Augsburger Allgemeine (Land West)

WM‰Start: Zu viele Nachlader

Deutsche Biathleten gehen leer aus

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Pokljuka Konsternie­rt schaute Erik Lesser nach seinem misslungen­en Rennen ins Leere, dann folgte die schonungsl­ose Analyse. Auch weil ausgerechn­et der Staffel-Routinier gleich zum Auftakt patzte, gingen die deutschen Biathleten zum Start der Weltmeiste­rschaften im slowenisch­en Pokljuka leer aus. Statt der anvisierte­n Medaille in der MixedStaff­el liefen Lesser, Arnd Peiffer, Denise Herrmann und Franziska Preuß am Mittwoch nach elf Nachladern und mit Rückstand von 1:04,9 Minuten auf Sieger Norwegen nur auf den enttäusche­nden siebten Rang. „Ich bin total traurig über meine Leistung. Ich weiß gar nicht, mit was ich zuerst unzufriede­n sein soll“, sagte Lesser gewohnt selbstkrit­isch.

Während bei der coronabedi­ngt ersten Geister-WM der Geschichte der siegreiche Titelverte­idiger Norwegen sowie Österreich und Schweden auf den Medaillenr­ängen feierten, wartet das deutsche Team weiter auf das vierte WM-Gold im gemischten Doppel seit dem Triumph 2017. In allen Staffelwet­tbewerben hatte Bundestrai­ner Mark Kirchner eine Medaille als Ziel ausgegeben, bei der ersten Möglichkei­t waren die

„Ich bin total traurig über meine Leistung. Ich weiß gar nicht, mit was ich zuerst unzufriede­n sein soll.“

Erik Lesser

Deutschen jedoch chancenlos. „In der Mixed-Staffel laufen eigentlich die vier Besten, ich gehöre heute nicht dazu“, sagte Lesser. Erstmals liefen die Männer in einer WMMixed-Staffel zuerst. Doch Lesser, als Startläufe­r eigentlich eine Bank, geriet im dichten Schneetrei­ben auf der 1350 Meter hohen Hochebene Pokljuka gleich unter Druck. Der für seine Schnellfeu­ereinlagen bekannte Routinier konnte im Stehendsch­ießen gerade so die Strafrunde vermeiden und schickte nach insgesamt vier Nachladern seinen Freund Arnd Peiffer mit bereits 1:02,0 Minuten Rückstand als 17. in die Loipe. Der bereits mit sieben Mixed-Medaillen dekorierte Peiffer blieb zwar mit einem Nachlader stehend im Soll, aber läuferisch hinter seinen Möglichkei­ten.

So wuchs der Rückstand auf die führenden Norweger auf 1:41,9 Minuten an. „Ich war erschrocke­n, als ich den Rückstand gesehen habe. Ich hatte gehofft, Denise auf einer besseren Position zu übergeben“, sagte der Sprint-Olympiasie­ger. Denise Herrmann bestätigte zwar auf der Strecke die Entscheidu­ng der Trainer, sie trotz ihrer schwankend­en Schießleis­tungen zu nominieren. Nach einem fehlerfrei­en Liegendans­chlag brauchte die 32-Jährige stehend dann aber alle Nachlader und konnte keinen Boden auf die Medaillenr­änge gutmachen. Franziska Preuß, 26, konnte nichts mehr ausrichten, auch weil die Konkurrenz keine Fehler machte. „Alle vier waren heute nicht in Topform“, sagte ARD-Expertin Magdalena Neuner.

Für Aufregung vor dem WMAuftakt sorgte der Corona-Fall des österreich­ischen Herren-Cheftraine­rs Ricco Groß. Der 50-jährige Sachse wurde kurz vor dem ersten Rennen positiv getestet, hat aber keine Symptome. Die Deutschen haben sich vier bis fünf Medaillen als Ziel gesetzt. Am Freitag geht es mit dem Sprint der Männer (15.15 Uhr/ARD und weiter.

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