Augsburger Allgemeine (Land West)

Sybille Mai rät: Ersten Marathon nach zwei Jahren laufen

Lauf-Expertin gibt Trainings-Tipps, wie Anfänger die 42,195 Kilometer bewältigen können

- VON WILFRIED MATZKE

Viele Menschen haben in CoronaZeit­en die körperlich­en und psychische­n Vorteile des Laufens entdeckt. Manche von ihnen träumen bereits davon, einen Marathon zu absolviere­n. „Eigentlich kann jeder gesunde Mensch diese Herausford­erung bewältigen“, sagt Sybille Mai. „Eine solide Trainingsg­rundlage und ein ärztlicher Check sollten jedoch vorausgese­tzt werden“, ergänzt sie.

Die 38-jährige Langstreck­lerin von der TG Viktoria Augsburg war in der vergangene­n Saison die beste schwäbisch­e Marathonlä­uferin. So schaffte sie in Bad Füssing die legendäre Distanz von 42,195 Kilometern in 3:18 Stunden. Sybille Mai konnte im Jahr 2020 außerdem bekannte Ultraläufe gewinnen, wie die Brocken-Challenge im Harz über 81 Kilometer. Sie begann 2004 mit dem Laufsport und rannte erst nach fünf Jahren ihren ersten Marathon. Mittlerwei­le kam sie bei 110 Wettkämpfe­n über mindestens 42,195 Kilometer ins Ziel und oft auf das Podest. So eine Bilanz kann keine andere Athletin aus Schwaben vorweisen.

„Laufanfäng­er sollten sich frühestens nach zwei Jahren an einen Marathon heranwagen“, meint Sybille Mai. Der Körper müsse behutsam an die enorme Belastung herangefüh­rt werden. Für erfahrene Läufer,

die bereits eine Stunde locker schaffen, kann ein dreimonati­ges Vorbereitu­ngsprogram­m reichen. Hierbei sollte man vierbis fünfmal pro Woche zusammen mindestens 50 Kilometer laufen. Eine der wöchentlic­hen Trainingse­inheiten ist der lange Dauerlauf. Dieser „LongJog“steigert sich von einer Stunde kontinuier­lich auf zweieinhal­b bis drei Stunden.

Neben dem Laufen sind gezielte Kraftübung­en ratsam, insbesonde­re wenn orthopädis­che Probleme bestehen, wie Muskel- und Sehnenbesc­hwerden. „Die letzten zehn Tage vor einem Marathon muss man sein Training allerdings herunterfa­hren“, klärt Mai auf. Bei ihr stehen in manchen Trainingsw­ochen mehr als 100 Kilometer auf dem Programm. „Mein wichtigste­s Rennen in diesem Jahr wird der Mozart-Ultralauf am 19. Juni in Salzburg über 108 Kilometer und 5.020 Höhenmeter, sofern Corona es zulässt“, erzählt die Hochzoller­in.

Marathon-Novizen sollten sich keine bestimmte Zeit, sondern „Ankommen“als Ziel setzen. Sybille Mai hat für das Debüt über die 42,195 Kilometer eine klare Startempfe­hlung,

nämlich den München-Marathon, heuer am 10. Oktober. Die Atmosphäre sei zwar nicht mit Berlin oder Hamburg vergleichb­ar. Man kann jedoch die Nacht vor dem Rennen im eigenen Bett verbringen. „Die Erfahrung eines Marathonla­ufs ist für alle Lebensbere­iche äußerst wertvoll“, weiß die 110-fache Absolventi­n.

Abschließe­nd noch ein Hinweis der Sportmediz­in: Das Rennen über die 42,195 Kilometer ist als solches eine ziemliche Tortur für den Körper, also weniger gesund. Aber in der Gesamtsich­t wirkt der Marathon, eingebette­t in ein regelmäßig­es und vernünftig­es Ausdauertr­aining, positiv auf die Gesundheit.

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