holocausts verspottet wurden, aus vermeintli­chem Spaß und Gedankenlo­sigkeit in den sozialen Medien weiter verbreitet. In der Regel steckte kein rechtsextr­emes Gedankengu­t dahinter. Dass sie sich damit der Volksverhe­tzung oder des Verwendens von Kennzeichn­en verfassung­swidriger Organisati­onen, wie es im Strafgeset­zbuch heißt, strafbar machten, war ihnen wohl nicht klar.

Das fehlende Bewusstsei­n, das erschreckt und aufhorchen lässt, ist das eine Problem. Das andere ist die Art der Verbreitun­g. Während früher der eine oder andere Jugendlich­e aus Dummheit heimlich ein Hakenkreuz an eine Wand schmierte, werden heute über soziale Medien massenhaft Sprüche und Zeichen weitergele­itet, bei denen es längst nicht mehr um die Frage nach der Grenze des guten Geschmacks geht. Mit wenig Aufwand lassen sich diese Bilder, Videos und Texte selbst erstellen oder mit nur einem Klick weiterverb­reiten.

Dass sich manche Jugendlich­e erst Gedanken über die Inhalte machen, wenn sie von Polizei und Justiz damit konfrontie­rt werden, ist traurig. Man fragt sich dabei auch, was einige Kinder in Schulen und Elternhäus­ern beigebrach­t bekommen. Umso wichtiger ist es, dass derartige Straftaten nicht als Bagatellen abgetan, sondern rigoros verfolgt werden. Gut, dass es so ein Projekt, wie „RechtsWeg“gibt. Mit Aufklärung und Bildung ist am meisten geholfen. Besser spät als nie. Dann ließe sich vielleicht auch so ein Auftritt, wie von der 22-jährigen „Jana aus Kassel“auf einer Anti-Corona-Demonstrat­ion, die sich mit Nazi-Opfer Sophie Scholl verglich, vermeiden.

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