Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie kommt man ohne Hilfe durch die Quarantäne?
Pandemie Die Zahl der Corona-Infektionen sinkt, dennoch müssen sich in Augsburg weiter täglich Menschen isolieren. Egal ob beim Einkaufen oder Müll rausbringen: Wer keine Unterstützung hat, braucht Lösungen. Ein Test
Wer wegen Corona in Quarantäne muss, ist nicht immer auf diesen Moment vorbereitet. In vielen Fällen bleibt nur wenig Zeit, sich auf 14 Tage in den eigenen vier Wänden vorzubereiten und rechtzeitig noch all jene Dinge zu erledigen, die eben zu erledigen sind. Unsere Autorin hat verschiedene Szenarien entworfen, die in einem solchen Fall auf die Menschen zukommen könnten und recherchiert, welche man ohne fremde Hilfe meistern kann. Einzige Voraussetzung: ein Internetanschluss und ein wenig Bargeld.
Montag
Das Gesundheitsamt meldet sich gegen Abend und teilt mit, dass man als Kontaktperson eines Positivfalls ermittelt wurde und eine Quarantäne ansteht. Ein Test, ob man selbst ebenfalls infiziert ist, ist freiwillig. Die Stadt spricht auf ihrer Homepage lediglich eine Testempfehlung aus. Weil man Gewissheit haben will, möchte man den Test jedoch machen lassen. Wie die Internetseite der Stadt ebenfalls informiert, ist dafür trotz Quarantäne die Fahrt ins Testzentrum möglich. Die ersten und wichtigsten Fragen sind damit schon mal geklärt.
Dienstag
Zunächst muss der Arbeitgeber über die Quarantäne informiert werden und man klärt, wie das Arbeiten von zu Hause aus funktionieren soll. Was aber, wenn man in einem Beruf tätig ist, der nicht im Homeoffice erledigt werden kann? Hier taucht auch die Frage auf, wer in diesem Fall für den Lohn aufkommt. Anita Christl, Rechtsexpertin der IHK erklärt: „Diejenigen, die ohne Krankheit vorsorglich unter Quarantäne stehen, haben einen Anspruch auf Zahlung des Verdienstausfalls.“Der Arbeitgeber müsse klären, ob er seine Leistungen gegenüber dem Arbeitnehmer ersetzt bekommen kann. Auch wenn hier eine eher unangenehme Aufgabe auf einen zukommt: Sie lässt sich von zu Hause aus regeln.
Mittwoch
So langsam gehen die Vorräte im Kühlschrank zur Neige. Doch Dank der Lieferdienste mancher Supermärkte kann man dieses Problem ebenfalls lösen. Edeka bietet den Service aktuell zwar nur noch für Bestandskunden und Real hat seinen Service eingestellt, aber bei Rewe oder Netto lässt sich weiter ordern. Bei beiden Anbietern kann man einen virtuellen Warenkorb füllen. Während bei Rewe auch Obst und Gemüse bestellt werden können, ist die Auswahl bei Netto eingeschränkter. Ist der Warenkorb gefüllt, gibt man den gewünschten Liefertermin an, bezahlt wird je nach Anbieter mit Kreditkarte, Onlinezahlsystem oder per Rechnung. Geliefert wird bei beiden bis vor die Haustür, auch wenn die im dritten Stock liegt. Kleiner Makel: Je nach Anbieter besteht ein Mindestbestellwert und/oder es fallen Liefergebühren an. Ähnlich funktionieren auch die Angebote von Getränkelie
Auch sie bringen Wasser, Saft oder Bier nach Hause. Wer dringend ein Medikament braucht, muss ebenfalls nicht in Panik verfallen. Auch hier bieten die allermeisten Apotheken einen Lieferservice.
Donnerstag
Im Flur steht das Paket, das längst hätte an den Online-Händler zurückgeschickt werden müssen – und das Einschreiben für die Wohnungskündigung, das raus muss. Die Aussichten, das Päckchen ohne fremde Hilfe loszuwerden, sind gut. Paketdienste bieten einen Abholservice an. Erwischt man den Paketboten persönlich und hat dieser Kapazitäten frei, kann man ihm das Päckchen kostenlos und unter Einhaltung der Quarantäneregeln mitgeben. Das geht sowohl bei DHL als auch Hermes. Frankieren kann man die Sendung über den beiliegenden Retoureaufkleber oder über die Online-Frankiermöglichkeit. Ansonsten kann man online bei beiden Anbietern und auch bei dpd eine Abholung beauftragen. Dafür fallen Gebühren an. Möglich ist eine Rücksendung somit auch in Quarantäne. Schwieriger wird es beim Brief.
Zwar kann auch dieser online frankiert werden, aber wie kommt er in den Briefkasten? Einen Mitnahmeservice durch den Briefträger gibt es bei der Post offiziell nicht. Nur der mobile Postservice in ländlichen Regionen bieten das an. Kann man seinen Postboten also nicht zu diesem Gefallen überreden, bleibt die Beauftragung von DHL Express. Ein extrem teurer Dienst, der einen doch eher veranlasst, den Nachbarn um Hilfe zu bitten.
Freitag
Der Mülleimer ist mehr als voll und müsste dringend ausgeleert werden. Aber wer in Quarantäne ist, darf nicht aus dem Haus, oder? Der bei der Stadt Augsburg zuständige Referent Reiner Erben (Grüne) beantwortet die Frage folgendermaßen: „Ich kann dann den Müll rausbringen, wenn ich dabei keinen Kontakt zu anderen Menschen habe – meine Quarantäne also nicht breche.“Für Hausbewohner kann das, je nach Wohnlage, klappen. Wer in einem Mehrparteienhaus lebt, tut sich schwerer. Denn wer weiß schon, ob nicht doch der Nachbar aus der Tür kommt, während man durchs Trepferanten. penhaus zu den Mülltonnen flitzt. In diesem Fall geht es kaum ohne fremde Hilfe – sprich Nachbarn, die die Mülltüten vor der Haustüre einsammeln und entsorgen.
Samstag
Über Nacht hat es geschneit und man wäre mit dem Schneeräumen dran. Was tun? Sich von der Schneeräumpflicht befreien lassen, weil man in Quarantäne ist, geht nicht, lässt die Stadt wissen. „Eine Befreiung von der Sicherungspflicht ist ausgeschlossen, wenn eine Beauftragung Dritter möglich oder zumutbar ist“, sagt Refrent Reiner Erben. In diesem Fall müsste man einen Hausmeisterdienst beauftragen oder Nachbarn bitten.
Sonntag
Das (hoffentlich negative) Ergebnis des Corona-Tests ist da, der Kühlschrank ist voll, das Getränkeregal aufgefüllt und sogar das Paket hat es auf seinen Rückweg zum OnlineHändler geschafft. Für den Müll, den Brief und den Räumdienst hat man Nachbarn gefunden, die helfen. Deshalb gönnt man sich heute eine Pause. Man liest das Buch, das man sich von einem örtlichen Händler hat liefern lassen und am Abend kommt Essen vom Restaurant um die Ecke direkt vor die Haustür. Dort hat man kurz zuvor einen Umschlag mit Geld deponiert, um eine kontaktfreie Übergabe zu ermöglichen. In der zweiten Woche geht nun vieles leichter, weil man die meisten Aufgaben erledigt hat. Fazit
Ohne Hilfe geht es kaum, wenn man in Quarantäne ist. Dabei scheitert man weniger an komplexeren Aufgaben wie dem Einkaufen oder dem Verschicken von Paketen, sondern vielmehr an banalen Dingen wie der Entsorgung des Hausmülls. Dennoch muss einem nicht bang werden, für die meisten Dinge gibt es auch in Quarantäne gute Lösungen.