Augsburger Allgemeine (Land West)
Überrollt wurde
Doch dann explodieren urplötzlich die Corona-Zahlen, konstruktion eines schweren Herbstes /
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Die Oberbürgermeisterin stellt sich demonstrativ vor ihren Referenten. Sie spricht davon, dass die Bekämpfung der Pandemie eine Teamaufgabe sei, dass man für Probleme nicht eine Person verantwortlich machen könne. Sie gibt sich auch selbstkritisch. Räumt ein, dass nicht alles ideal gelaufen sei. Sie argumentiert aber auch, dass es in einer solchen Lage, auf die bundes- oder weltweit niemand vorbereitet gewesen sei, zwangsläufig zu Problemen komme. Zu der Zeit gibt es auch Berichte aus anderen Städten, in denen die Ämter ähnliche Probleme haben wie in Augsburg. Eva Weber erklärt, dass vieles auch gut gelaufen sei. Der Kontakt mit den Heimen gehört dazu. Eine Arbeitsgruppe mit Heimbetreibern, Kliniken und Stadt kümmert sich darum, dass Covid19-Patienten auch nach ihrer Behandlung im Krankenhaus wieder irgendwo unterkommen. In der ersten Welle hatten sich Heime teils geweigert, Bewohner wieder aufzunehmen, sie fürchteten das Ansteckungsrisiko. Auch das Testzentrum arbeitet von Beginn an weitgehend reibungslos.
In Augsburg erreicht die Pandemie am 6. November ihren vorläufigen Höhepunkt, mit einem Sieben-Tage-Wert von 380. Danach setzt ein Abwärtstrend ein. Für Thomas
Wibmer, kommissarischer Chef des Gesundheitsamtes, der Beleg dafür, dass die Maßnahmen wirken. Allerdings sehen das nicht alle Augsburger so. Immer wieder gibt es Proteste, auf den Seiten der Stadt in den sozialen Medien gibt es Kritik, teils auch wüste Beschimpfungen von Corona-Leugnern. Gleichzeitig schreckt der Tod des in der Stadt bekannten Unternehmers Helmut Bauer viele auf. Der Chef eines Hausmeisterservice, der nebenbei auch den DSDSFinalisten Michael Rauscher („Der singende Fliesenleger“) managte und die Wählervereinigung „Wir sind Augsburg“mit gegründet hat, wird von Corona aus dem Leben gerissen. Er stirbt mit 62, nachdem er mehrere Wochen auf der Intensivstation lag. Bis dato sind in Augsburg 260 Menschen mit und am Coronavirus gestorben.
Die Augsburger Rekord-Inzidenz von 380 wird später von vielen Regionen, vor allem in Ostdeutschland und im Grenzgebiet zu Tschechien, um einiges übertroffen. Der Landkreis Regen etwa liegt zeitweise bei fast 600. Und auch jetzt, Ende Januar, gibt es noch einzelne Gebiete mit Werten von um die 300. München dagegen ist schon fast auf 50 gesunken, der Wert, ab dem es Lockerungen der Corona-Regeln geben kann. In Augsburg stagniert derweil der Rückgang, die Sieben-Tage-Inzidenz pendelt um die 130. Die Oberbürgermeisterin warnt davor, die Lage jetzt zu entspannt zu sehen. Es sei zwar um einiges besser als im Herbst. Aber in der Uniklinik lägen nach wie vor viele Corona-Patienten. Es gebe noch immer viele Todesfälle. Und es sind die ansteckenderen Virus-Mutationen, die Eva Weber Sorgen machen. Wie groß die Sorge ist, zeigt ein eindringlicher Appell, den sie in dieser Woche an die Augsburger richtet. Alle Bürger, so bittet sie in einer Mitteilung der Stadt, sollen auf Kontakte außerhalb des eigenen Hausstands verzichten, möglichst auch auf jene Kontakte, die noch erlaubt sind.