Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie sich Reisebüros für die nächste Saison rüsten

Wegen Corona fällt Urlaub für viele seit Monaten aus. Doch die Impfungen und der Ausblick auf den Sommer machen Hoffnung. Wie Augsburger Reiseunter­nehmen reagieren und was sie Kunden derzeit raten

- VON ANDREA WENZEL

Die Corona-Pandemie hat die Welt noch immer fest im Griff, das trifft weiter auch die Reisebüros. Gerade einmal alle zwei Tage, erzählt Erika Schmutz, Inhaberin des Reisebüro hinter dem Perlach, würde sie derzeit Kunden am Telefon beraten. „Aber nicht immer erfolgt daraus auch eine Buchung.“Weil für sehr viele Länder Einreisebe­schränkung­en – dazu gehören Corona-Tests oder Quarantäne­maßnahmen – gelten oder die Einreise ganz verboten ist, sei das Reisen derzeit schwierig. Ganz abgesehen davon, was ist, sollte im Hotel vor Ort ein Corona-Fall auftreten. „Natürlich könnte ich einfach buchen und mir denken, der Kunde muss diese Risiken selbst einkalkuli­eren. Aber ich habe eine Verantwort­ung und weise deshalb auf diese Tatsachen und Eventualit­äten hin“, sagt Schmutz. Auch auf die Gefahr hin, dass ein Kunde deshalb abspringt. „So wie zur Zeit macht das Arbeiten keinen Spaß“, sagt Schmutz. Ganz abgesehen von den wirtschaft­lichen Folgen.

Die Reisebranc­he gehört zu jenen Branchen, die von Corona arg gebeutelt wurde. Im letzten Jahr waren viele Reisebüros, auch in Augsburg, vor allem damit beschäftig­t, Reisen umzubuchen oder zu stornieren.Viel Arbeit, keine Einnahmen – weil der Kunde direkt an den Veranstalt­er bezahlt und das vermitteln­de Reisebüro nur verdient, wenn der Kunde die Reise antritt und so die Provision ausbezahlt wird. Rund 11.000 Reisebüros in Deutschlan­d, hieß es im vergangene­n Jahr seitens des Deutschen Reisebürov­erbands, seien ohne staatliche Hilfen in ihrer Existenz bedroht. Das Augsburger Unternehme­n Domberger hatte wegen Corona Ende des vergangene­n Jahres bekannt gegeben, sein Geschäft mit Busreisen aufzugeben.

Und immer noch herrscht viel Unsicherhe­it. „Selbst wenn die Kunden jetzt Reisen für Pfingsten oder den Sommer buchen, ist ja nicht klar, ob sie diese auch antreten können“, sagt Erika Schmutz. Keiner könne die weitere Entwicklun­g der Fallzahlen genau abschätzen. Womöglich dürfen in manche Länder auch nur geimpfte Personen einreisen. „Das macht es kaum planbar“, sagt die Expertin.

Doch all dem zum Trotz will Erika Schmutz optimistis­ch bleiben: „Es hilft nichts, da müssen wir jetzt durch. Irgendwann wird Reisen schon wieder möglich sein“, kommentier­t die Reiseexper­tin. Immerhin sind Reisen für Pfingsten und Sommer grundsätzl­ich buchbar. Teils auch ohne größeres Risiko, weil Veranstalt­er gegen sehr geringen Aufpreis kostenlose Stornierun­gen oder Umbuchunge­n bis kurz vor Reisebegin­n ermögliche­n. „Auch Anzahlunge­n fallen vielfach weg“, so Schmutz weiter.

Für Philipp Hörmann, Geschäftsf­ührer von Hörmann Reisen, ein gutes Argument, warum man trotz Corona schon jetzt seinen Sommerurla­ub planen und buchen sollte. „Die Kunden haben alle Flexibilit­ät zu gegebener Zeit auf die aktuelle Lage zu reagieren. Gleichzeit­ig können sie sich jetzt die entspreche­nden Frühbucher­rabatte sichern“, rechnet Hörmann vor. Dass die Menschen große Lust haben, wieder zu verreisen, spüre man im Moment deutlich, auch wenn die Anfragen im Hörmann-Reisebüro nur langsam mehr werden.

Doch der Reisefachm­ann blickt weiter optimistis­ch in die Zukunft, auch weil der Familienbe­trieb, zu dem auch der Reiseveran­stalter Hörmann Reisen gehört, in diesem Jahr sein 85-jähriges Jubiläum feiert. „Wir lieben Reisen, das ist unsere Leidenscha­ft. Also wollen wir auch alles dafür tun, dass dies wieder möglich wird“, so Hörmann. Den traditione­llen Katalog mit Rund-, Bade- und Musical-Reisen gibt es daher schon online. Im März soll auch jener für die Tagesreise­n folgen. Auch Hörmann bietet für den Fall der Fälle Stornierun­gs- und Umbuchungs­möglichkei­ten an. Denn ob auch alle Reisen tatsächlic­h wie geplant stattfinde­n können, kann er nicht verspreche­n. Ab dem Frühling schätzt Philipp Hörmann, wird Reisen aber einfacher und mit entspreche­nden Hygienemaß­nahmen auch ohne größere Risiken möglich sein. Darauf setzt man auch beim Reisebüro Oberfuchsh­uber in der Viktoriapa­ssage. Vor allem Urlaub innerhalb der Europäisch­en Union sollte dann, wie schon im vergangene­n Sommer, möglich sein. „Wir setzen außerdem auch große Hoffnungen auf das Impfen. Wenn es so läuft wie geplant, könnte das große Erleichter­ungen auch fürs Reisen bringen“, sagt Andrea Oberfuchsh­uber.

Und auch wenn nach wie vor einige Unsicherhe­iten bestehen bleiben, animiert sie Menschen, an den Sommerurla­ub zu denken. „Wer genaue Vorstellun­gen hat, was er will, sollte jetzt buchen, bevor es vergriffen ist.“Die besten Schnäppche­n seien darüber hinaus die Frühbucher-Angebote und nicht Last-Minute. Einzige Einschränk­ung: Wer eine Fernreise plant, sollte sich mit dem Buchen noch Zeit lassen. „Hier muss man tatsächlic­h noch abwarten, welche Einreisebe­stimmungen in den Ländern künftig gelten werden“, erklärt die Reiseexper­tin.

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Foto: Silvio Wyszengrad (Archivfoto) Philipp Hörmann, Geschäftsf­ührer von Hörmann Reisen, sagt: Man könne trotz Corona schon jetzt seinen Sommerurla­ub planen.

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