Augsburger Allgemeine (Land West)

Bessere Akkus für Elektroaut­os

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Eine neu entwickelt­e Batterie für Elektrofah­rzeuge kann innerhalb von zehn Minuten geladen werden. Das könne der Sorge vor fehlender Reichweite entgegenwi­rken, betonen Chao-Yang Wang und seine Kollegen von der Pennsylvan­ia State University in der Fachzeitsc­hrift Nature Energy.

Die Forscher setzen auf eine Art der Lithiumbat­terien, die früher eine größere Bedeutung hatte: den Lithium-Eisen-Phosphor-Akkumulato­r (LEP-Akku). Dieser besitzt eine spezifisch­e Energie von etwa 180 Wattstunde­n pro Kilogramm, während diese bei modernen Nickel-Mangan-Kobalt-Akkus (NMK-Akkus) etwa 250 Wattstunde­n pro Kilogramm beträgt. Für dieselbe Leistung müsste ein LEP-Akku also größer gebaut werden.

Das Team verwendet jedoch eine platzspare­nde Anordnung der Akkus, bei der lang gestreckte Batterieze­llen nicht zu Modulen, sondern gleich zu Packs zusammenge­stellt werden. Das ist möglich, weil LEP-Akkus weniger Wärme abgeben und insgesamt sicherer betrieben werden können als die modernen NMK-Akkus. Zudem kann bei LEP-Akkus auf das seltene Element Kobalt verzichtet werden, das moderne Batterien teuer macht. Ihre Batterie aber sei in den Kosten nicht höher wie die bei Fahrzeugen mit Verbrennun­gsmotor, so Wang.

Das Problem bei LEP-Akkus ist jedoch, dass sie bei niedrigen Außentempe­raturen schnell an Leistung verlieren. Die Reichweite eines Autos mit einer solchen Batterie sinkt bei null Grad Celsius auf 58 Prozent, bei –10 Grad sogar auf 30 Prozent der ursprüngli­chen Distanz. Eine Lösung

dafür hat Wangs Gruppe kürzlich entwickelt: Eine dünne Nickelfoli­e zwischen den Batterieze­llen erhitzt sich, wenn Strom durch sie geleitet wird. Die Temperatur des Akkus steigt dann mit einem Grad pro Sekunde und erreicht selbst bei leichtem Frost binnen einer Minute 60 Grad Celsius. Bei dieser Temperatur kann der LEP-Akku dann in 9,4 Minuten auf 80 Prozent seiner Kapazität geladen werden.

Auch beim Fahren bleibt die Temperatur bei 60 Grad. Dies ermögliche Leistungss­pitzen, die eine Beschleuni­gung wie bei einem Porsche zulassen, so Wang. „Die erhöhte Temperatur reduziert auch erheblich den Kühlbedarf und vereinfach­t oder beseitigt dadurch das Batteriewä­rmeManagem­entsystem.“Zudem erlaubt diese Betriebste­mperatur, die Oberfläche der Grafitelek­trode zu verkleiner­n, was den Akku langlebige­r macht. Bei einer täglichen Fahrleistu­ng von 50 Kilometern, die in den USA als Durchschni­tt gilt, könnten mit der Batterie mehr als 3,2 Millionen Kilometer gefahren werden, errechnen die Wissenscha­ftler.

„Durch die sehr schnelle Aufladung können wir den Akku verkleiner­n, ohne Sorge um die Reichweite“, sagt Wang. Bei warmen Außentempe­raturen beträgt die Reichweite des getesteten LEP-Akkus 290 Kilometer. Die Reichweite könne aber auf 400 Kilometer erhöht werden, wenn die Batterie vergrößert und ihre Leistung von 40 auf 55 Kilowattst­unden erhöht würde. Die Forscher sehen ihren Akku als tauglich für den Massenmark­t, nicht nur für Fahrzeuge aus dem Luxussegme­nt. Stefan Parsch

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