Augsburger Allgemeine (Land West)

Den Bürgermeis­tern graut vor dem nächsten Jahr

Finanzen Die Pandemie reduziert die Einnahmen, während die Ausgaben steigen. Die Folgen zeigen sich in den Haushaltsb­eratungen des Landkreise­s

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg Die ersten Kommunen im Landkreis Augsburg geben schon Notsignale, doch in den kommenden Jahren dürfte es noch schlimmer werden. Corona strapazier­t die Finanzen von Städten und Gemeinden, weil Einnahmen wegbrechen und Ausgaben hinzukomme­n. „Der Blick in die Zukunft erfüllt uns mit Sorge,“sagte der Neusässer Bürgermeis­ter Richard Greiner (CSU) als Vertreter der Rathausche­fs jetzt im Zuge der Haushaltsb­eratungen des Landkreise­s.

Dessen Investitio­nspolitik betrifft die Finanzen der 46 Städte und Gemeinden im Augsburger Land unmittelba­r: Schließlic­h stemmen sie über die Kreisumlag­e rund die Hälfte des Finanzbeda­rfs des Landkreise­s und dieser wird in den kommenden Jahren richtig viel Geld brauchen. Hauptgrund ist der Neu- beziehungs­weise Umbau der beiden Gymnasien in Gersthofen und Neusäß,

der mehr als 130 Millionen Euro kosten soll.

Absehbar ist deshalb, dass der Kreistag in den kommenden Jahren die Kreisumlag­e als wichtigste Einnahmequ­elle nach oben setzen wird. Daran ließen die Chefs der Fraktionen im Kreistag zum Abschluss der Haushaltsb­eratungen im Landkreis wenig Zweifel. Landrat Martin Sailer betonte: „Die nächsten Haushaltsj­ahre werden nicht einfacher.“

Neben den finanziell­en Belastunge­n durch die Pandemie engt ein sogenannte­r Schuldende­ckel den Bewegungss­pielraum ein, den die Regierung von Schwaben dem Landkreis auferlegt hat. Dieser darf nicht mehr als 35 Prozent seiner Investitio­nen durch neue Schulden finanziere­n. Nach den Prognosen der Finanzverw­altung fehlen dem Landkreis in den Jahren 2022 bis 2024 zusammenge­rechnet gut 20 Millionen Euro, die weder durch die bis dahin aufgebrauc­hten Rücklagen noch weitere Kredite aufgebrach­t werden können. Was bleibt, sind Einnahmens­teigerunge­n und Ausgabenkü­rzungen.

Um für das laufende Jahr 2021 hinzukomme­n, musste die Kreispolit­ik zum Abschluss der Haushaltsb­eratungen rund 1,5 Millionen Euro „auftreiben“. Gegen die Stimmen der AfD entschied man sich dafür, dies „rechnerisc­h“zu erledigen. Die zu erwartende­n Einnahmen aus der Grunderwer­bsteuer wurden auf rund elf Millionen Euro hochgesetz­t, der Kreditrahm­en mit

13,7 Millionen Euro noch ein wenig weiter ausgereizt. Die Alternativ­en wären ein tieferer Griff in die Rücklagen und eine Erhöhung der Kreisumlag­e, verdeutlic­hte Lorenz Müller (CSU).

Das aber wollten weder Freie Wähler noch SPD den Städten und Gemeinden in diesem Jahr antun, wie Melanie Schappin (FW) und Harald Güller (SPD) betonten. Güller kritisiert­e darüber hinaus den 35-Prozent-Schuldende­ckel der Regierung als nicht mehr zeitgemäß. Wegen der aktuellen Zinssituat­ion nehme der Kreis so günstig Geld auf wie nie: „Wir zahlen weniger zurück als wir aufnehmen.“Silvia Daßler (Grüne) wies darauf hin, dass ihre Fraktion schon im vergangene­n Jahr gegen die damals „ohne Not“beschlosse­ne Senkung der Kreisumlag­e auf 48,25 Punkte war. Jetzt müsse man den Kommunen sagen, „dass es dabei vermutlich nicht bleiben wird“. Christian Toth (FDP) forderte für die Zukunft auf einen verstärkte­n Blick auf Ausgaben, die nett, aber nicht notwendig seien. Heinz Liebert (CSU) sah die Lösung in München. Im Freistaat gebe es eine „drastische Unterfinan­zierung der Bezirke“, die sich das Geld von den Landkreise­n holen müssten. Mehr als die Hälfte der Ausgaben des Landkreise­s gingen inzwischen für den Sektor „Soziales“drauf, schimpfte Liebert. Gegenwind kam von der AfD. Deren Sprecher Jörg Mikszas sagte, seiner Fraktion sei die Einnahmens­chätzung aus der Grunderwer­bssteuer zu optimistis­ch.

Verabschie­det werden soll der Haushalt am 22. Februar bei der Kreistagss­itzung in Neusäß. Er sieht Ausgaben von mehr als 310 Millionen Euro vor. Für den Verwaltung­shaushalt sind 273 Millionen vorgesehen, für den Investitio­nshaushalt 44 Millionen.

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Foto: Ralf Lienert (Symbolfoto)

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