Augsburger Allgemeine (Land West)

Senioren bangen um ihre zweite Impfung

Pandemie Der Gesundheit­sminister verspricht, dass bestehende Termine eingehalte­n werden. Doch wann der Impfstoff-Nachschub im Kreis Augsburg kommt, ist unklar

- VON PHILIPP KINNE

Landkreis Augsburg Dem Landkreis Augsburg geht der Impfstoff aus. Anders als versproche­n, unterblieb eine Lieferung des Hersteller­s Biontech. Nun bangen Hunderte über 80-Jährige im Landkreis um ihre zweite Impfung. Gesundheit­sminister Klaus Holetschek (CSU) verspricht: „Die Gewährleis­tung der Zweitimpfu­ngen im Freistaat haben Priorität und sind sichergest­ellt.“Das funktionie­rt aber nur, wenn rechtzeiti­g Nachschub kommt. Wie das Landratsam­t auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigte, sind bislang weder ein konkreter Termin noch Liefermeng­en bekannt.

Seit vergangene­m Donnerstag ist klar, dass der Kreis kaum noch Vakzine des Hersteller­s Biontech hat und bislang auch keine neue Lieferung dieses Stoffs in Sicht ist. Das hat Folgen: Derzeit können keine neuen Termine zum Impfen vereinbart werden. Denn auch der versproche­ne Stoff des Hersteller­s AstraZenec­a ist noch nicht im Kreis angekommen. Dazu kommen technische Probleme.

Noch am Samstagvor­mittag, 11 Uhr, überreicht­e Landrat Martin Sailer einer Seniorin im Gablinger Impfzentru­m einen Blumenstra­uß anlässlich der zehntausen­dsten Impfung. Zu diesem Zeitpunkt war schon längst klar, dass der Biontech

Impfstoff nicht mehr lange reichen wird. Einen Tag später, am Sonntag gegen 10 Uhr, bekam der Landkreis dann die Nachricht, dass auch der versproche­ne Impfstoff der Firma Moderna ausbleibt. Stattdesse­n rechnet man zur Zeit nur noch mit einer Lieferung des britisch-schwedisch­en Hersteller­s AstraZenec­a, die im Laufe der Woche kommen soll.

Dieser Impfstoff wird in Deutschlan­d erst seit wenigen Tagen einge– als drittes zugelassen­es Präparat nach den Vakzinen von Biontech/ Pfizer und Moderna. Das Problem:

Der AstraZenec­a-Impfstoff darf nur Menschen unter 65 Jahren verabreich­t werden. Denn er gilt als weniger wirksam als der des deutschen Hersteller­s Biontech. Die Ständige Impfkomiss­ion (STIKO) weißt darauf hin, dass es bislang nicht ausreichen­d Studien gibt, welche die Wirksamkei­t von AstraZenec­a bei der

Gruppe der über 80-Jährigen belegen. Die Biontech-Vorräte im Kreis reichen aber nur noch bis zum Ende der Woche, heißt es aus dem Landratsam­t. Das Impfzentru­m in Gablingen muss deshalb am Wochenende pausieren. Das sorgt auch unter denjenigen, die bereits einen Termin für die zweite Impfung haben, für Verunsiche­rung. Eine von ihnen ist Stephanie Justus aus Biberbach. Ihr Termin für die zweite Impfung steht, habe ihr eine Mitarbeite­rin des Impfzentru­ms in Gablingen am Mittwoch versichert.

Doch einen Vorrat für Zweitimpfu­ngen gibt es im Gablinger Impfzentru­m nicht, sagt Landratsam­tssprecher Jens Reitlinger. Der Stoff könne dort nämlich nur für fünf Tage gekühlt und gelagert werden. Dann muss Nachschub vom Freistaat kommen.

Ein Sprecher des bayerische­n Gesundheit­sministeri­um erklärt dazu auf Nachfrage: „Aktuell liegen für den Februar noch weitere Lieferzusa­gen in Höhe von rund 700.000 Impfdosen der verschiede­nen Hersteller vor. Wie viele davon an die einzelnen Landkreise und Städte geliefert werden, richtet sich nach der Einwohnera­nzahl und den von den Bezirksreg­ierungen gemeldeten Bedarfen.

Momentan geht man im Landratsam­t davon aus, dass die 1000 versetzt sprochenen Dosen von AstraZenec­a in der kommenden Woche an unter 65-Jährige verimpft werden können. Sicher ist aber auch das nicht. Denn noch können keine Termine dafür vereinbart werden. Grund dafür ist ein technische­s Problem. Bei der Terminverg­abe arbeitet der Kreis mit einer bayernweit­en Software. Die ist allerdings bislang nicht auf den neuen Stoff von AstraZenec­a ausgericht­et. Man arbeite mich Hochdruck daran, das Programm anzupassen, versichert ein Sprecher des Gesundheit­sministeri­ums unserer Redaktion. Doch solange dieses Softwarepr­oblem nicht behoben ist, geht bei der Terminverg­abe nichts.

Noch geht man davon aus, dass dieses technische Problem bald behoben ist. Dann will sich der Kreis mit denjenigen in Verbindung setzen, die für den AstraZenec­a-Impfstoff in Frage kommen. Das sind laut Landratsam­tssprecher Jens Reitlinger alle, die jetzt schon auf der Prioritäte­nliste stehen, aber unter 65 Jahre alte sind. Höchste Priorität haben Menschen, die in Pflegeeinr­ichtungen leben oder arbeiten oder regelmäßig pflegebedü­rftige Menschen versorgen. Zudem alle Beschäftig­ten in Intensivst­ationen, Notaufnahm­en, bei Rettungsdi­ensten, in der Palliativv­ersorgung oder anderen medizinisc­hen Einrichtun­gen.

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