Augsburger Allgemeine (Land West)
Mein Kind und die ewigen Verbote
ERZIEHUNGSTIPPS AUS DEM FAMILIENALLTAG
Natürlich haben Sie Ihren Erziehungsberater gelesen und wissen: Mit Verboten werden Sie auf Dauer nicht weiterkommen. Aber sie sind so verführerisch, weil auf die Schnelle doch so schön wirkungsvoll: „Noch einmal und dann ist die Fernbedienung für eine Woche weg.“Aber morgen ist doch das FußballLänderspiel. Und nun? Was gibt es für Alternativen zu den schnell ausgesprochenen, schnell wirksamen und schnell vergessenen Verboten?
Es gibt Phasen, da geht es nicht ohne Verbote. Aber sie sind total tückisch. Wehe, man ist nicht konsequent. Und wehe, man überlegt nicht, was man sagt, dann ist man selbst der Gelackmeierte. Ich habe mal aus Zorn beiden Kindern eine Woche lang Hausarrest gegeben. Hallo? Wie blöd muss man sein? Ich kam selbst nicht mal mehr bis zum Spielplatz … Geschweige denn woanders hin. Gar nicht zu empfehlen, wenn auch sehr wirkungsvoll, ist Fernsehverbot. Da kommt man dann ja nicht mal zum Kochen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich bei meinem Sohn, was das Durchhalten von Verboten angeht, nicht mehr so konsequent bin wie bei meiner großen Tochter. Das wirft sie mir auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit an den Kopf.
Susanne, Floristin, ein Sohn, 9, eine Tochter, 15
Verbote müssen sein. Eltern haben nun mal mehr Lebenserfahrung. Ein Beispiel: Es ist sinnvoll, einem Kind das Radeln ohne Helm zu verbieten, oder dass es auf einer Baustelle spielt, einfach weil es zu gefährlich ist. Die Frage allerdings ist, wie ich das Verbot kommuniziere … Wenn ich dem Kind erkläre, warum ich etwas nicht möchte, habe ich sicherlich höhere Chancen, dass es meinen Wunsch versteht und auch berücksichtigt.
Michael, Banker, ein Sohn, 10 Jahre
Was sollen Verbote bringen? Ich habe einen total unordentlichen Sohn, darüber kann ich mich fürchterlich aufregen, aber er wird doch nicht durch eine Woche Fernsehverbot ordentlich. Vielmehr versuche ich, Rituale und Gewohnheiten zu verankern, etwa dass die Kleidungsstücke zusammengefaltet werden oder regelmäßig in den Wäschekorb wandern. Der eine Sohn macht’s problemlos, der andere ist da im Moment hoffnungslos. Besser, als ständig Druck aufzubauen, ist es doch, konsequent an solchen Baustellen dranzubleiben. Was nicht heißt, dass ich immer cool bleibe.
Jutta, Hausfrau, zwei Söhne, 9 und 18
» Auch Sie haben eine Er ziehungsfrage? Schreiben Sie an Familie@augsburger allgemeine.de. Die Kolumne wird betreut von Doris Weg ner und Stefanie Wirsching, beide Mütter – und Autorin nen des Buches „Supermüt ter“(www.augsburgerall gemeine.de/shop).