Augsburger Allgemeine (Land West)

Ab Montag zum Endspurt zum Abitur

Die Abiturjahr­gänge kehren als Erste wieder in die weiterführ­enden Schulen zurück. So wird der Wechselunt­erricht in zwei Gruppen nun organisier­t

- VON ANGELA DAVID

Landkreis Augsburg Für ein paar Hundert Schüler im Landkreis Augsburg geht es am Montag wieder zurück in die Schule. Der Abiturjahr­gang 2021 (an Gymnasien und FOS/BOS) sowie die Berufsschü­ler, bei denen bis Ostern Abschlussb­zw. Kammerprüf­ungen anstehen, haben wieder Wechselunt­erricht. Wie das laufen soll, haben die Schulen in den vergangene­n zwei Tagen rasch organisier­t. Die Schüler müssen sich vor allem auf etliche Klausuren und Leistungse­rhebungen einstellen.

Am Diedorfer Schmuttert­alGymnasiu­m kann die Q 12, die ja in Kursen unterricht­et wird, nicht so einfach geteilt werden. Das Organisier­en des Wechselunt­errichts war hier eine wahre Denksporta­ufgabe. „Es ist hoch komplizier­t, mühsam und ein Riesenaufw­and.“Günter Manhardt, Schulleite­r des Diedorfer Schmuttert­al-Gymnasiums, gibt zu, dass er über die Entscheidu­ng der Politik gar nicht so glücklich ist: „Der Distanzunt­erricht hat vor allem bei den Großen prima funktionie­rt. Die Lehrer haben sich inzwischen für zu Hause gute und teure Ausstattun­g zugelegt, damit der digitale Unterricht gut läuft.“Die Lehrer haben ja derzeit die Schüler aller anderen Klassen über Video im Homeschool­ing zu unterricht­en, sollen aber nun ihre Abiturkurs­e wieder in der Schule abhalten.

Nun habe man den ganzen Donnerstag getüftelt, wie man den Wechselunt­erricht für die 85 Schüler der Q 12 organisier­en kann. Erst am Donnerstag­morgen kam die Anordnung vom Kultusmini­sterium.

Am Abend wurden dann Schüler und Eltern informiert, wie es am Montag weitergeht. „Es ist alles sehr kurzfristi­g und viele Kollegen fühlen sich ein bisschen überrumpel­t“, sagt Manhardt. Anderersei­ts sei natürlich aus pädagogisc­her Sicht jeder Schüler vor Ort im Schulhaus wertvoll.

Manhardt und seine Kollegen haben nun entschiede­n, die Q-12-Schüler nach Geburtsdat­um in zwei Gruppen zu teilen, die dann im wöchentlic­hen Wechsel in die Schule kommen: erstes Halbjahr Gruppe A, zweites Halbjahr Gruppe B. So wird verhindert, dass sich Kurszeiten überschnei­den, allerdings gibt es in Diedorf zum Beispiel einen Informatik­kurs, der ohnehin nur acht Teilnehmer hat und nach der Teilung nur zwei Schüler.

„Aber das ist dann halt leider so“, sagt der Schulleite­r. Durch den wöchentlic­hen Wechsel geht nun zudem alles etwas langsamer vonstatten.

Die Lehrer müssten dann nach ihrem Kurs in der Schule innerhalb von wenigen Minuten wieder auf Distanzunt­erricht per Videokonfe­renz umschalten. „Entweder sie bleiben dafür in der Schule oder fahren schnell nach Hause, je nachdem, wie es zeitlich geht“, so Manhardt.

Genauso ist es am Paul-KleeGymnas­ium in Gersthofen. „Manche Lehrer wohnen in der Nähe und machen zu Hause weiter, manche werden in der Schule bleiben“, so Schulleite­r Christian Engel. Am Gersthofer Gymnasium ergab es sich zum Glück so, dass der Abiturjahr­gang mit insgesamt 83 Schülern einfach nach Alphabet in zwei Gruppen geteilt werden konnte, die nun im wöchentlic­hen Wechsel in die Schule kommen. „Wir sind sehr froh, die Schüler nun wieder hier zu haben, um sie intensiv aufs Abitur vorbereite­n zu können“, so Schulleite­r Engel. Außerdem sei es so einfacher,

Schulleite­r Rainer Bartl

etliche Schulaufga­ben zu schreiben und noch nötige Noten zu erheben.

„Nicht allzu begeistert“ist das Kollegium am Neusässer Justusvon-Liebig-Gymnasium über den Wechselunt­erricht für den Abiturjahr­gang. „Es ist eine größere Belastung für Lehrer und Schüler“, meint Schulleite­r Stefan Düll. Er hätte lieber noch etwas gewartet, damit dann alle der insgesamt über 100 Q-12- Schüler wieder gemeinsam in den Präsenzunt­erricht können. „So muss man jetzt schauen, wie man auch den Schülern zu Hause gerecht werden kann.“Das Distanzler­nen habe inzwischen sehr gut funktionie­rt, nun ist der Aufwand für alle wieder größer. In Neusäß konnte man zwei Gruppen bilden, die nun im wöchentlic­hen Wechsel in die Schule gehen.

Deutlich größere Dimensione­n herrschen an der FOS/BOS in Neusäß. Ab Montag kommen ca. 380 Fachobersc­hüler und 70 Berufsober­schüler im täglichen Wechsel an die Schule. Sie bereiten sich derzeit auf das Fachabitur bzw. das fachgebund­ene oder allgemeine Abitur vor. An der FOS/BOS gibt es noch den Klassenver­bund. Laut Schulleite­r Rainer Bartl wird eine Hälfte der Klasse in der Schule sein, die andere verfolgt die Stunde per Videokonfe­renz.

Mit gemischten Gefühlen sieht Bartl der nächsten Woche entgegen: „Einerseits ist es sehr gut, dass wir die Schüler nun endlich mal wieder sehen und im Unterricht vor Ort haben.“Das sehen auch die meisten Lehrkräfte so. „Anderersei­ts ist es für die Gruppe zu Hause nicht optimal, denn sie verfolgen dann quasi als Zuschauer den Präsenzunt­erricht in der Schule, der natürlich stark auf die Anwesenden ausgericht­et ist.“Das Homeschool­ing mit MS Teams habe an der FOS/BOS dank der hervorrage­nden digitalen Ausstattun­g, zum Beispiel mit Webcam im Klassenzim­mer, sehr gut funktionie­rt.

Das Wechselmod­ell, das nun für die Abschlussk­lassen zur Anwendung kommt, tauge keinesfall­s für das gesamte restliche Schuljahr, meint Bartl. Das sei unheimlich aufwendig und anstrengen­d für die Lehrer, gleichzeit­ig zwei Gruppen gerecht werden zu wollen.

Im täglichen Wechsel für zwei Gruppen könne man den Unterricht für die Abschlussj­ahrgänge nicht anbieten, weil in den Abschlussf­ächern nun etliche Leistungsn­achweise anstünden. Diese Klausuren werden nun an den Samstagen stattfinde­n, da so alle Schüler einer Klasse (bzw. eines Jahrgangs) die Tests gemeinsam schreiben können. Rainer Bartl meint, der teilweise Präsenzunt­erricht habe den Vorteil, „dass man nun bei den Schülern, die vor dem Abschluss stünden, eher sehen kann, wo sie stehen.“

„Einerseits ist es sehr gut, dass wir die Schüler nun endlich mal wieder sehen.“

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Foto: Marcus Merk (Archivfoto) Am Montag dürfen auch die Abschlussk­lassen der FOS/BOS in Neusäß wieder in die Klassenzim­mer zurückkehr­en.

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