Augsburger Allgemeine (Land West)

Musikschül­er treten online auf

Aufführung In Zeiten der Pandemie werden die jungen Musiker kreativ. Größte Herausford­erung war die Stabilität der Internetve­rbindung

- VON MICHAELA KRÄMER

Horgau Die Schülerinn­en und Schüler mit ihrer gesamten Lehrerscha­ft der Sing- und Musikschul­e Zusmarshau­sen-Horgau sind erheblich von der Corona-Krise betroffen. Schon im Dezember musste das geplante Weihnachts­konzert im Kulturstad­l Wörleschwa­ng abgesagt werden. Um die veranstalt­ungslose Zeit zu überbrücke­n, hat Johanna Groß gemeinsam mit zehn Schülerinn­en ein Online-Konzert ins Leben gerufen, das live stattfand.

Am Montagaben­d war es dann so weit: Um 18 Uhr schalteten sich Johanna Groß (Lehrkraft an der Singund Musikschul­e Zusmarshau­senHorgau) und Carina Frey (Musikschul­leiterin) in die Wohnzimmer ihrer Schüler und eröffneten die digitale Konzertpre­miere. In einem halbstündi­gen Programm traten sie nacheinand­er in ihren Wohnzimmer­n vor ihren Familien auf. Ein bisschen Skepsis sei anfangs dabei gewesen, ob es auch technisch funktionie­ren werde, erzählt Johanna Groß. „Aber es hat recht gut geklappt. Die Schülerinn­en haben zu den Musikstück­en viel recherchie­rt und mit Begeisteru­ng geübt.“Selbst zu Hause hatten sie eine geeignete Bühne eingericht­et und ihre Videos zur Korrektur oder Verbesseru­ng an ihre Lehrerin geschickt.

Bereits nach den Weihnachts­ferien begann Groß mit den Planungen für das Online-Konzert. „Für mich selbst war ein großes Maß an Selbstüber­windung nötig“, sagt sie. Hat doch das Musizieren alleine im kleinen Kämmerchen zu Hause wenig mit der Musikschul-Arbeit zu tun: fächerüber­greifendes Musizieren mit Liebe zum Detail, ein tolles Bühnen-Ambiente zu schaffen und den Schülern neue Auftrittsp­lattformen

zu ermögliche­n. Auch die Qualität leide unter dem Distanz-Unterricht. „Die ist beim Musizieren nur durch Nähe und unmittelba­res Interagier­en möglich“, sagt Groß. Sie ist alles andere als glücklich über die Situation. „Selbst der Einzelunte­rricht, wo genügend Abstand eingehalte­n werden kann, wurde untersagt.“

Die größte Herausford­erung dieses Online-Konzerts war die Stabilität der Internetve­rbindung. Die zweite Herausford­erung war, dass die Schüler alles in absoluter Eigenveran­twortung vorbereite­n mussten: das Einstimmen und Einspielen des Instrument­s, das Einstellen des Mikrofons und der Kamera, der Soundcheck, damit die Begleitung aus der Bluetooth-Box nicht zu laut erklingt. Moderieren, fehlerfrei spielen und am Ende lächelnd in die Kamera schauen – die Schülerinn­en meisterten dies alles mit Bravour, lobt die Lehrkraft. Über 50 Prozent der Schülerinn­en in Zusmarshau­sen-Horgau von Johanna Groß haben begeistert mitgemacht. Einige seien jedoch durch Homeschool­ing so ausgelaste­t, dass leider nicht mehr viel Platz für das kreative Arbeiten am Instrument bleibe, so die Lehrerin. „Doch gerade jetzt wäre das so wichtig.“Auf Klarinette­n und Altblockfl­öten, zum Teil am Klavier oder am Akkordeon begleitet, wurden recht anspruchsv­olle Musikstück­e von Klassik bis Modern im Online-Unterricht einstudier­t. Zwei Schülerinn­en haben sogar die eigene Begleitung eingespiel­t. Mit spanischen, mexikanisc­hen und österreich­ischen Klängen, Stücken von Beethoven und Bizet, um nur einige zu nennen, machten sie ihrem Publikum große Freude. Und der virtuelle Beifall am Bildschirm war den jungen Künstlern sicher.

Auch wenn das digitale Konzert gut gelungen war, so könne es das ganze Flair eines Livekonzer­ts nicht ersetzen, sagt Johanna Groß. „Mir fehlt vor allem das gemeinsame ,Ausklingen­lassen‘ nach einem Konzert: Gefühle, die durch die Musik ausgelöst wurden, die nachklinge­n und innerlich bewegen. Und diese auch ,ohne Abstand‘ mit anderen Menschen zu teilen. Das ist doch das wahre Glück.“

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Foto: Michaela Krämer Die Schülerinn­en und Schüler der Sing‰ und Musikschul­e Zusmarshau­sen‰Horgau bei ihrem Online‰Konzert.

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