Augsburger Allgemeine (Land West)
Mutter gegen Mutter
Hauptkommissarin Lenski wird in ihrem letzten Fall die Show gestohlen
menschlichen Abgründe. Autor und Regisseur Christian Bach bereitet Simon einen authentischen Abschied. Auch Lenski hat ihren Job im deutsch-polnischen Grenzgebiet satt. Die emotionale Wüste, das schwierige Verhältnis zu Partner Adam Raczek (Lucas Gregorowicz), vor allem: Tochter Alma, die sie viel zu sehr vernachlässigt. Mit „Monstermutter“, wie die Folge am Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten heißt, ist ein Stück weit also auch sie gemeint – wobei der Titel ein bisschen arg nach theatralisch-erzwungener Alliteration klingt. „Rabenmutter“reichte wohl nicht.
Hauptadressatin ist allerdings Louisa „Lou“Bronski, Anfang 20, kaputtes Leben, durchdrungen von Enttäuschung, Hass und Gewalt; ein Gericht hat ihr nach einem bewaffneten Raubüberfall die Tochter
entzogen. Kaum aus dem Gefängnis entlassen, sinnt sie auf Rache. Erst ersticht sie eine Behördenmitarbeiterin, schießt dann auf einen Rechtsanwalt und nimmt schließlich Lenski als Geisel, um so ihre Tochter freizupressen.
Darstellerin Luzia Oppermann geht in ihrer Rolle bis über die Schmerzgrenze hinaus. Das ist körperlich brutal, sprachlich derb, schauspielerisch aber famos. Was dazu führt, dass sie Maria Simon mit ihrer Wucht die große Bühne nimmt. Was zugleich Stärke und Schwäche des Krimis ist. Denn so bleibt die ohnehin gnadenlos introvertierte, mit sich ringende, nur minimalistische Mimik offenbarende Lenski ein menschliches Rätsel.
Stark dagegen das Wechselspiel zwischen den verzweifelten Versuchen von Raczek, die Kollegin aus den Händen der Entführerin zu befreien, und dem kammerspielgleichen Duell der verbitterten Mütter im Fluchtauto. Dort hat der Film auch seine besten Szenen, wird der Kriminalfall zum Psychodrama.
Natürlich läuft alles auf einen Showdown hinaus. Einer ohne Firlefanz. Was anderes hätte zu Lenski auch nicht gepasst. Andreas Frei