Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie sich die Arbeit der Retter verändert hat
Pandemie Reinigung, Masken, Schutzanzüge: Der Aufwand ist für die Rettungsdienste durch Corona größer geworden. Und vor allem eine Art von Einsätzen hat sich im Corona-Jahr 2020 deutlich gewandelt
Die Prozedur ist aufwendig. Bevor die Mitarbeiter der Augsburger Rettungsdienstesich Menschen nähern, die mit dem Coronavirus infiziert oder zumindest Verdachtsfälle sind, ziehen sie sich spezielle Anzüge an, die sie von Kopf bis Fuß komplett schützen. Wenn die Sanitäter die Patienten ins Krankenhaus gebracht haben, entsorgen sie die Schutzkleidung und reinigen den Rettungswagen gründlich, desinfizieren ihn. Das alles dauert, und es kam in den vergangenen Monaten nicht gerade selten vor. Die CoronaKrise hat die Arbeit der Retter nicht grundlegend verändert, aber sie teils komplizierter gemacht – und dafür gesorgt, dass einige spezielle Einsätze deutlicher häufiger, andere eher seltener vorkamen.
Die Schutzausrüstung zu tragen, sei körperlich teilweise belastend,sagt Patrick Spott, Notfallsanitäter und Wachleiter der Johanniter in Augsburg. Die Johanniter bewältigten im Corona-Jahr 2020 insgesamt 6735 Einsätze in Augsburg, 250 mehr als im Vorjahr, also eine vergleichbare Größe. Die Auswirkungen der Pandemie seien dennoch sichtbar geworden, sagt Spott. Was sich vor allem in einer Kennziffer zeigt: Bei den Johannitern waren vergangenes Jahr 40 Prozent aller Krankentransporte Fahrten, in denen die Mitarbeiter des Rettungsdienstes Menschen transportierten, die möglicherweise mit dem Coronavirus infiziert waren. Ein entsprechend hoher Aufwand. Während die Zahl der Einsätze in Schutzkleidung für die Rettungsdienste aufgrund der Pandemie drastisch nach oben ging, mussten die Einsatzkräfte in Augsburg deutlich seltener aufgrund von Verkehrsunfällen ausrücken.
Wie berichtet, notierte auch die Augsburger Polizei deutlich weniger Verkehrsunfall-Einsätze, auch wenn noch keine endgültigen Zahlen für 2020 vorliegen. Doch alleine während der Zeit des Frühjahrslockdowns sank die Zahl der Karambolagen deutlich. Zwischen dem 21. März und dem 19. April krachte es um 60 Prozent weniger als in den Vergleichszeiträumen der Vorjahre, teilte das Polizeipräsidium zuletzt auf Anfrage mit. Was nicht heißt,
es während der Corona-Zeit gar keine Unfälle mehr gibt. „Die Unfälle haben sich in den häuslichen Raum verlagert“, sagt Iris Nowak, Sprecherin der Johanniter Schwaben.
Ähnliches berichtet Lothar Ellenrieder, Leiter des Rettungsdienstes des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) Augsburg. An sich habe sich durch die Corona-Krise für die Arbeit gar nicht so viel geändert, sagt er. Aber insbesondere in der ersten Lockdownphase im Frühjahr habe man beobachten können, dass die
Zahl der Verkehrsunfälle gesunken, die der Unfälle im privaten Raum aber gestiegen sei. Während des jetzigen Lockdowns sei diese Entwicklung nicht mehr so signifikant. Auch beim BRK in Augsburg hat die Corona-Krise nicht dazu geführt, dass die Gesamtzahl der Einsätze groß eingebrochen oder nach oben geschnellt wäre. 2020 notierte der Augsburger Kreisverband 40.600 Einsätze, im Jahr 2019 waren es 41.300 gewesen. Auch hier ist der Unterschied also marginal. Ellenrieder sagt aber ebenfalls: Der
Zeitaufwand der einzelnen Einsätze sei durch die Hygienemaßnahmen teils deutlich gestiegen. Wegen des großen Aufwands mussten regelmäßig auch Ehrenamtliche zusätzlich bei Krankentransporten einspringen.
Koordiniert werden alle Feuerwehrund Rettungseinsätze im Großraum Augsburg und den Landkreisen Dillingen und Donau-Ries seit 2008 von der Integrierten Leitstelle. Leitstellen-Leiter Stefan Würz sagt, bei Krankentransportendauere es aufgrund der Hygienedass maßnahmen pro Einsatz etwa eine halbe Stunde länger als gewöhnlich, sobald der Verdacht im Raum stehe, dass der Patient mit Corona infiziert sei. Wie berichtet, hat sich auch die Situation für die Feuerwehr durch die Corona-Krise verändert. So berichtete ein Sprecher der Augsburger Berufsfeuerwehr bereits im Frühjahr, dass es weniger Einsätze wegen Brandmeldeanlagen in Firmen gäbe; eine Folge der Tatsache, dass viele Beschäftigte im Homeoffice sind und waren.