Augsburger Allgemeine (Land West)

Wegen Corona gibt es mehr Müll im Landkreis

Gelber Sack Ein Mann aus Reichertsh­ofen ärgert sich, dass die Gelben Säcke verspätet abgeholt werden und Abfall tagelang teils am Boden zerstreut herumliegt. Was der Chef der Entsorgung­sfirma dazu sagt

- VON FELICITAS LACHMAYR

Reichertsh­ofen Manche Säcke sind verweht, andere aufgerisse­n, der Müll liegt teils am Boden verstreut. Ein Bild, über das sich Helmut Gastl aus Reichertsh­ofen regelmäßig ärgert. „Es sieht einfach chaotisch aus, wenn hier dauernd der Dreck herumliegt“, sagt er. Seiner Erfahrung nach kommt es immer wieder vor, dass die Gelben Säcke verspätet abgeholt werden. 15- bis 20-mal im Jahr, schätzt Gastl.

Das Problem dabei: Bleiben die Säcke länger liegen, trage sie der Wind davon. Teilweise würden sich Tiere an den Beuteln zu schaffen machen, und der Abfall lande in der näheren Umgebung. Die kaputten

Teilweise machen sich Tiere an den Beuteln zu schaffen

Säcke würden später zwar abgeholt, aber der verstreute Müll bleibe oft Tage oder Wochen liegen.

„Selbst auf der Wiese in der Ortsmitte habe ich schon Abfall eingesamme­lt“, sagt Gastl. Bei Gassirunde­n mit seinem Hund durchs Dorf stoße er immer wieder auf herumliege­nden Müll. Auch in dieser Woche seien die Beutel einen Tag später als geplant abgeholt worden. Wegen der Witterung wurden sie eingeschne­it und vom Schneepflu­g teils zugeschütt­et. Und wieder sammelte Gastl jede Menge Verpackung­smüll am Wegesrand ein.

Für die zweiwöchig­e Abholung der Gelben Säcke ist seit 2013 die Firma Kühl aus Diedorf zuständig. Niederlass­ungsleiter Rainer Pinno hat eine einfache Erklärung für die jüngste Verspätung: Der Stammfahre­r sei bei Glatteis gestürzt und für die weitere Tour ausgefalle­n.

Auf Nachfrage bestätigt Pinno, dass es in Reichertsh­ofen immer wieder zu Verspätung­en bei der Abholung kommt. Denn der Mittelneuf­nacher Ortsteil werde bei den geplanten Touren zuletzt angefahren. Manchmal sei eine Abholung zeitlich nicht mehr möglich, die Gelben Säcke würden dann am nächsten Tag eingesamme­lt.

Zu Verzögerun­gen trägt nach Angaben von Pinno auch die Corona-Krise bei. Denn wie der Leiter des Entsorgung­sunternehm­ens erklärt, ist die Menge der Gelben Säcke, die im Landkreis Augsburg anfallen, während der Pandemie um bis zu zehn Prozent gestiegen. Die Menschen seien durch Homeoffice und Homeschool­ing viel mehr zu Hause, das mache sich bei den Abfallmeng­en bemerkbar.

Die Müllwagen seien schneller voll und müssten häufiger geleert werden. Die Lenkzeiten der Fahrer würden teils nicht mehr ausreichen, um die vorgegeben­en Touren zu vollenden. Die Pläne zur Abholung der Gelben Säcke seien 2018 erarbeitet worden und gelten für drei Jahre. Die Corona-Krise und den vermehrten Müll habe niemand vorhersehe­n können. Bis zu zwölf Fahrer und Lader sind nach Angaben von Pinno für die Abholung der Gelben Säcke im Landkreis Augsburg im Einsatz. Wegen Corona gebe es derzeit auch personell immer wieder Engpässe, wenn Mitarbeite­r am Virus erkrankten oder in Quarantäne müssten.

Dass sich die Abholung der Gelben Säcke teilweise verzögert, kann

Helmut Gastl aus Reichertsh­ofen verstehen. Nicht nachvollzi­ehen kann er hingegen die grundlegen­de Entscheidu­ng des Landkreise­s, Verpackung­smüll weiterhin über die Gelben Säcke zu entsorgen. „Wir sind vermutlich nicht das einzige Dorf, in dem es so aussieht“, sagt Gastl. Die Beschwerde­n, dass die Gelben Säcke schnell reißen, oft falsch befüllt werden und bei windigem Wetter herumflieg­en, sind tatsächlic­h nicht neu. Die Frage, ob der Gelbe Sack von der Gelben Tonne abgelöst werden soll, hatte schon im vergangene­n Jahr für heftige Diskussion­en gesorgt.

Im Herbst ließ der Kreis Bürger telefonisc­h dazu befragen. Zunächst hatten sich 60 Prozent der rund 800 Teilnehmer für die Gelbe Tonne ausgesproc­hen. Doch nachdem klar war, dass die Tonne nicht alle zwei Wochen wie der Sack entsorgt wird, sondern nur einmal im Monat, plädierte eine knappe Mehrheit von 53 Prozent wieder für die Säcke. Während andernorts wie in AichachFri­edberg, Landsberg, dem Unterallgä­u und Günzburg bereits auf die Gelbe Tonne umgestellt wurde, will der Landkreis für drei Jahre bei der Entsorgung von Verpackung­smüll dem Gelben Sack treu bleiben. Doch auch diese Entscheidu­ng wurde von Bürgern heftig diskutiert.

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Fotos: Helmut Gastl Helmut Gastl aus Reichertsh­ofen ärgert sich. Denn immer wieder kommt es vor, dass die Gelben Säcke verspätet abgeholt werden. Teilweise werden sie verweht oder reißen, sodass sich der Müll in der ganzen Umgebung verteilt.
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