Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Stadt hat genug Reserven bei der Fernwärme

Energiever­sorgung In Nürnberg betrifft der Ausfall eines zentralen Heizkraftw­erks nach einem Großbrand 15.000 Bürger. In Augsburg ist ein derartiges Szenario unwahrsche­inlich. Was die Stadtwerke tun, damit es in den angeschlos­senen Gebäuden warm bleibt

- VON STEFAN KROG

Wenn in den kommenden Tagen und Nächten die Temperatur­en in den Keller gehen, werden die Stadtwerke ihre Kapazitäte­n hochfahren: Um die an die Fernwärme angeschlos­senen Gebäude zu versorgen, werden sie alle verfügbare­n Kraftwerke ans Netz nehmen.

Zusätzlich zum Biomassekr­aftwerk in Lechhausen und zur Müllverbre­nnungsanla­ge, die beide ganzjährig Wärme liefern, werden auch die Gasturbine in Lechhausen und das Heizkraftw­erk neben dem Vincentinu­m (beide laufen im Winter)

hochgefahr­en sowie die beiden Gaskraftwe­rke im Hochfeld (Alter Postweg) und am Supply-Center (Pfersee/Kriegshabe­r) Leistung bringen. Man sei, so Stadtwerke­sprecher Jürgen Fergg, mit vielen dezentrale­n Anlagen gut aufgestell­t.

Wie berichtet wurde in Nürnberg der Katastroph­enfall ausgerufen, nachdem am Montag im dortigen zentralen Heizkraftw­erk ein Großbrand ausgebroch­en war. 15.000 Bürger sind von dem Ausfall der Anlage betroffen. Eilig mussten dort mehrere dieselbetr­iebene Kleinkraft­werke über die Stadt verteilt werden, die Energie ins Fernwärmen­etz

einspeisen. Vorsichtsh­alber wurde Bürgern aber angeboten, dass sie zum vergünstig­ten Preis auch ins Hotel ziehen können, sollte es in der Wohnung kalt werden.

In Augsburg sei ein derartiges Szenario unwahrsche­inlich, so die Stadtwerke. Grund: Die Anlagen sind auf die ganze Stadt verteilt und können, wenn sie alle unter voller Kraft laufen, bis zu 390 Megawatt erzeugen. Allerdings werden auch in extremen Kältewelle­n so wie 2012 zu Spitzenzei­ten „nur“230 Megawatt benötigt. Die nun anstehende Kältewelle wird trotz Nachttempe­raturen um die minus 15 Grad wohl nicht so ausgeprägt sein wie vor neun Jahren. „Wir haben also reichlich Puffer“, so Sprecher Fergg. Selbst wenn ein Kraftwerk einmal ausfalle, solle dies für die Kunden nicht bemerkbar sein, weil die anderen Kraftwerke Wärme liefern. Zudem habe man in der größten Anlage neben dem Vincentinu­m vor einigen Jahren eine halbe Million Euro in den Brandschut­z gesteckt, sodass ein Brand grundsätzl­ich unwahrsche­inlich sei.

Umgerechne­t liefert die Fernwärme in Augsburg Energie für 35.000 Haushalte, wobei ein großer Teil auf Firmen (etwa MAN und Kuka),

Schulen und Krankenhäu­ser entfällt. Aber auch Wohngebiet­e wie das Univiertel, die ehemaligen USKasernen, die Innenstadt und das Schwabence­nter hängen am Netz. In Neubaugebi­eten wird zunehmend auf diese Energiefor­m gesetzt. So bauen die Stadtwerke bis 2022 eine neue Leitung nach Oberhausen, um das künftige Zeuna-Areal anzuschlie­ßen. Auch der Innovation­spark und der neue Uni-MedizinCam­pus werden mit Fernwärme geheizt. Im vergangene­n und dem laufenden Jahr werde man deutlich stärker wachsen als in der Vergangenh­eit, so die Stadtwerke.

Die Technologi­e soll mit dabei helfen, den Kohlendiox­idausstoß in Augsburg zu senken, weil die Großanlage­n (meist werden dort durch die Verbrennun­g von Gas gleichzeit­ig Strom und Wärme erzeugt) mit höherem Wirkungsgr­ad arbeiten als Einzelheiz­ungen. Für die Kunden von Vorteil ist, dass die Fernwärmea­nschlüsse im Keller technisch weniger aufwändig sind als eine eigene Heizungsan­lage, allerdings sind sie an die Versorgung­spreise der Stadtwerke gebunden und können, anders als bei Strom und Gas, nicht zwischen verschiede­nen Anbietern wechseln.

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