Augsburger Allgemeine (Land West)
Bäume sind schneller gefällt als gepflanzt
Baumfällungen sind in einer Großstadt nicht zu vermeiden. Bäume haben in der Stadt eine geringere Lebenserwartung, von ihnen dürfen keine Gefahren ausgehen, und manchmal stehen sie auch der Stadtentwicklung im Weg. Dass mitunter über jede Pappel gestritten wird, liegt daran, dass Bäume heute als wertvoller betrachtet werden als noch vor zehn Jahren und dass mit dem Bauboom der vergangenen Jahre viele Fällungen einhergingen. Häufig wurden zu fällende Bäume als krank eingestuft und diese Einschätzung als willkommene Begründung herangezogen, auch wenn manche Bäume (Platanen am Elias-Holl-Platz oder die Linden in der Fuggerstraße) noch gewisses Durchhaltevermögen zeigen. In Sachen Baumschutz und Zahl der Nachpflanzungen hat die Stadt zuletzt erheblich zugelegt und 2019 eine positive Bilanz ziehen können, auch wenn ein nachgepflanzter Baum natürlich klimatisch weniger bringt und optisch weniger hermacht als ein stattlicher Altbaum. Es zeigt sich in der verdichteten Stadt: Das Fällen geht schnell, das Nachpflanzen ist mühsam. An der Problematik mit den Leitungen unterm Grünstreifen (inzwischen weicht man beim Leitungsbau auf den Gehweg aus) lässt sich kurzfristig nichts ändern. In manchen Neubaugebieten wird aber schon mehr Platz für Bäume mitgedacht. Womöglich wird es auch nötig sein, Flächen am Stadtrand noch stärker als heute mit Bäumen zum Ausgleich für unvermeidbare Fällungen in der Stadt zu bepflanzen. Das bringt zwar nichts für den Stadtkern, ist aber besser als nichts.