Augsburger Allgemeine (Land West)
Senioren bangen um ihre zweite Impfung
Pandemie Der Gesundheitsminister verspricht, dass bestehende Termine eingehalten werden. Doch wann der Impfstoff-Nachschub im Kreis Augsburg kommt, ist unklar
Landkreis Augsburg Dem Landkreis Augsburg geht der Impfstoff aus. Anders als versprochen, unterblieb eine Lieferung des Herstellers Biontech. Nun bangen Hunderte über 80-Jährige im Landkreis um ihre zweite Impfung. Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) verspricht: „Die Gewährleistung der Zweitimpfungen im Freistaat haben Priorität und sind sichergestellt.“Das funktioniert aber nur, wenn rechtzeitig Nachschub kommt. Wie das Landratsamt auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigte, sind bislang weder ein konkreter Termin noch Liefermengen bekannt.
Seit vergangenem Donnerstag ist klar, dass der Kreis kaum noch Vakzine des Herstellers Biontech hat und bislang auch keine neue Lieferung dieses Stoffs in Sicht ist. Das hat Folgen: Derzeit können keine neuen Termine zum Impfen vereinbart werden. Denn auch der versprochene Stoff des Herstellers AstraZeneca ist noch nicht im Kreis angekommen. Dazu kommen technische Probleme.
Noch am Samstagvormittag, 11 Uhr, überreichte Landrat Martin Sailer einer Seniorin im Gablinger Impfzentrum einen Blumenstrauß anlässlich der zehntausendsten Impfung. Zu diesem Zeitpunkt war schon längst klar, dass der Biontech
Impfstoff nicht mehr lange reichen wird. Einen Tag später, am Sonntag gegen 10 Uhr, bekam der Landkreis dann die Nachricht, dass auch der versprochene Impfstoff der Firma Moderna ausbleibt. Stattdessen rechnet man zur Zeit nur noch mit einer Lieferung des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca, die im Laufe der Woche kommen soll.
Dieser Impfstoff wird in Deutschland erst seit wenigen Tagen einge– als drittes zugelassenes Präparat nach den Vakzinen von Biontech/ Pfizer und Moderna. Das Problem:
Der AstraZeneca-Impfstoff darf nur Menschen unter 65 Jahren verabreicht werden. Denn er gilt als weniger wirksam als der des deutschen Herstellers Biontech. Die Ständige Impfkomission (STIKO) weißt darauf hin, dass es bislang nicht ausreichend Studien gibt, welche die Wirksamkeit von AstraZeneca bei der
Gruppe der über 80-Jährigen belegen. Die Biontech-Vorräte im Kreis reichen aber nur noch bis zum Ende der Woche, heißt es aus dem Landratsamt. Das Impfzentrum in Gablingen muss deshalb am Wochenende pausieren. Das sorgt auch unter denjenigen, die bereits einen Termin für die zweite Impfung haben, für Verunsicherung. Eine von ihnen ist Stephanie Justus aus Biberbach. Ihr Termin für die zweite Impfung steht, habe ihr eine Mitarbeiterin des Impfzentrums in Gablingen am Mittwoch versichert.
Doch einen Vorrat für Zweitimpfungen gibt es im Gablinger Impfzentrum nicht, sagt Landratsamtssprecher Jens Reitlinger. Der Stoff könne dort nämlich nur für fünf Tage gekühlt und gelagert werden. Dann muss Nachschub vom Freistaat kommen.
Ein Sprecher des bayerischen Gesundheitsministerium erklärt dazu auf Nachfrage: „Aktuell liegen für den Februar noch weitere Lieferzusagen in Höhe von rund 700.000 Impfdosen der verschiedenen Hersteller vor. Wie viele davon an die einzelnen Landkreise und Städte geliefert werden, richtet sich nach der Einwohneranzahl und den von den Bezirksregierungen gemeldeten Bedarfen.
Momentan geht man im Landratsamt davon aus, dass die 1000 versetzt sprochenen Dosen von AstraZeneca in der kommenden Woche an unter 65-Jährige verimpft werden können. Sicher ist aber auch das nicht. Denn noch können keine Termine dafür vereinbart werden. Grund dafür ist ein technisches Problem. Bei der Terminvergabe arbeitet der Kreis mit einer bayernweiten Software. Die ist allerdings bislang nicht auf den neuen Stoff von AstraZeneca ausgerichtet. Man arbeite mich Hochdruck daran, das Programm anzupassen, versichert ein Sprecher des Gesundheitsministeriums unserer Redaktion. Doch solange dieses Softwareproblem nicht behoben ist, geht bei der Terminvergabe nichts.
Noch geht man davon aus, dass dieses technische Problem bald behoben ist. Dann will sich der Kreis mit denjenigen in Verbindung setzen, die für den AstraZeneca-Impfstoff in Frage kommen. Das sind laut Landratsamtssprecher Jens Reitlinger alle, die jetzt schon auf der Prioritätenliste stehen, aber unter 65 Jahre alte sind. Höchste Priorität haben Menschen, die in Pflegeeinrichtungen leben oder arbeiten oder regelmäßig pflegebedürftige Menschen versorgen. Zudem alle Beschäftigten in Intensivstationen, Notaufnahmen, bei Rettungsdiensten, in der Palliativversorgung oder anderen medizinischen Einrichtungen.