Augsburger Allgemeine (Land West)
Augsburg hat zu wenig Platz für neue Bäume
Natur Vor zweieinhalb Jahren fällte die Stadt 47 Bäume am Herrenbach. Der Protest war groß. Mit den versprochenen Ersatzpflanzungen geht es voran, die Standortsuche ist aber mühsam
Zweieinhalb Jahre nach den Baumfällungen am Herrenbach, die für massive Proteste von Baumschützern und einem Teil der Anwohner sorgten, kommt die Stadt mit den Ersatzpflanzungen weiter, hat aber nach wie vor nur gut die Hälfte der 132 Ersatzbäume gesetzt. Demnächst, so Umweltreferent Reiner Erben (Grüne), sollen 20 Bäume entlang des Geh- und Radwegs am Herrenbach gepflanzt werden. Dann werden insgesamt 71 der zugesagten Ersatzpflanzungen stehen, 42 weitere Standorte seien in der näheren Abstimmung. Etwa 20 Bäume sollen im Zuge der Stadtteilgestaltung im Bereich Textilviertel/Herrenbach gepflanzt werden, wobei dies noch etwas dauern kann.
Bei der Baumallianz sorgt die Zwischenbilanz für Stirnrunzeln. Die Initiative gründete sich nach den Herrenbachfällungen, die von der Stadt aus Gründen des Hochwasserschutzes durchgeführt wurden. „Wir sind mit dem Zeitplan nicht zufrieden“, sagt Sprecherin und Herrenbach-Anwohnerin Susanne Altmann. Vor allem fürchte man, dass im Stadtteil Herrenbach in der Nähe der gefällten Bäume zu wenig gepflanzt werde.
In der Tat scheint die Standortsuche schwierig zu sein, vor allem weil viele mögliche Plätze im Herrenbach wegen darunterliegender Leitungen nicht infrage kommen. Das unterirdische Platzproblem besteht im ganzen Stadtgebiet. Für die Innenstadt, wo Bäume gerade im Sommer als Schattenspender besonders nötig wären, gab die Stadt zuletzt ein eigenes Gutachten in Auftrag, um mögliche Standorte zu identifizieren. Insgesamt nahm die Stadt rund um den Herrenbach mehr als 250 Standorte unter die Lupe, doch nur in einigen Fällen, etwa an der Heinestraße, gab es grünes Licht. Mitunter wurde mit Baumpflanzungen in den benachbarten Spickel ausgewichen.
Direkt am Herrenbach, wo die 47 gefällten Bäume standen, geht die Stadt mit Neupflanzungen sehr zurückhaltend um. Die ausgewachsenen Bäume wurden dort gefällt, weil ihre Wurzeln zu nah an die Betoneinfassung des wasserreichsten Augsburger Kanals wuchsen. Im Falle eines Unwetters befürchtete das Wasserwirtschaftsamt Schäden an den Betonwänden und Überflutungsgefahr, sollte ein Baum vom umgeworfen werden. Die Stadt sah sich daraufhin zum Handeln gezwungen. Zunächst sollten 96 Bäume gefällt werden. Nach Bürgerprotesten und einem von Erben eilig in Auftrag gegebenen Zusatzgutachten konnte dann etwa die Hälfte doch stehen bleiben, muss aber regelmäßig begutachtet werden. Die Baumallianz regt an, zu prüfen, ob das momentan komplett kahle Ostufer nicht mit kleinwüchsigen Bäumen und geringer Wurzelausdehnung bepflanzt werden könnte. Das Gutachten hält dort eine Bepflanzung aber für problematisch.
Im Februar sollen die 20 Bäume – Kiefern, Ahorne und Amberbäume – am Westufer gepflanzt werden. Es seien für diesen Standort dauerhaft geeignete und klimarobuste Bäume, so Erben. Aufgrund der Pandemie habe man Interessengruppen und Anwohner einzeln beteiligt. Parallel zu den Pflanzungen will die Stadt knie- bis mannshohe Jungbäume, die sich dort selbst angesät haben, in Augenschein nehmen. Junge Eschen, die wegen des seit einigen Jahren grassierenden Triebsterbens öfter aus Sicherheitsgründen gefällt werden müssen, sollen gleich entfernt werden, um spätere Fällungen zu vermeiden. Schon vorhandene junge Hainbuchen, Linden und Ahorne sollen davon profitieren, weil sie dann künftig mehr Platz für Wurzeln und Kronen haben.
Nach dem Herrenbach nahm das Tiefbauamt, wie berichtet, eine Reihe weiterer Kanäle in Augenschein, wobei der Herrenbach als besonders problematisch gilt. Wegen des Aufstaus durch ein Kraftwerk liegt der Bach höher als seine Umgebung und wird mit einem Damm gesichert, was das Überflutungsrisiko erhöht.
Auch am Kaufbach war im Sommer die Fällung einiger Bäume entlang der Betoneinfassung am Caritasweg im Gespräch, nach einem Veto der Naturschutzbehörde und dem Protest von Anwohnern stellte die Stadt das Thema erst einmal zurück. Bis zum Frühjahr sollen Ergebnisse eines vom Liegenschaftsamt beauftragten Gutachtens vorliegen. Dann sehe man weiter, so die Stadt. Vor Oktober 2021 wird in jedem Fall nichts passieren. Die Baumallianz regte zuletzt an, gegebeWind nenfalls den Bau einer neuen Betonwand zu prüfen, um die Bäume zu erhalten.
In den kommenden Wochen dürften in Augsburg wieder mehrere Baumfällungen anstehen, weil sich diese im Frühjahr kurz vor dem Beginn der Vogelbrutzeit in der Regel häufen. Unter anderem beabsichtigt die Stadt die Fällung von 22 Eschen neben der Haag-Villa in der Johannes-Haag-Straße. Die Bäume seien wegen des Eschentriebsterbens eine Gefahr für die Villa und eine benachbarte Wohnanlage. Fünf Bäume sollen aber noch näher unimmer tersucht werden. Geplant sind Ersatzpflanzungen und eine gezielte Baumverjüngung vor Ort.
Auch am Holzbach (Holzbachstraße) sind entlang der Kleingartenanlage Lotzbeckwiese (gegenüber RAN-Tankstelle) vier Fällungen geplant. Hier ist die hölzerne Uferwand marode. Zudem will die Stadt dort einen Radweg anlegen, der unter der Bahnbrücke aus Platzgründen über dem Bachlauf aufgehängt werden soll. Wann es so weit ist, ist noch unklar. Die Fällungen sind für Mai während des Bachablasses geplant.