Augsburger Allgemeine (Land West)

Nach Corona‰Ausbruch: Stadt ordnet FFP2‰Pflicht an

Albaretto Der Chef der Seniorenre­sidenz lehnt FFP2-Masken ab, die Stadt zwingt ihn nun aber dazu. Der Zwist geht weiter

- VON JÖRG HEINZLE

Nach dem größeren Corona-Ausbruch in der Seniorenwo­hnanlage Albaretto hat die Stadt angeordnet, dass alle Pflegekräf­te beim Kontakt mit Bewohnern eine FFP2-Maske tragen müssen. Der Bescheid der Stadt gilt ab diesem Freitag, 12 Uhr. Albaretto-Geschäftsf­ührer Bernhard Spielberge­r hat FFP2-Masken für seine Pflegekräf­te bisher abgelehnt, weil er nicht an deren Nutzen glaubt und er wegen des erhöhten Atemwiders­tands gesundheit­liche

Probleme bei seinen Beschäftig­ten fürchtet. Spielberge­r kündigte an, die Vorgabe des Bescheids ab der Frühschich­t umzusetzen. Gleichzeit­ig prüfe er aber rechtliche Schritte gegen die FFP2-Anordnung.

Spielberge­r sagt, er gehe davon aus, dass die Stadt nun die Haftung übernehme, falls von seinen Mitarbeite­rn jemand Gesundheit­sprobleme bekomme. Seit Kurzem gilt zwar in Bayern eine FFP2-Pflicht für Pflegekräf­te, der Freistaat verweist aber in seiner Regelung auf den Arbeitssch­utz. Das Robert-Koch-Institut

wiederum empfiehlt für Mitarbeite­r, die FFP2-Masken tragen, eine Vorsorgeun­tersuchung. Spielberge­r sagt, sein Betriebsar­zt habe geraten, die Mitarbeite­r vorab von einem Lungenfach­arzt untersuche­n zu lassen. Und das sei in der derzeitige­n Corona-Lage nahezu unmöglich. Deshalb hatte sich der Albaretto-Chef der FFP2-Pflicht bisher widersetzt und sein Personal stattdesse­n angewiesen, medizinisc­he Masken - sogenannte OP-Masken - zu tragen. Ein Problem, die FFP2-Anordnung der Stadt auf die Schnelle umzusetzen, habe er aber nicht, so Spielberge­r. Er habe über 1000 entspreche­nde Masken bereits auf Vorrat eingelager­t.

Die Stadt ließ sich am Donnerstag vom Albaretto auf den neuesten Stand bringen. In der Seniorenwo­hnanlage mit rund 600 Bewohnern sind demnach zuletzt knapp 70 Bewohner und 19 Beschäftig­te positiv auf das Coronaviru­s getestet worden, fünf vorerkrank­te Bewohner sind gestorben. In einer Pressemitt­eilung macht die Stadt den Ausbruch in der Wohnanlage dafür verantwort­lich, dass die Sieben-TageInzide­nz nach der Berechnung des Gesundheit­samtes bisher nicht unter 100 gefallen sei. Allerdings war das Albaretto im Unterschie­d zu vielen anderen, auch städtische­n Altenhilfe-Einrichtun­gen bis zum jetzigen Ausbruch fast ohne Infektione­n und ohne Todesfälle durch die Pandemie gekommen. Rechtlich ist das Albaretto kein Heim, sondern eine betreute Wohnanlage. In einem der Häuser werden stark Pflegebedü­rftige rund um die Uhr durch einen Pflegedien­st betreut.

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