Augsburger Allgemeine (Land West)
Riesengroß und vergänglich
Sie ziehen sich über ganze Hausfassaden, sind kunterbunt oder auch nur schwarz-weiß. Die riesigen Wandgemälde werden auch Murals genannt. In einer Stadt gibt es besonders viele
Teilweise kann man sie schon von Weitem sehen. Zum Beispiel, wenn man auf der Autobahn an der Stadt Mannheim im Bundesland Baden-Württemberg vorbeifährt. Wenn man genau hinschaut, entdeckt man ein riesiges Gemälde an einer Hauswand. Es zeigt das Gesicht einer alten Frau.
Solche riesigen Wandgemälde werden Murals (gesprochen: Mirels) genannt. Das ist ein englisches Wort und bedeutet übersetzt Wandgemälde. In Mannheim gibt es besonders viele davon. Seit dem Jahr 2013 läuft dort ein besonderes Projekt. Es heißt „Stadt.Wand.Kunst“. Mehr als 35 riesige Wandgemälde sind seit dieser Zeit entstanden.
„Manche sind schwarz-weiß, andere kunterbunt. Manche zeigen Figuren oder Gesichter, andere zeigen wiederum einfach nur Formen“, sagt Sören Gerhold. Er leitet das Kunstprojekt. So unterschiedlich die Wandgemälde sind, eines haben sie gemeinsam: Sie sind riesengroß und bedecken ganze Hausfassaden.
Doch wie entstehen eigentlich diese gigantischen Gemälde? „Jeder Künstler hat da seine eigene Methode“, verrät Sören Gerhold. Normalerweise arbeiten die Künstler mithilfe einer Hebebühne. Diese fährt sie hoch und runter, nach rechts und links.
„Manche Künstler zeichnen ihr Gemälde zuerst vor. Dazu benutzen sie zum Beispiel einen Beamer, also einen Projektor“, sagt der Experte. Allerdings muss das dann nachts gemacht werden. Tagsüber würde man das Bild des Projektors an der Hauswand nicht richtig sehen.
Andere Künstler fangen einfach in der Mitte der Hausfassade an zu malen. Sie zeichnen ganz ohne Skizze oder Hilfsmittel. „Manche Künstler arbeiten dagegen mit einem Raster“, erzählt Sören Gerhold. Sie zeichnen also bestimmte Markierungen an die Wand, um sich so besser zu orientieren.
Bis zu einer Woche arbeiten die Künstler normalerweise an ihren riesigen Gemälden. „Dabei kommt es natürlich auch immer auf das Wetter an. Wenn das schlecht ist, kann man nicht malen“, sagt der Fachmann. Wenn ein neues Gemälde entsteht, schauen mittlerweile viele Leute zu! Manche bringen sich Liegestühle mit und beobachten die Künstler bei der Arbeit.
Gepflegt werden die Gemälde übrigens nicht. „Es ist eine vergängliche Kunst“, erklärt Sören Gerhold. Daher verblassen die Farben auch im Laufe der Zeit oder blättern ab. Manchmal wird ein Haus abgerissen, dann verschwindet auch das Mural.