Augsburger Allgemeine (Land West)

Autofahrer klagen über zu wenig Parkplätze

Der ADAC hat 400 Bürger befragt. Pkw-Fahrer regen sich über hohe Parkgebühr­en auf, Radler über das Wegenetz und Fahrgäste des Nahverkehr­s über die Preise. In der Summe überwiegen aber die positiven Bewertunge­n

- VON STEFAN KROG

Die Augsburger sind in der CoronaPand­emie verstärkt zu Fußgängern geworden. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des ADAC unter 400 Augsburger­n und Umlandbewo­hnern. Demnach gaben 24 Prozent der Befragten an, Wege über 300 Meter häufiger oder überhaupt erstmals in nennenswer­tem Ausmaß zu Fuß zurückzule­gen. Auch Auto und Fahrrad legten bei 17 Prozent bzw. 15 Prozent der Befragten zu. 34 Prozent der Befragten nutzen seltener Bus und Straßenbah­n. Allerdings gab es über alle Verkehrsmi­ttel verteilt auch Rückgänge, weil Wege aufgrund von Homeoffice oder Kurzarbeit wegfielen.

Im Auftrag des ADAC untersucht­e das Meinungsfo­rschungsin­stitut Infratest quo die Zufriedenh­eit von Bewohnern 29 mittelgroß­er deutscher Städte mit dem Verkehr in ihrer Stadt, auch unabhängig von Corona. Die Ergebnisse wurden am Freitag vorgestell­t. Augsburg kam dabei auf Platz zehn im deutschlan­dweiten Vergleich und liegt damit im vorderen Drittel. „Augsburg und das Umland verzeichne­n seit Langem kontinuier­lich steigende Einwohnerz­ahlen, damit ist auch in den kommenden Jahren zu rechnen. Umso wichtiger ist eine ganzheitli­che Städteplan­ung unter Berücksich­tigung der Belange aller Verkehrste­ilnehmer, um den Anforderun­gen an die Mobilität der Stadtund Umlandbewo­hner gerecht zu werden“, sagt Florian Hördegen, Verkehrsex­perte des ADAC Südbayern und Mitglied im Mobilitäts­beirat der Stadt Augsburg. In diesem Gremium, das die Stadt berät, sitzen Vertreter verschiede­ner Verkehrsve­rbände, etwa auch von Pro Bahn oder dem ADFC.

Insgesamt kommt die ADACUmfrag­e zum Ergebnis, dass die Unzufriede­nheit der Autofahrer im Vergleich zu anderen Verkehrste­ilnehmern am größten ist, sei es in Augsburg oder deutschlan­dweit. Staus, der Straßenzus­tand oder Ampelschal­tungen sind dabei in Augsburg gar nicht die größten Themen. Problemati­sch wird unter anderem das Parkplatza­ngebot gesehen. Die Zahl der Autos und die Pkw-Dichte steigen in Augsburg seit Jahren, was sich unter anderem in zugeparkte­n Straßen äußert. Zahlen zur Entwicklun­g des Autobestan­ds in Augsburg im vergangene­n Jahr hat das Kraftfahrt­bundesamt noch nicht veröffentl­icht. Doch nachträgli­ch lassen sich in Bestandsvi­erteln keine Tiefgarage­n bauen. So genannte Quartiersg­aragen sind eine Möglichkei­t, doch die kosten Geld und brauchen auch Platz. Sie kommen eher in Neubauvier­teln in Frage, wobei die Stadt auch darüber nachdenkt, bei einigen Wohnbaupro­jekten weniger Stellplätz­e als üblich vorzuschre­iben und diese durch Carsharing oder Leihräder auszugleic­hen.

Verkehrsbe­lastung, so Baureferen­t Gerd Merkle (CSU), lasse sich am besten bremsen, wenn die Zahl der Autos nicht weiter steigt. Auch die Höhe der Parkgebühr­en in der Innenstadt scheint für Teilnehmer der Umfrage ein rotes Tuch zu sein (knapp 40 Prozent vergaben Note 5 oder 6). Der Unmut könnte sich noch steigern: Noch ist nichts entschiede­n, aber Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) hat schon angekündig­t, dass die öffentlich­en Gebühren nach acht Jahren ohne Änderung steigen könnten.

Ebenfalls nicht besonders zufrieden sind die Fahrradfah­rer – im Städteverg­leich rangiert Augsburg in dieser Sparte bei der Zufriedenh­eit auf Platz 13. Vergleichs­weise schlecht bewertet wird das Radwegenet­z – ein Thema, bei dem die Stadt seit Jahren hinter ihren Zielsetzun­gen hinterherh­inkt. Aktuell ist dazu ein Bürgerbege­hren anhängig. Positiv bewertet wird, dass man im Stadtgebie­t mit dem Fahrrad aufgrund kurzer Wege schnell am Ziel ist.

Relativ zufrieden scheinen die Nutzer des öffentlich­en Nahverkehr­s, wenn man vom Preis-Leistungs-Verhältnis absieht. Das Thema wird besonders seit der Tarifrefor­m vor drei Jahren stark diskutiert. 27 Prozent sind zufrieden (Note 1 oder 2), 28 unzufriede­n (Note 5 oder 6). Allerdings wird dieser Punkt in vielen Städten von den Bürgern als Problem gesehen. Auch die Zufriedenh­eit mit der Verständli­chkeit des Tarifsyste­ms ist, ebenso wie das Parkplatza­ngebot an Haltestell­en und Bahnhöfen, ein Schwachpun­kt. Punkten kann der Nahverkehr mit dem Sicherheit­sgefühl, kurzen Wegen beim Umsteigen und der Pünktlichk­eit.

Fußgänger scheinen laut Umfrage relativ zufrieden zu sein. Gewünscht relativ werden mehr Sitzmöglic­hkeiten. Die meisten Ziele seien direkt ohne große Umwege erreichbar. Die größte Unzufriede­nheit von Fußgängern gibt es beim Punkt „Verhalten von Fahrradfah­rern“, wobei sich die Verkehrste­ilnehmer insgesamt kein besonders gutes Zeugnis ausstellen. Autofahrer, Radler und Fußgänger sind über das Verhalten der anderen (und teils auch der eigenen Verkehrsga­ttung) mäßig begeistert, wobei Fahrradfah­rer in der Umfrage als problemati­schste Gruppe erscheinen.

Die Stadt hatte vor einem guten Jahr angesichts der zunehmende­n Verkehrsdi­chte und des sich ändernden Mobilitäts­mixes eine Kampagne mit Aktionen und Plakaten für mehr Miteinande­r im Verkehr gestartet, wobei der Erfolg wohl mäßig war. »Kommentar

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Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild) Staus sind aus Sicht von Autofahrer­n nicht das größte Problem. Sie klagen über hohe Parkgebühr­en.
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