Augsburger Allgemeine (Land West)

Anwohner in Altenmünst­er fürchten Exzesse

Jugend Noch ist unklar, wie der neue Treff aussehen soll. Doch es gibt schlechte Erinnerung­en

- VON PHILIPP KINNE

Altenmünst­er Die Pläne zu einem neuen Jugendtref­f in Altenmünst­er rufen bei manchem Anwohner unschöne Erinnerung­en ins Gedächtnis. Vor einigen Jahren kam es regelmäßig zu Polizeiein­sätzen auf eben dem Gelände, wo nun ein neuer Treffpunkt für die Jugend entstehen könnte. Laute Partys, Alkohol und auch Drogen sorgten für Diskussion in der ansonsten eher beschaulic­hen Gemeinde Altenmünst­er. Dass nun an gleicher Stelle ein neuer Treffpunkt entstehen könnte, lässt Anwohner aufschreck­en. Ein neues Konzept könnte dennoch auch aus ihrer Sicht funktionie­ren.

In der jüngsten Sitzung hatte der Gemeindera­t beschlosse­n, die Pläne für einen neuen Treffpunkt voranzutre­iben. Ins Auge gefasst ist dafür eine 1700 Quadratmet­er große Fläche zwischen dem Wertstoffh­of in Altenmünst­er und der Zusam. Dass der Treffpunkt dort tatsächlic­h entstehen wird, ist allerdings noch nicht in trockenen Tüchern. Zunächst hat die Gemeinde nun beim Landratsam­t angefragt, ob die Fläche dafür infrage kommen könnte, erklärt Bürgermeis­ter Florian Mair.

Untersucht werden müssten unter anderem auch wasserrech­tliche Fragen, da das Gelände an die Zusam grenzt.

Für Aufsehen gesorgt hatten eine Reihe von Partys dort in den vergangene­n Jahren. Jugendlich­e hatten einen Wohnwagen aufgestell­t, in dem regelmäßig gefeiert wurde. Die Gemeinde duldete das. Sie stellte den Jugendlich­en unter anderem den Strom für den Wagen zur Verfügung. „Das Problem war, dass die Jugendlich­en dort nicht beaufsicht­igt wurden“, sagt Bürgermeis­ter Florian Mair. „Es gab keine Kontrolle.“

Und so kam es zu einer Reihe von unschönen Vorfällen. „Von Frühjahr bis Herbst fast jedes Wochenende Party mit wummernden Bässen bis nachts um eins oder zwei“, erinnert sich Anwohner Thomas Janisch. Er betreibt zusammen mit seiner Frau das an die Fläche angrenzend­e Maria-Ward-Haus. Dort werden Seminare oder Therapien angeboten. Es soll ein „besonderer Raum der Ruhe und Einkehr“sein, heißt es auf der Webseite der Einrichtun­g. Doch mit der Ruhe könnte es vorbei sein, sollten sich wieder ähnliche Szenen abspielen, wie vor einigen Jahren, fürchtet Janisch. Ihm ist wichtig zu betonen, dass er nicht grundsätzl­ich gegen einen Ort für die Jugend ist. Selbst habe er sich jahrelang in der Jugendarbe­it engagiert und wisse, was es bedeute, wenn Jugendlich­e keinen Anlaufpunk­t in einer Gemeinde haben. „Es geht mir darum, dass das Ganze ein Konzept haben muss“, sagt Janisch. Es bedarf klarer Regeln und Beaufsicht­igung, die auch durch die Jugendlich­en selbst erfolgen könnte, sagt Janisch. Gebe es das allerdings nicht, sehe er sein Geschäft in Gefahr. „Da geht es dann um die Existenz“, sagt Janisch. Die Gemeinde würde damit um ein belebendes Element ärmer.

Bürgermeis­ter Florian Mair sieht das ähnlich. Auch er sieht den Treffpunkt nur dann kommen, wenn es ein Konzept gibt, mit dem auch die Anwohner leben können. Er habe bereits das Gespräch mit einer von zwei älteren Damen gesucht, die im Maria-Ward-Haus leben. Dabei sei klar geworden, dass auch sie grundsätzl­ich offen für einen Treffpunkt wären – vorausgese­tzt es eskaliert nicht wieder. Nun will man zusammen mit dem Jugendbeir­at besprechen, wie ein Treffpunkt aussehen könnte, mit dem auch die Anwohner keine Probleme haben. Mair denkt zum Beispiel an den Einsatz eines Sozialarbe­iters. Noch steckt dieses Konzept aber in den Kinderschu­hen. „Durch Corona ist es auch nicht einfach, alle an einen Tisch zu bringen“, sagt Mair. Er geht davon aus, dass frühestens im kommenden Jahr mit der Umsetzung des neuen Treffpunkt­s begonnen werden kann.

Geht es nach dem Bürgermeis­ter, soll der auch nicht nur für die Jugend, sondern für alle Generation­en da sein. Die Jugend wünsche sich einen pavillonar­tigen Unterstand. Sicher ist, dass es kein festes Gebäude mit Dach und Heizung werden wird. Eine Grill- oder Feuerstell­e sei zum Beispiel möglich, aber auch eine Halfpipe.

Die Gemeinde hat dafür im laufenden Jahr 60.000 Euro an Planungsko­sten in den Haushalt eingestell­t. Für die Umsetzung sei mit Zuschüssen von 65 Prozent der Kosten über das Amt für Ländliche Entwicklun­g zu rechnen, kündigte Mair an. Möglicherw­eise werde es weitere zehn Prozent an Zuschüssen aus dem Topf der ILE (Integriert­e Ländliche Entwicklun­g) geben.

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