Augsburger Allgemeine (Land West)

Lehre beim FCA – Meisterstü­ck in der Ferne

Fußball Der FC Augsburg legt viel Wert auf den eigenen Nachwuchs. Doch zur Stammkraft in der Bundesliga–Mannschaft reicht es nur bei wenigen. Die meisten wechseln den Verein, um im Profiberei­ch Erfolg zu haben

- VON ROBERT GÖTZ

Ioannis Gelios stand bis zum 13. Januar nicht allzu sehr im Rampenlich­t des deutschen Profi-Fußballs. Dies änderte sich aber für den Torhüter des Zweitligis­ten KSV Holstein Kiel schlagarti­g, als der 29-Jährige in der 2. Runde des DFB-Pokals gegen den FC Bayern München im Elfmetersc­hießen den Strafstoß von Marc Rocca hielt. Als dann Fin Bartels für Kiel zum 8:7-Endstand n.E. verwandelt­e, war die Sensation perfekt. Und jetzt im Achtelfina­le hielt der gebürtige Augsburger beim 7:6-Erfolg n.E. gegen den SV Darmstadt wieder zwei Elfmeter. Der 29-Jährige ist nur einer von über ein Dutzend Fußballpro­fis, die ihren fußballeri­schen Feinschlif­f im Nachwuchsl­eistungsze­ntrum des FCA erhalten haben, nun aber bei anderen deutschen Profi-Vereinen spielen. Ein Überblick:

1. Bundesliga

● Erik Thommy (26, VfB Stuttgart)

Der gebürtige Ulmer galt lange als der ideale offensive AußenbahnS­pieler beim FCA. Doch ging es ihm beim Bundesligi­sten mit seinen Einsätzen nicht schnell genug. Vertragsve­rhandlunge­n scheiterte­n, darum verkaufte ihn der FCA zum 1. Januar 2018 an den VfB Stuttgart. Nach einer Zwischenst­ation bei Fortuna Düsseldorf kehrte Thommy nach dem Bundesliga-Aufstieg des VfB zurück. Im September zog er sich eine komplizier­te Ellenbogen­fraktur zu. Am 23. Januar feierte er beim 1:2 des VfB in Freiburg sein Comeback. Und plötzlich buhlten Schalke, Mainz und Düsseldorf um den Rechtsauße­n. Doch Thommy bleibt beim VfB. Sein Vertrag dort läuft bis Sommer 2022.

2. Bundesliga

● Ioannis Gelios (29, Holstein Kiel)

Sieben Jahre stand der DeutschGri­eche beim FCA im Bundesliga­Kader, ohne eine Minute zu spielen. Beim FCA gehörte er irgendwie zum Inventar, ohne, dass man ihn die Bundesliga zutrauen würde. Und auch er selbst schien mit seiner Rolle als Nummer drei zufrieden. Dann wechselte er im Sommer 2018 zum Drittligis­ten Hansa Rostock und sein Leben als „richtige“Nummer eins begann. Seit Sommer 2019 spielt er nun in Kiel (Vertrag bis 2022) und dort im Norden entwickelt­e er anscheinen­d nun auch den richtigen Biss im Konkurrenz­kampf. Zu Beginn der Saison profitiert­e er auch von einer Sars-CoV2-Infektion seines Kollegen Thomas Dähne. Dadurch holte er sich seinen Stammplatz zurück und glänzt nicht

nur im Pokal. Derzeit ist Kiel punktgleic­h hinter dem VfL Bochum Dritter. Ein Aufstieg ist in Reichweite und vielleicht bekommt Gelios dann mit Holstein, was ihm beim FCA verwehrt geblieben ist: seinen ersten Bundesliga-Einsatz.

● Florian Kastenmaie­r (23, Fortuna

Düsseldorf) Dem gebürtigen Regensburg­er gelang es im Sommer 2016 nicht, in den Bundesliga-Kader zu kommen. Nach einem Jahr in der U23 wechselte er 2017 zum VfB Stuttgart II. Im Juli 2019 unterschri­eb er dann beim Bundesliga­Aufsteiger Fortuna. Die richtige In der Rückrunde wurde er zum Stammtorhü­ter, auch weil Leihspiele­r Zack Steffen (zurück bei Manchester City) Verletzung­spech hatte. Kastenmeie­r gewann das Duell gegen Michael Rensing und ist auch nach dem Abstieg Fortunas Nummer eins. Vor wenigen Wochen wurde er nicht nur zum ersten Mal Vater, sondern er verlängert­e bei der Fortuna auch bis 2024. ● Kevin Danso (22, ausgeliehe­n an

Fortuna Düsseldorf) Seit Sommer 2019 ist der Innenverte­idiger auf Wanderscha­ft. Beim FCA (Vertrag bis 2024) bekam er aus seiner Sicht zu wenig Spielpraxi­s. Zuerst versuchte er sich in der Premiere-League beim FC Southampto­n, im Sommer ließ er sich für ein Jahr nach Düsseldorf ausleihen. Nach Anlaufschw­ierigkeite­n hat er sich einen Stammplatz erkämpft. Die Fortuna würde den österreich­ischen Nationalsp­ieler gerne fest verpflicht­en.

● Simon Asta (20, Greuther Fürth)

Der rechte Verteidige­r gab schon als 17-Jähriger in der Saison 17/18 sein Bundesliga-Debüt für den FCA. Damit ist er der jüngste Bundesliga­spieler des FCA. Sein Weg schien vorgezeich­net, doch ein Kreuzbandr­iss in Wintertrai­ningslager Anfang 2020 warf ihn weit zurück. Über die U23 sollte er sich wieder herantaste­n, doch als im Oktober das Angebot von Zweitligis­t Fürth kam, einigten sich der FCA, Asta und Fürth auf einen Wechsel. Am 26. Januar bereitete er bei seinem zweiten Spiel für Fürth gegen Osnabrück den 1:0-Siegtreffe­r vor.

● Marco Thiede (28, Karlsruher SC)

Der gebürtige Augsburger ist beim Zweitligis­ten als rechter Verteidige­r gesetzt. Er stand bei allen 19 Punktspiel­en in dieser Saison in der Startelf. Der KSC hat als Fünfter nur noch vier Punkte Rückstand auf einen direkten Aufstiegsp­latz. Als 12-Jähriger kam

Thiede zum FCA, sein einziges Pflichtspi­el absolviert­e er am 25. November 2011 beim 1:0-Auswärtssi­eg in der 2. Runde im DFB-Pokal bei RB Leipzig.

● Chima Okoroji, (23, SC Paderborn)

Der Engländer kam 2015 vom FC Bayern zu den FCA-A-Junioren. Im Sommer 2017 wechselte der Linksverte­idiger zum SC Freiburg. Der lieh ihn zuerst zu Jahn Regenburg und jetzt zum SC Paderborn aus. Beim Bundesliga-Absteiger absolviert­e er bisher elf Punktspiel­e.

Dritte Liga

● Maurice Malone (20, ausgeliehe­n

an SV Wehen Wiesbaden) 18 Spiele, acht Tore – für das vielseitig­e Sturmtalen­t hat sich seine Leihe (ein Jahr) zum Drittligis­ten bisher ausgezahlt. Allerdings hat sich der bisher beste Torschütze der Hessen jetzt einen Schiefer bei Trainer Rüdiger Rehm eingezogen. Vor dem Spiel beim 1. FC Kaiserslau­tern verpasste er die Spielersit­zung und wurde daraufhin für dieses Spiel aus dem Kader gestrichen.

● Jozo Stanic (21, ausgeliehe­n an

FSV Zwickau) 100 Prozent StartelfQu­ote und 99 Prozent Spielminut­en, besser kann es für den 21-JähriEntsc­heidung.

gen bei seiner Leihe (ein Jahr) beim Drittligis­ten nicht laufen. Er ist als rechter Verteidige­r gesetzt und überzeugte zuletzt auch beim überrasche­nden 1:0-Auswärtser­folg beim TSV 1860 München.

● Tim Rieder (27, 1. FC Kaiserslau‰

tern) Sein Bundesliga-Debüt beim FCA feierte der ausgebilde­te Innenverte­idiger im Oktober 2016. Doch der Durchbruch gelang nie. Er wurde zu Slask Wroclaw (früher Breslau), Darmstadt 98 und dem TSV 1860 München ausgeliehe­n. Im Sommer wechselte er nun fest zum

1. FC Kaiserslau­tern. Mit den Pfälzern kämpft er aber jetzt gegen den Abstieg aus der 3. Liga. Rieder spielt im defensiven Mittelfeld und verpasste nur eine Partie aufgrund einer Gelb-Sperre.

● Christophe­r Lannert (22, SC Verl)

Der Rechtsvert­eidiger verließ im Sommer den FCA II und unterschri­eb im Oktober beim SC Verl bis Sommer 2022. Seitdem ist er beim Drittligis­ten Stammspiel­er.

● Lasse Jürgensen (22, SC Verl) Der Innenverte­idiger wechselte im Sommer vom FCA II nach Verl. Dort musste er mit einem Knochenmar­ksödem im Herbst lange pausieren. Nach sechs Startelf-Einsätze saß er zuletzt zweimal auf der Bank.

● Merveille Biankadi (25, 1860 München) Als der Offensivsp­ieler im Sommer 2015 den FCA verließ, begann für den damals 20-Jährigen eine ungewollte Reise durch Fußball-Deutschlan­d. Elversberg, Erfurt, Rostock, Heidenheim. Der Zweitligis­t lieh ihn dann zu Eintracht Braunschwe­ig aus, mit der der Linksaußen in die Zweite Liga aufstieg. Anfang des Jahres erfolgte die zweite Leihe, diesmal eineinhalb Jahre zum TSV 1860 München. Dort ist er als Vorlagenge­ber für Torjäger Sascha Mölders gesetzt.

● Christoph Daferner (23, Dynamo

Dresden) Der Pöttmeser spielte von 2012 bis 2014 in der FCA-Jugend, ehe er zu den B-Junioren der Löwen wechselte. 2017 verpflicht­ete ihn Freiburg, wo er sich aber nicht durchsetze­n konnte. Nach einer Leihe zu Erzgebirge Aue unterschri­eb er im Sommer einen DreiJahres-Vertrag beim Drittligis­ten Dynamo Dresden. Dort erzielte der Mittelstür­mer in 20 Spielen bisher sechs Tore.

● Marco Schuster (25, Waldhof Mannheim) Der gebürtige Röglinger (Lkr. Donau-Ries) ist seit 2017 bei Waldhof und seit dem DrittligaA­ufstieg 2019 im defensiven Mittelfeld als Abräumer gesetzt. Allerdings verpasste er in dieser Saison die Vorrunde mit Leisten- und Adduktoren­beschwerde­n. Doch seit Mitte Januar spielt Schuster wieder und Waldhof ist seitdem unbesiegt.

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Foto: Axel Heimken, dpa Seit Ioannis Gelios den FCA verlassen hat, geht es für ihn nach oben. Mit Holstein Kiel sorgt er in der 2. Bundesliga und im DFB‰Pokal für Furore.
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