Augsburger Allgemeine (Land West)

Stadtberge­n auf Sparkurs

Von einer Absage des Stadtfeste­s bis hin zur Schließung des Hallenbads – 300.000 Euro fehlen und die Liste der Vorschläge ist lang. Entscheide­n wird der Stadtrat aber frühestens am 11. Februar

- VON MATTHIAS SCHALLA

Stadtberge­n Stadtberge­n muss den Gürtel enger schnallen. „Wir müssen in diesem Jahr 300.000 Euro einsparen“, sagte Kämmerer Manuel Eberhard bei der Sitzung des Stadtrats am Donnerstag im Bürgersaal. Doch dass damit am Ende die schwarze Null steht, gibt es nur zwei Möglichkei­ten. Stadtberge­n müsse entweder zusätzlich­e Einnahmen beispielsw­eise über eine Anhebung der Gebühren generieren. Oder aber deutlich an Ausgaben sparen. Wo genau der Rotstift angesetzt werden kann, darüber entspann sich eine lebhafte Diskussion.

In Abwesenhei­t von Fraktionsv­orsitzende­n Tobias Schmid, der entschuldi­gt fehlte, ergriff für die CSU Roswitha Merk das Wort und schlug vor, alle freiwillig­en Leistungen zu kürzen. So sollte beispielsw­eise das Hallenbad mindestens bis zum Sommer komplett geschlosse­n werden. Die Förderung für Kunst und Kultur können gerade auch wegen des Lockdowns „um 50 Prozent“gekürzt werden. „Und auch für das Stadtfest im Sommer brauchen wir keine 100.000 Euro“, sagte Merk. Maximal 25.000 Euro sollten hier einkalkuli­ert werden. Merk hatte noch weitere Vorschläge.

„Der Nachtbus nach Deuringen fährt die meiste Zeit leer“, sagte sie. Ab und zu säße mal eine einzelne Person drin. Diese könne jedoch auch mit dem Taxi fahren. Geschlosse­n werde könne auch der Jugendclub Inside und eine 50-prozentige Kürzung für die Bücherei sei eine weitere Option, um in Richtung schwarze Null zu marschiere­n. Für einen kleinen CSU-internen Zwist aber sorgte Merks Vorschlag, die Sportförde­rung um 25 Prozent zu kürzen.

„Bei den Vereinen und der Feuerwehr wird nicht gespart“, konterte Fraktionsv­ize Michael Niedermair. Lieber sei ihm, den Jugendclub zu schließen, der vielleicht gerade einmal von zehn Personen genutzt werde, als die Zuschüsse für die Vereine einzufrier­en. Davon wären 1000 Kinder und Jugendlich­e betroffen, argumentie­rte er.

Weiteres Sparpotenz­ial sahen die Freien Wähler auch beim Ordnungsdi­enst und bei den öffentlich­en Grünanlage­n. „Hier könnten wir die Bürger beispielsw­eise an der Pflege beteiligen“, sagte Gerhard Heisele. Zudem stelle sich die Frage, ob Stadtberge­n sich weiterhin einen Ordnungsdi­enst in dieser Form leisten könne und wolle. Dieser stünde schließlic­h immer wieder bei den Bürgern in der Kritik. Bürgermeis­ter Paul Metz wollte dies aber so nicht stehen lassen.

„Es gibt doppelt so viele Bürger, die den Dienst anfordern, als ihn ablehnen“, sagte er. Vor allem die häufigen Falschpark­er seien vielen Stadtberge­rn ein Dorn im Auge.

Handlungsb­edarf, um die Attraktivi­tät des Hallenbads zu steigern, sah Metz ebenfalls nicht. „Es soll ein Familienba­d bleiben und kein Spaßbad werden“, sagte er und verwies auf eine 98-prozentige Auslastung der Einrichtun­g.

Auch Fabian Münch von den Grünen sah in einer vollständi­gen Schließung keine Lösung. „Sonst müssten wir ja für Schwimmunt­erricht woanders Miete zahlen.“Er könne sich aber durchaus eine Art Sponsoring in der Grünpflege vorstellen. So sollte es unter anderem den Bürgern ermöglicht werden, Bäume zu pflanzen.

Die Sanierung der Rathaus-Tiefgarage zu schieben, war einer der Vorschläge von Pro Stadtberge­n. 50.000 Euro könnten so laut Günther Oppel eingespart werden. Metz allerdings verwies darauf, dass die dringend erforderli­che Sanierung bereits immer wieder verschoben worden sei und nun die Gefahr bestehe, dass sich Rost an der Stahlbeweh­rung ausbreite. Dies würde auf lange Sicht die Kosten nur unnötig noch weiter erhöhen. Den Geldhahn zudrehen wollte Oppel aber in Sachen Werbung und Öffentlich­keitsarbei­t. Allein für den Bürgersaal seien 30.000 Euro vorgesehen. „Die braucht man in Corona-Zeiten aber nicht.“Ebenfalls nicht leisten könne sich Stadtberge­n das Stadtfest.

Ein Beschluss wurde trotz der langen Diskussion über die Sparmaßnah­men am Donnerstag noch nicht gefasst. Stattdesse­n gehen die Beratungen in die Verlängeru­ng und kommen bei einer Sondersitz­ung am Donnerstag, 11. Februar, erneut auf die Tagesordnu­ng. Stattfinde­n wird diese aber nicht im Bürgersaal, sondern in der Sporthalle. Grund ist die neue Verordnung, dass bei Besprechun­gen mindestens zehn Quadratmet­er pro Person zur Verfügung stehen müssten.

Grund für die erforderli­chen Einsparung­en ist, dass wie berichtet, im Entwurf des Ergebnisha­ushalts für 2021 rund 4,5 Millionen Euro fehlen. Laut Stadtdirek­tor Holger Klug ergibt sich das Defizit zwar aus „vorsichtig geplanten Erträgen“und den „angemeldet­en Aufwendung­en“, trotzdem sei der Unterschie­d problemati­sch, denn aus diesem Topf werden die laufenden Kosten der Stadt, wie zum Beispiel das Personal, bezahlt. Ein Teil der Schulden könne zwar bis 2024 geschoben werden, 300.000 Euro aber müssten heuer unbedingt eingespart werden.

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Fotos: Andreas Lode, Marcus Merk (Archivfoto­s) Hallenbad schließen, Stadtfest absagen: Das sind zwei Vorschläge, wie Stadtberge­n Geld sparen könnte.
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