Augsburger Allgemeine (Land West)

Aus Augsburg in die weite Welt des Fußballs

Armin Veh hat als Spieler und Trainer große Erfolge gefeiert. Zuletzt ist es ruhig geworden um den Mann, der mit dem VfB Stuttgart deutscher Meister wurde. Jetzt wird er 60 und blickt durchaus kritisch auf seine Karriere zurück

- VON HERBERT SCHMOLL

Augsburg Um Armin Veh ist es ruhig geworden. Rund 40 Jahre stand der ehemalige Fußballpro­fi und spätere Meistertra­iner im Blickpunkt der Öffentlich­keit, war Stammgast in Fernsehstu­dios, stand Journalist­en Rede und Antwort. Doch diese Zeiten gehören zumindest im Moment der Vergangenh­eit an. Beim 1. FC Köln stieg er im November 2019 als Sportdirek­tor aus. Die CoronaPand­emie trägt auch ihren Anteil zum Rückzug bei. Veh, der in Bonstetten (Kreis Augsburg) wohnt, bezeichnet sich jetzt selbst als Privatier. Am kommenden Montag (1. Februar) feiert er seinen 60. Geburtstag. Wobei, feiern trifft es nicht ganz, denn eine größere Party hat der mit gesundem Humor gesegnete Jubilar nicht geplant, „das holen wir nach, wenn es nach der Pandemie wieder möglich ist“.

Kürzlich sorgte der gebürtige Augsburger allerdings wieder mal für Aufmerksam­keit, als er Rekordnati­onalspiele­r Lothar Matthäus als möglichen Nachfolger von Bundestrai­ner Joachim Löw ins Spiel brachte. „Ich glaube, dass Lothar Matthäus der geeignete Mann wäre, weil er die Autorität besitzt“, sagte er. Ahnung vom Fußball habe der Franke sowieso. Viele Alternativ­en gebe es nicht. Jürgen Klopp würde es nicht machen, glaubt Veh. „Er bleibt beim FC Liverpool.“

In der Diskussion um eine Nachfolge von Bundestrai­ner Löw bei einem eventuelle­n Rücktritt nach der Europameis­terschaft in diesem Sommer oder der WM im kommenden Jahr hatte Matthäus im Gegenzug Veh vorgeschla­gen. Doch der winkte gleich ab: „Für mich kommt das nicht infrage“.

Der Augsburger war zuletzt von Dezember 2017 bis November 2019 Geschäftsf­ührer des 1. FC Köln. Er hatte die Rheinlände­r übernommen, als der Abstieg aus dem Oberhaus so gut wie feststand, und war durch kluge Entscheidu­ngen maßgeblich an der Rückkehr in die Bundesliga beteiligt. Obwohl es am Ende im Gebälk mächtig knirschte und auch er in der Kritik stand, will Armin Veh sein Wirken im Rheinland nicht missen. „Der FC ist ein toller Klub mit großartige­n Fans“, schwärmt er von der Zeit in der Domstadt.

Veh trainierte die Bundesligi­sten Hansa Rostock (2002-2003), VfB Stuttgart (2006-2008 und 2014), VfL Wolfsburg (2009-2010), Hamburger SV (2010-2011) und Eintracht Frankfurt (2011-2014 und 2015-2016). Den größten Erfolg feierte er 2007 als deutscher Meister mit dem VfB Stuttgart – Thomas Hitzlsperg­er oder Mario Gomez machte er zu Bundesliga­stars und Nationalsp­ielern.

Armin Veh blickt auf eine bemerkensw­erte Karriere zurück. Aufge

ist er im Augsburger Stadtteil Oberhausen. Zusammen mit Helmut „Bobby“Riedl, dem späteren FCA-Torhüter, oder Manfred Tripbacher, der es als Profi zum damaligen Bundesligi­sten Eintracht Braunschwe­ig brachte. Zu seinen Spielkamer­aden am alten BCAPlatz gehörte auch Erhard Wunderlich, der beim VfL Gummersbac­h und in Barcelona als einer der weltbesten Handballer galt.

Vehs Fußballtal­ent erkannten sie beim FCA sehr schnell, er wurde Mitglied der bundesweit anerkannte­n Talentschm­iede von Heiner

Schuhmann und gab 1979 an der Seite des legendären Helmut Haller sein Debüt in der zweiten Bundesliga. Die logische Folge war der Wechsel in die erste Liga zu Borussia Mönchengla­dbach. Nach 65 Bundesliga­spielen (3 Tore) für die Borussia, mit der er 1980 das UefaCup-Finale gegen Eintracht Frankfurt verlor, 60 Zweitligap­artien (1 Tor) für den FC Augsburg und die SpVgg Bayreuth sowie 18 Erstligasp­ielen in der Schweiz für den FC St. Gallen (dorthin wurde er nach einem Beinbruch ausgeliehe­n) musste der technisch versierte Mittelfeld­wachsen spieler 1990 aus Verletzung­sgründen seine Profikarri­ere beenden.

Wenn er auf seine Zeit als aktiver Kicker zurückblic­kt, dann gibt sich Armin Veh selbstkrit­isch: „Der Spieler Veh hätte es bei dem Trainer Veh nicht leicht gehabt.“

1990 wechselte er die Fronten. Vereinsprä­sident Dr. Gerhard Kranzfelde­r erkannte das Trainertal­ent in Veh, der beim FCA eine junge, hungrige und spielstark­e Mannschaft formte, die 1994 die Bayernliga­konkurrenz hinter sich ließ, den Aufstieg in die zweite Bundesliga aber knapp verpasste.

Immerhin: Der Sprung in die neu gegründete Regionalli­ga Süd gelang dem Team. Einer der Leistungst­räger war damals Verteidige­r Marcus Zimmermann. Er erinnert sich: „Fußballeri­sch hatte Veh keine allzu hohe Meinung von mir. Er hat es aber verstanden, alles aus mir herauszupr­essen, und deshalb habe ich eigentlich immer gespielt. Anschließe­nd ist Veh ja einen tollen Weg gegangen. Davor habe ich großen Respekt.“

Konnte man auch haben, denn Veh erarbeitet­e sich den Ruf eines

Veh bring Matthäus als Nationaltr­ainer ins Gespräch

Zwei Stationen hätte er sich lieber gespart

Meistermac­hers, führte den SSV Reutlingen und die SpVgg Greuther Fürth in den bezahlten Fußball zurück, die Sportredak­tion dieser Zeitung adelte den jungen Coach in Anlehnung an Franz Beckenbaue­r als „kleiner Kaiser“.

Wenn Veh seine Laufbahn Revue passieren lässt, dann spart er nicht mit Kritik an sich selbst: „Ich kann nur Dinge machen, wenn ich auch leidenscha­ftlich bin“, sagt er. „Im Nachhinein muss ich sagen, ich hätte Stuttgart und Frankfurt nicht ein zweites Mal machen dürfen.“Selbiges gelte auch für sein Trainercom­eback 2003 beim FCA. Auch dadurch habe er gelernt. „Ich möchte keinen Job mehr machen, bei dem ich ganz vorne stehe, das nagt an einem.“

War das der Schlusspfi­ff für den Trainer oder Manager Armin Veh? „Ich glaube schon,“antwortet er. Letzte Frage: Und wenn der FCA nochmals anklopft? Knappe Antwort: „Dann müsste ich überlegen, schließlic­h ist das mein Verein.“

Ein kleines Hintertürc­hen hält sich Fußball-Romantiker Armin Veh also doch noch offen.

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Foto: Ulrich Wagner Armin Veh will nicht mehr als Trainer oder Manager arbeiten. Diese Zeiten seien vorbei, sagt er selbst. Nur in einem ganz spe‰ ziellen Fall könnte er noch einmal ins Grübeln kommen.

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