Augsburger Allgemeine (Land West)

Heino Steinker hat die „Perlach‰Tankstelle“verkauft

Innenstadt Aus den Bratwurst-Plänen wurde nichts, der Kiosk leidet unter der Pandemie. Nun gibt es einen neuen Besitzer

- VON INA MARKS

Er hatte die Nase voll. Schaustell­er Heino Steinker, der in pandemiefr­eien Zeiten auf dem Plärrer das Almdorf und auf dem Christkind­lesmarkt einen Bratwursts­tand betreibt, gibt sein drittes Standbein auf: Nach knapp zwei Jahren hat der 55-Jährige mit dem kleinen Laden am Perlachtur­m aufgehört. Der Kiosk, der seit einigen Monaten Perlach-Tankstelle heißt, wurde von einem Nachfolger übernommen.

Der neue Betreiber gibt sich wortkarg. Am Konzept ändere sich nichts, sagt der Mann, der seinen Namen nicht veröffentl­icht haben will. Es heißt, er habe bereits in Oberhausen einen Kiosk. In der Perlach-Tankstelle neben dem Rathaus sollen weiterhin Kaffee, Softdrinks, alkoholisc­he Getränke, Snacks und Zigaretten verkauft werden. Heino Steinker ist froh, dass er mit dem Laden, der gerade mal 25 Quadratmet­er groß ist, jetzt nichts mehr zu tun hat. Zu viele Nerven und zu viel Geld habe er ihn letztendli­ch gekostet. „Ich habe das Handtuch wegen Corona geschmisse­n“, sagt Steinker. Die Pandemie habe ihn ins Aus katapultie­rt. „Das Geschäft ging zu wenig. Die Stadt ist leer, es kommen kaum Kunden.“Über Ebay-Kleinanzei­gen habe er einen Nachfolger gesucht. „Es gab viele Anfragen.“Der Laden, in dem sich einst der Juwelier Jaufmann befand, gehört einer privaten Erbengemei­nschaft. Steinker hatte ihn gepachtet. Weil er einen Nachmieter präsentier­t hatte, kam er aus dem Vertrag.

Der Schaustell­er hatte mit dem Eck-Geschäft am Perlachtur­m von Anfang an kein Glück. Ursprüngli­ch wollte er es zu einem Imbiss umbauen. Steinker plante, wie auf dem Plärrer und auf dem Christkind­lesmarkt auch, seine Brat- und Currywürst­e,

Pommes und Bosnas zu verkaufen. Der Geschäftsm­ann setzte auf die Lage im Herzen der Stadt, wo sich Touristen und Augsburger gleicherma­ßen gerne aufhalten. Dass so prominente Plätze auch Risiken bergen, weil sie im Fokus der Öffentlich­keit stehen, sollte Steinker schneller merken, als ihm lieb war. Nach dem Okay der Behörden hatte er mit dem Umbau des Ladens schon begonnen, doch dann kamen ihm Auflagen in die Quere.

Es hieß, die Abluft dürfe nicht nach Bratfett riechen. Weil das technisch in dem kleinen Laden schwer umsetzbar war, schwenkten die Steinkers auf Crêpes und Waffeln um. Die Nachfrage allerdings blieb dürftig. Wieder musste eine neue Idee her. Szenegastr­onom Harry Winderl, der unter anderem auf dem Plärrer die Schaller-Alm führt, half ihm mit dem Konzept der Perlach-Tankstelle, an der künftig Getränke aller Art und kleine

Snacks verkauft werden sollten. Doch auch diese Neueröffnu­ng bereitete unvorherge­sehene Probleme.

Wieder einmal durfte Steinker nicht das anbieten, was er geplant hatte. Vonseiten der Stadt hieß es zunächst, dass kein Alkohol ausgeschen­kt werden dürfe, er müsse erst einen Bauantrag stellen. Er stellte den Antrag, wenige Wochen später genehmigte die Stadt den Alkoholaus­schank bis 20 Uhr. Zunächst war Steinker mit dem Geschäft zufrieden, doch dann kam die zweite Corona-Welle und mit ihr die zahlreiche­n Reglementi­erungen. Deshalb will er jetzt nicht mehr.

„Hätte ich damals die Würste machen dürfen, wäre ich heute noch drin“, ist der 55-Jährige überzeugt. Aber er will niemanden einen Vorwurf machen. Steinker versucht optimistis­ch zu bleiben, auch wenn das gerade nicht leichtfäll­t. Er schätzt, dass der Frühjahrsp­lärrer erneut abgesagt werde. Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) hat es vor wenigen Tagen bereits prognostiz­iert. „Es ist dramatisch“, meint Steinker. In seiner Werkstatt streicht und renoviert er derzeit seine Buden und Hütten – und gibt die Hoffnung auf bessere Zeiten nicht auf.

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Foto: Annette Zoepf Die Perlach‰Tankstelle hat einen neuen Betreiber.

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