Augsburger Allgemeine (Land West)
Ohne Ehrenamt geht es nicht
Es ist ein stressiger Job, bereits unter normalen Bedingungen. Und normale Bedingungen gibt es in der Corona-Krise schon seit geraumer Zeit nicht mehr. Für Mitarbeiter von Rettungsdiensten gilt dies umso mehr, kommen sie doch täglich mit Menschen in Berührung, die mit dem Coronavirus infiziert sein könnten. Die Schutz- und Hygienemaßnahmen in dem Bereich sind absolut sinnvoll, einfacher machen sie die Lage und die Arbeitstage für die Retter nicht, sondern bringen eine zusätzliche Belastung mit sich, die nicht unterschätzt werden sollte.
Wer in dieser Zeit einen Beruf hat, der es möglich macht, von zu Hause aus zu arbeiten, mag über den Stress und die Nöte, den dieses Modell teils mit sich bringt, in vielen Situationen fluchen. Aber er ist dadurch weniger dem Risiko einer Infektion ausgesetzt als Menschen, die in Arbeitssituationen tätig sind, bei denen kein Mindestabstand eingehalten werden kann - oder zwangsläufig direkter Kontakt zu fremden Personen besteht.
Dass die Krise den Blick auch auf Berufsgruppen lenkt, über deren Unverzichtbarkeit sonst nicht viel gesprochen wird, ist hinlänglich bekannt: die Verkäuferin im Supermarkt etwa, den Notfallsanitäter. Es mag vielen von ihnen guttun und eine Hilfe sein, dass die gesellschaftliche Anerkennung und Würdigung in der Krise erheblich gestiegen ist. Noch hilfreicher wäre es allerdings, diese Berufe attraktiver zu machen, sie also etwa finanziell besser zu entlohnen. Hierzu muss die Politik die Rahmenbedingungen schaffen. Im Bereich des Rettungswesens geht es allerdings auch ohne ehrenamtliche Helfer nicht.
Die Krise zeigt auch, welchen Wert das Ehrenamt in unserer Gesellschaft hat – und welche Bedeutung für das Funktionieren ganzer essentieller Berufszweige.