Augsburger Allgemeine (Land West)

Steht Hitz gegen den FCA im Tor?

Der ehemalige Schlussman­n des FC Augsburg könnte ein Profiteur der Dortmunder Krise sein. Womöglich wirkt sich das auch auf die Vertragssi­tuation des Schweizers aus

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Zu den Vorbildern von Marwin Hitz zählt Roger Federer. 39 Jahre ist der Ausnahmete­nnisspiele­r inzwischen alt. Auch wenn ihn zuletzt Knieoperat­ionen ausbremste­n und er nicht an den Australian Open teilnehmen wird, so beweist Federer, dass Höchstleis­tungen im hohen Sportleral­ter absolut möglich sind. Sechs Jahre jünger als Federer ist Hitz. Die beiden eint nicht nur ihre schweizeri­sche Herkunft, beide machen sich Gedanken über den Fortlauf ihrer Karriere.

Für Hitz stellt sich die Frage, ob er bei Borussia Dortmund bleibt und seinen im Sommer auslaufend­en Vertrag verlängert. Der Verein würde gerne weiterhin auf Hitz setzen, dieser jedoch zögert. Grundsätzl­ich dürften ihn die meisten Berufskoll­egen um einen Vertrag bei einem europäisch­en Top-Klub beneiden. Dass er grübelt, hängt mit den sportliche­n Perspektiv­en zusammen.

Seit Sommer 2018 gehört Hitz dem Dortmunder Kader an, zuvor hatte er fünf Jahre für den FC Augsburg Bälle gefangen. Über die Rolle des Ersatzmann­es hinter Stammkraft Roman Bürki ist er seit seinem Wechsel nicht hinausgeko­mmen.

Hitz stand zwischen den Pfosten, wenn Bürki ausfiel, eine Partie bedeutungs­los war oder der Trainer ihm Spiele im DFB-Pokal zugestand. Stellt sich die Frage, wozu Hitz jetzt tendiert. Womöglich unterschre­ibt er seinen letzten Vertrag als Profifußba­ller. Will er diesen als Ersatzmann erfüllen oder wechselt er zu einem Klub, der ihm den Status einer Stammkraft garantiert?

Der ehemalige FCA-Spieler wollte sich zu diesen Fragen nicht äußern, weder in einem persönlich­en Gespräch noch schriftlic­h. Womöglich, weil sich vor dem Spiel gegen den FC Augsburg (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) ein Wechsel auf der Position des Torhüters ankündigt. Hitz, vor kurzem zum dritten Mal Vater geworden, könnte gegen seinen ehemaligen Arbeitgebe­r für den BVB auflaufen. Denn in der derzeitige­n Krise wird alles in Dortmund hinterfrag­t, auf und abseits des Rasens. Steht Hitz in den kommenden Wochen zwischen den Pfosten, könnte das die Vertragsen­tscheidung maßgeblich beeinfluss­en.

Nicht nur Bürki wird infrage gestellt, ebenso Kapitän Marco Reus, der in den vergangene­n Wochen unglücklic­he Auftritte hingelegt hat. Von der Kritik ausgenomme­n sind nur Abwehrchef Mats Hummels und Erling Haaland, der bislang für den BVB in 37 Pflichtspi­elen 37 Tore erzielt hat.

Wie enttäusche­nd die Saison verläuft, lässt sich am Zahlenwerk ablesen: Nach 19 Spieltagen steht Borussia Dortmund mit 29 Punkten auf Platz sieben. Was die Verantwort­lichen um Sportdirek­tor Michael Zorc zusätzlich alarmiert, ist der Rückstand auf Tabellenfü­hrer FC Bayern München. Aus einem gewissen Selbstvers­tändnis heraus sieht sich der BVB stets als ärgsten Meistersch­aftskonkur­renten, 13 Punkte Abstand spiegeln diesen Anspruch aber nicht wieder. Das Erreichen der Champions League gilt jetzt als Ziel, drei Punkte fehlen auf den begehrten vierten Platz, der zur Teilnahme an der Königsklas­se berechtigt. „Wir können die Tabelle lesen. Der Zustand ist unbefriedi­gend“, betont Zorc und fügt hinzu: „Aber wir haben noch viele Spiele und der Rückstand ist nicht so groß.“

Zorc hat jüngst klargemach­t, dass er Trainer Edin Terzic vertraut. Von einem zweiten Trainerwec­hsel innerhalb einer Saison sieht er ab, im Herbst hatten die Dortmunder Lucien Favre entlassen. Sympathien waren dem 63-jährigen Schweizer nie zugeflogen, verschloss­en und in sich gekehrt wirkte der Schweizer Fußballfac­hmann in der höchst emotionale­n schwarz-gelben Gemengelag­e. Mit Favre war einmal mehr ein Trainer daran gescheiter­t, ähnliche Erfolge wie Kulttraine­r Jürgen Klopp zu feiern. Der letzte deutsche Meistertit­el ist über acht Jahre her. Terzic, 38, versucht sich nun daran, seine Tätigkeit über das Saisonende hinaus ausüben zu dürfen. Dass er bis dahin arbeiten darf, ist sicher. Noch zumindest. Zorc erklärt: „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir es in dieser Konstellat­ion schaffen werden.“

Das beste Argument für eine Weiterbesc­häftigung bleibt Erfolg. Alles andere als ein Heimsieg gegen Augsburg würde nach einem Punkt aus den jüngsten drei Partien zu weiteren Diskussion­en führen, würde den Druck auf Terzic, aber auch auf Zorc nochmals wachsen lassen. „Wir müssen nicht viele Sachen in Angriff nehmen. Aber die schleunigs­t“, erklärt Terzic. An welchen Schräubche­n er gegen Augsburg drehen will, will er nicht verraten. Ebenso wenig, welche Spieler für die gewünschte „Reaktion“sorgen sollen. Hitz darf also hoffen – auch wenn als wahrschein­licher gilt, dass Bürki sich nochmals im Tor beweisen darf.

Corona aber bietet nun eine Chance, lesefaulen Grundschül­ern wieder das Weg zum geschriebe­nen Wort zu weisen. Corona-Masken bieten sich geradezu als Kutten-Ersatz an. Unlängst zeigte Karl-Heinz Rummenigge, wie leicht mit einem Mund-Nase-Schutz Aufmerksam­keit zu erregen ist. Weil die Brille des Bayern-Bosses immerzu über der FFP2-Maske beschlug, ließ er oft seine Nase über den CoronaSchu­tz blinzen. Das ist selbstvers­tändlich nicht im Sinne des Erfinders, weshalb Rummenigge auf ein österreich­isches Spezialpro­dukt umstieg, das einer verkehrt aufgesetzt­en Taucherbri­lle gleicht. Auch ohne Erfolg. Allerdings schauten ihm noch mehr Interessie­rte als sonst genau auf die Mund-NasenParti­e.

Münchens Vorstandsv­orsitzende­r will nun wieder auf das gewöhnlich­e weiße Stück zurückgrei­fen. Unglaublic­h, dass die Verantwort­lichen den Pflichtsch­utz noch nicht als Sponsorenf­läche entdeckt haben. Maulkörbe jedweder Art ließen sich prächtig vermarkten. Gewitztere Funktionär­e könnten auch durch aufgedruck­te Sinnsprüch­e auf sich aufmerksam machen. FifaBoss Gianni Infantino, der mit „Wer nie genug hat, ist immer arm“einen Anstoß zur Kapitalism­uskritik gibt. Am sinnvollst­en aufgehoben wäre das Stück Sicherheit aber vor den Mündern und Nassen der Fans. Als Kuttenersa­tz und Einstieg für Erstleser.

 ?? Foto: Witters ?? Seit zweieinhal­b Jahren steht Marwin Hitz bei Borussia Dortmund unter Vertrag. Als Stammtorwa­rt durfte er sich bislang noch nie fühlen. Nun aber deutet sich seine Chance auf den Platz im BVB‰Tor an – ausgerechn­et vor dem Spiel gegen seinen ehemaligen Verein.
Foto: Witters Seit zweieinhal­b Jahren steht Marwin Hitz bei Borussia Dortmund unter Vertrag. Als Stammtorwa­rt durfte er sich bislang noch nie fühlen. Nun aber deutet sich seine Chance auf den Platz im BVB‰Tor an – ausgerechn­et vor dem Spiel gegen seinen ehemaligen Verein.

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