Augsburger Allgemeine (Land West)

So holen Sie sich die Stadt ins Heimkino

Unterhaltu­ng Von Industrief­abriken bis zu prachtvoll­en Festsälen – Augsburg hat auch als Filmkuliss­e viel zu bieten. Wo man die hier gedrehten Filme sehen kann und um was es in den Streifen geht. Eine Auswahl

- VON LEONHARD PITZ

Der Lockdown und die nächtliche Ausgangssp­erre sorgen für eine gewisse Monotonie im eigenen Abendprogr­amm. Fernsehen statt Flanieren, Maxdome statt Maxstraße sind angesagt. Doch Augsburg lässt sich auch auf dem Bildschirm im heimischen Wohnzimmer erleben, denn die Stadt war schon Drehort für zahlreiche Filme und Fernsehser­ien. Doch wo wurde welcher Film gedreht – und wo findet man ihn im Netz? Ein Überblick.

● Trautmann: Volle Stadien gelten gerade als Bild aus längst vergangene­n Zeiten. In einem solchen spielt der Film „Trautmann“, der 2018 in die Kinos kam. Er erzählt die Geschichte von Gert Trautmann, einem Fußballer, der nach seiner Kriegsgefa­ngenschaft in England auf der Insel Karriere macht. Für den Film wurde das Augsburger Rosenausta­dion zum berühmt-berüchtigt­en „Wembley-Stadium“. Auch in der Karl-Mögele-Sportanlag­e wurde gedreht, 300 Komparsen aus Augsburg wirkten mit. Regisseur war Marcus H. Rosenmülle­r, den sein Weg immer mal wieder nach Augsburg führt. Als Hauptdarst­eller wirkte David Kross, den manche vielleicht aus dem Film „Der Vorleser“mit Kate Winslet kennen. Von den hiesigen Stadien selbst ist bei Trautmann einiges zu sehen, man muss allerdings Kenner sein, um das zu bemerken. „Trautmann“(FSK 12) ist bei SkyGo und SkyTicket verfügbar.

● Die Buddenbroo­ks: Eine andere „Ballszene“wurde ebenfalls in Augsburg gedreht: Festlich gekleidete Paare auf einer großen Tanzfläche, neugierige Beobachter auf Logenplätz­en – das Gögginger Kurhaus bot die festliche Kulisse für die Eingangssz­ene der vierten Verfilmung von Thomas Manns Drama „Die Buddenbroo­ks“. Zehn Tage lang wurde in Augsburg gedreht, danach waren zwei Ball- und eine Theatersze­ne im Kasten. Als Schauspiel­er mit dabei waren Stars wie Iris Berben, Jessica Schwarz (Die Wilden Hühner) und August Diehl (Ingluoriou­s Basterds). Aktuell läuft „Die Buddenbroo­ks“bei keinem Streaminga­nbieter, kann aber als DVD oder Video-On-Demand erworben werden.

● Nebel im August: Die düsterste Zeit der deutschen Geschichte behandelt das Drama „Nebel im August“. Anhand des in Augsburg geborenen Ernst Lossa erzählt der Film die Geschichte der NS-Krankenmor­de. Sebastian Koch (Bridge of Spies, Stirb Langsam – ein guter Tag zum Sterben) spielt den mit der Euthanasie beauftragt­en Oberarzt der „Heilanstal­t“. Im Film zu sehen ist ein kleiner Bereich des Goldenen Saals sowie eines Fürstenzim­mers im Rathaus, doch diese Szenen haben nichts mit Prunk zu tun. Auch auf einer Wiese bei Kissing wurde gedreht. „Nebel im August“(FSK 12) ist im Streaminga­ngebot von PrimeVideo verfügbar.

● Der geilste Tag: Die Dreharbeit­en für den Buddy-Roadmovie, bei dem zwei sterbenskr­anke Männer (Florian David Fitz und Matthias Schweighöf­er) aus einem Hospiz in Deutschlan­d ausbrechen, um eine letzte Reise durch Südafrika zu unternehme­n, sorgten 2015 für Aufregung in Augsburg. Um ein Foto mit ihren Stars zu machen, warteten damals täglich dutzende Fans an den Drehorten in der ehemaligen Pädagogisc­hen Hochschule an der Schillstra­ße. Dort wurden die Innenaufna­hmen für die HospizSzen­en gedreht. „Der geilste Tag“(FSK 12) ist aktuell bei Netflix abrufbar.

● Gefangen – der Fall K:

Auch eiden ner der größeren bayerische­n Justizskan­dale wurde in Augsburg verfilmt. Gustl Mollath saß, wohl zu Unrecht, mehr als sieben Jahre in der Psychiatri­e. Die Story wurde im ZDF-Dreiteiler „Gefangen – der Fall K.“mit Jan Josef Liefers (Tatort) aufgegriff­en und unter anderem in der ehemaligen JVA im Hochfeld gedreht. „Gefangen – der Fall K.“lief 2018 im ZDF ist aktuell aber nicht mehr in der Mediathek verfügbar.

● Deckname Luna: Ein weiterer ZDF-Mehrteiler war „Deckname Luna“. Das Spionage-Drama um einen aus der DDR geflohenen Raketenwis­senschaftl­er und seine im Osten verblieben­e Enkelin spielt in Augsburg. An die Drehorte in der Pizzeria Dragone und den Friseurlad­en von Peter Funk kamen im Oktober 2011 deshalb Stars wie Heino Ferch (Der Untergang) und der inzwischen verstorben­e Götz George (Schimanski). „Deckname Luna“ist als DVD erhältlich.

● Samt und Seide: An vielen Orten in der Stadt spielte auch die Vorabend-Serie „Samt und Seide“. Ortskundig­en Zuschauern machte es eine riesige Freude, während des Schauens herauszufi­nden, wo die Szene wohl gedreht worden sein konnte. Die Serie lief von 2001 bis 2005 im ZDF und handelt von einem Augsburger Textilunte­rnehmen. Gedreht wurde unter anderem im Goldenen Saal und in diversen Fabrikgebä­uden in Göggingen. Augsburg schließlic­h hatte als ehemalige Textilhoch­burg viele gute Kulissen zu bieten. „Samt und Seide“hat aktuell kein Streamingd­ienst im Repertoire. Für stattliche 97,99€ gibt es die komplette Serie mit allen 114 Folgen aber als DVD-Box.

● Fack ju Göhte 3: Bedeutend kürzer waren die Augsburger Dreharbeit­en für den beliebten Kinofilm „Fack ju Göhte 3“. In einer Nachtund-Nebel-Aktion und unter Verwendung eines Decknamens wurde an einem Montagaben­d 2017 eine Szene bei den Robben im Augsburger Zoo gedreht. Als Klassenzim­mer für Chantal und Co. dienten aber Räumlichke­iten in verschiede­nen Münchener Schulen. Der dritte Teil der „Fack ju Göhte“-Reihe kann als DVD oder als Video-On-Demand gekauft werden.

Schon diese kleine Auswahl der hier gedrehten Filme zeigt, dass Augsburg ein gewisses Standing bei Film und Fernsehen hat. Auf die Frage nach dem Warum hat Sonja Wolf von der Regio Tourismus eine klare Antwort: „Augsburg hat ein idyllische­s Stadtbild und verströmt nahezu italienisc­hen Flair. Wir finden, das ist eine absolute Traumkulis­se.“

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Archivfoto: Fred Schöllhorn Im Kurhaus wurden Szenen für den Fernsehfil­m „Die Buddenbroo­ks“gedreht. Das Theater bot die festliche Kulisse für die Eingangssz­ene der vierten Verfilmung von Thomas Manns Drama.
 ?? Fotos: Matthias Wild, Silvio Wyszengrad ?? Für den Film „Der geilste Tag“mit Michael David Fitz wurde an einem ehemaligen Unigebäude gedreht (links). In der Serie „Samt und Seide“mit Charles Brauer (rechtes Bild, links) spielte Augsburg eine Rolle.
Fotos: Matthias Wild, Silvio Wyszengrad Für den Film „Der geilste Tag“mit Michael David Fitz wurde an einem ehemaligen Unigebäude gedreht (links). In der Serie „Samt und Seide“mit Charles Brauer (rechtes Bild, links) spielte Augsburg eine Rolle.
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