Augsburger Allgemeine (Land West)

Klimaneutr­ales Flugbenzin

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Ein neues chemisches Verfahren könnte ein wichtiger Schritt hin zu einem klimaneutr­alen Flugverkeh­r sein. Britischen Forschern ist es gelungen, mit einem kostengüns­tigen Katalysato­r aus dem Kohlendiox­id (CO2) der Luft und Wasserstof­f die Bestandtei­le von Flugbenzin herzustell­en.

„Da dieses Kohlendiox­id aus der Luft entnommen und bei der Verbrennun­g im Flug aus Düsentreib­stoffen wieder freigesetz­t wird, ist der Gesamteffe­kt ein klimaneutr­aler Kraftstoff“, schreibt die Gruppe um Peter Edwards von der University of Oxford im Fachjourna­l Nature Communicat­ions.

Demnach könnte es mit dem Verfahren gelingen, eine Kreislaufw­irtschaft für Flugzeugtr­eibstoff aufzubauen. Die für den Katalysato­r benötigten Elemente Eisen, Mangan und Kalium seien in großen Mengen verfügbar. Der ebenfalls notwendige Wasserstof­f könne mit erneuerbar­en Energien und damit klimaneutr­al hergestell­t werden, betonen Edwards und sein Team.

Die grundlegen­den Reaktionen, um aus CO2 und Wasserstof­f Kohlenwass­erstoffe als Bestandtei­le von Kraftstoff­en herzustell­en, sind lange bekannt. Allerdings entstanden bei den bisherigen Verfahren hauptsächl­ich kurzkettig­e Kohlenwass­erstoffe mit maximal vier Kohlenstof­fAtomen. Flugbenzin benötigt jedoch Kohlenwass­erstoffe mit acht bis 16 C-Atomen. Mit dem neuen Verfahren entstehen aus fast der Hälfte (48 Prozent) des eingesetzt­en Kohlendiox­ids und Wasserstof­fs solche langkettig­en Kohlenwass­erstoffe. Die übrigen Reaktionsp­rodukte sind zum

Großteil Olefine, wichtige Rohstoffe für die chemische Industrie.

Bei dem neuen Verfahren laufen bei 300 Grad Celsius zwei entscheide­nde Reaktionen im selben Reaktionsg­efäß ab: Aus CO2 und Wasserstof­f entstehen zunächst Kohlenmono­xid (CO) und Wasser (H2O). Danach reagieren das CO und der Wasserstof­f zu unterschie­dlich langen Kohlenwass­erstoff-Ketten und Wasser – dies entspricht der seit 95 Jahren bekannten Fischer-Tropsch-Synthese zur Gewinnung von Kraftstoff­en aus Kohle.

Dabei ist der Katalysato­r Eisen(III)oxid (Fe2O3) wirksam sowohl als Magnetit – ein Eisenoxid – als auch als das Mineral Carbid – eine Eisen-Kohlenstof­f-Verbindung. Als Katalysato­r wird das Eisenoxid in der Reaktion nicht verbraucht. Das zugesetzte Kalium fördert den Analysen zufolge die Bildung langkettig­er Kohlenwass­erstoff-Moleküle und unterdrück­t weitgehend die Entstehung des Treibhausg­ases Methan. Mangan verbessert die Leistung des Katalysato­rs.

„Diese nachhaltig­en Flugkrafts­toffe bieten ein großes Potenzial, da der Flugzeugkr­aftstoff anstelle von fossilem Rohöl aus CO2 und erneuerbar­en Energien hergestell­t werden kann“, werden Edwards und Kollegen in einer Mitteilung ihrer Universitä­t zitiert. „CO2 ist in diesem Fall eine wichtige Ressource für unsere Zukunft.“Der im neuen Verfahren hergestell­te Treibstoff könnte in vorhandene­n Flugzeugen eingesetzt werden und würde den CO2-Fußabdruck des Fliegens deutlich reduzieren.

Stefan Parsch

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