Augsburger Allgemeine (Land West)

Corona‰Impfungen werden zur Geduldspro­be

Immunisier­ung Neben zahlreiche­n Senioren zu Hause hoffen auch Betreute Wohnanlage­n und Tagespfleg­en, dass ihre Klienten bald an der Reihe sind. Warum ihnen an Sammelterm­inen vor Ort gelegen ist

- VON ANDREA BAUMANN

Ob mangelnder Impfstoff, das sehnsüchti­ge Warten auf einen Termin oder nervenstra­pazierende Versuche, bei der städtische­n Hotline durchzukom­men: Das Thema Corona-Impfungen beschäftig­t Tausende Augsburger, insbesonde­re Senioren und ihre Angehörige­n. Während in den Pflegeheim­en die Impfungen laut Stadt voraussich­tlich Ende nächster Woche abgeschlos­sen sind, sofern genügend Impfstoff zur Verfügung steht, müssen sich andere Betagte noch gedulden. Nur zwei Tage lang kamen am Montag und Dienstag rund 200 über 80-Jährige – lediglich diese Altersgrup­pe ist derzeit bundesweit aufgerufen – im Impfzentru­m an die Reihe. Dies lag an den geringen zur Verfügung stehenden Impfdosen.

Der schleppend­e Impfstart macht auch Michael List, Geschäftsf­ührer der Arbeiterwo­hlfahrt Augsburg, zu schaffen. Er wird mit den damit verbundene­n Problemen vor allem in den sieben betreuten Wohnanlage­n der AWO im Stadtgebie­t mit rund 320 Senioren und in den drei Tagespfleg­en mit weiteren 100 älteren Menschen konfrontie­rt. „Wir brauchen die Impfungen in diesen Einrichtun­gen genauso dringend wie in den Pflegeheim­en“, betont er. Denn im Betreuten Wohnen oder in den Tagespfleg­en, die teilweise an sieben Tagen pro Woche geöffnet sind, sei das Risiko für eine Infektion aufgrund der meist stärkeren Außenkonta­kte noch höher als im Heim.

„Wir erleben auch derzeit in einer der Anlagen, dass sich das Virus schnell innerhalb der Bewohnersc­haft verbreiten kann, wenn es denn mal Einzug gehalten hat“, sagt List. Gleiches gelte für die Tagespfleg­en, wo aufgrund von CoronaInfe­ktionen bei Besuchern wie Beschäftig­ten derzeit teilweise nur eine Notbetreuu­ng für negativ Getestete angeboten werde.

Mittlerwei­le hat die Stadt signalisie­rt, dass Klienten von Tagespfleg­en, betreuten Wohnanlage­n oder Sozialstat­ionen bei dezentrale­n Sammelterm­inen in den jeweiligen Einrichtun­gen von mobilen Teams geimpft werden sollen. List hofft, dass dies in absehbarer Zeit auch in den Häusern der Arbeiterwo­hlfahrt klappt. „Wir haben die Impfbereit­schaft in unseren Anlagen abgefragt, sie liegt bei über 80 Prozent.“List ist überzeugt, dass die Bereitscha­ft signifikan­t sinken würde, müssten diese meist nicht mehr besonders mobilen Menschen den Weg zum Impfzentru­m in Haunstette­n auf sich nehmen. Dass im Gegensatz zu den Pflegeheim­en, wo alle impfwillig­en Bewohner den Piks erhalten, in Tagespfleg­en und betreuten

Wohnanlage­n vorerst nur die Senioren geimpft werden sollen, die 80 Jahre oder älter sind, bedauert der AWO-Chef sehr. Es wäre im Sinne der Gesundheit sehr sinnvoll, auch die Jüngeren einzubezie­hen.

Nach den Zahlen des Bürgeramte­s leben in Augsburg nahezu 18.900 Senioren über 80 Jahren – ein Großteil davon in den eigenen Wänden und ohne Inanspruch­nahme von ambulanten Hilfsdiens­ten. Dies bedeutet aber nicht, dass alle von ihnen den Weg ins Impfzentru­m auf dem Haunstette­r Fujitsu-Areal schaffen. Von dem Vorhaben, in Stadtteile­n sogenannte Unter-Impfzentre­n einzuricht­en, hat sich die Stadt dennoch verabschie­det. SubImpfzen­tren würden in Landkreise­n mit geringer Bevölkerun­gsdichte mehr Sinn machen als in einer dicht besiedelte­n Stadt, sagt Gesundheit­sreferent Reiner Erben.

Gegenüber unserer Redaktion hatten sich Angehörige von Senioren über den weiten und mühseligen Weg vom Parkplatz bis zum Impfzentru­m, noch dazu bei Schneefall, beklagt. Um Menschen mit eingeschrä­nkter Mobilität den Termin auf dem Fujitsu-Areal künftig zu erleichter­n, können diese bei Bedarf mit einem Rollstuhl vom Parkplatz abgeholt und nach dem Termin wieder zurückgebr­acht werden. Die Bäuerle Ambulanz, die das Impfzentru­m im Auftrag der Stadt betreibt, stellt diesen Service zur Verfügung. Ansonsten wird älteren Menschen empfohlen, eine eigene Assistenzp­erson zum Impftermin mitzubring­en. Dies gelte auch für Personen mit Verständig­ungsproble­men, etwa, weil sie gehörlos sind oder die deutsche Sprache nicht sprechen.

Bettlägeri­ge Personen, für die weder das Impfzentru­m noch die dezentrale­n Sammel-Termine infrage kommen, können einen Termin für einen Einzel-Hausbesuch bei der Hotline unter 0821/78986894 (Montag bis Freitag 8 bis 16 Uhr) buchen. Diese Hausbesuch­e werden sich nach Einschätzu­ng der Stadt über mehrere Wochen erstrecken. Eventuelle Impfangebo­te über das Registrier­ungsportal des Freistaats verfallen in diesem Fall.

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Foto: Peter Fastl Recht beschwerli­ch gestaltet sich der Weg vom Parkplatz zum Impfzentru­m für Senioren.

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