Augsburger Allgemeine (Land West)

Riesengroß und vergänglic­h

Sie ziehen sich über ganze Hausfassad­en, sind kunterbunt oder auch nur schwarz-weiß. Die riesigen Wandgemäld­e werden auch Murals genannt. In einer Stadt gibt es besonders viele

- VON STEFANIE PAUL

Teilweise kann man sie schon von Weitem sehen. Zum Beispiel, wenn man auf der Autobahn an der Stadt Mannheim im Bundesland Baden-Württember­g vorbeifähr­t. Wenn man genau hinschaut, entdeckt man ein riesiges Gemälde an einer Hauswand. Es zeigt das Gesicht einer alten Frau.

Solche riesigen Wandgemäld­e werden Murals (gesprochen: Mirels) genannt. Das ist ein englisches Wort und bedeutet übersetzt Wandgemäld­e. In Mannheim gibt es besonders viele davon. Seit dem Jahr 2013 läuft dort ein besonderes Projekt. Es heißt „Stadt.Wand.Kunst“. Mehr als 35 riesige Wandgemäld­e sind seit dieser Zeit entstanden.

„Manche sind schwarz-weiß, andere kunterbunt. Manche zeigen Figuren oder Gesichter, andere zeigen wiederum einfach nur Formen“, sagt Sören Gerhold. Er leitet das Kunstproje­kt. So unterschie­dlich die Wandgemäld­e sind, eines haben sie gemeinsam: Sie sind riesengroß und bedecken ganze Hausfassad­en.

Doch wie entstehen eigentlich diese gigantisch­en Gemälde? „Jeder Künstler hat da seine eigene Methode“, verrät Sören Gerhold. Normalerwe­ise arbeiten die Künstler mithilfe einer Hebebühne. Diese fährt sie hoch und runter, nach rechts und links.

„Manche Künstler zeichnen ihr Gemälde zuerst vor. Dazu benutzen sie zum Beispiel einen Beamer, also einen Projektor“, sagt der Experte. Allerdings muss das dann nachts gemacht werden. Tagsüber würde man das Bild des Projektors an der Hauswand nicht richtig sehen.

Andere Künstler fangen einfach in der Mitte der Hausfassad­e an zu malen. Sie zeichnen ganz ohne Skizze oder Hilfsmitte­l. „Manche Künstler arbeiten dagegen mit einem Raster“, erzählt Sören Gerhold. Sie zeichnen also bestimmte Markierung­en an die Wand, um sich so besser zu orientiere­n.

Bis zu einer Woche arbeiten die Künstler normalerwe­ise an ihren riesigen Gemälden. „Dabei kommt es natürlich auch immer auf das Wetter an. Wenn das schlecht ist, kann man nicht malen“, sagt der Fachmann. Wenn ein neues Gemälde entsteht, schauen mittlerwei­le viele Leute zu! Manche bringen sich Liegestühl­e mit und beobachten die Künstler bei der Arbeit.

Gepflegt werden die Gemälde übrigens nicht. „Es ist eine vergänglic­he Kunst“, erklärt Sören Gerhold. Daher verblassen die Farben auch im Laufe der Zeit oder blättern ab. Manchmal wird ein Haus abgerissen, dann verschwind­et auch das Mural.

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Fotos: dpa Murals sind ein richtiger Hingucker – in Mannheim gibt es besonders viele dieser Wandgemäld­e. Unten rechts siehst du, wie gerade eins entsteht.
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